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Kann ich dich lieben?

Kann ich dich lieben?

 

 

Inzwischen ist es 3 Monate her, seit sich Kai und Ray ihre Liebe gestanden haben. Die zwei führten eine glückliche Beziehung, auch wenn sie sie geheim hielten. Die beiden fanden es wichtig, dass Tyson und die anderen es nicht mitbekamen. Und wenn sie ehrlich waren, fanden sie es recht amüsant.

Jedoch hatte diese Beziehung einen Haken. Ray entdeckte Kais dunkles Geheimnis. Ein Geheimnis, dass lieber im Verborgenen geblieben wäre...

 

Kapitel 1: ER erscheint

 

Der heutige Tag war wie jeder andere. Die Bladebreakers wurden unter Kais Aufsicht trainiert und Tyson moserte, wo es nur ging. Schon nach nur 30 Minuten war dieser K.O.

 

„Können wir... mal... ne Pause... machen? Es sind 30°C... *schwitz*“

„Mensch Tyson...! Du solltest mal an deiner Kondition arbeiten!“, meckerte Kai ihn an.

 

Kopfschüttelnd sah Kai zu Ray hinüber, der ihn anlächelte. Kai lächelte freundlich zurück. Der Grauhaarige hatte es längst aufgegeben, Tyson lange Predigen zu halten, also ging er einfach in die Hütte zurück. Ray folgte ihm.

Nachdem die beiden in Kais Zimmer ankamen, setzten sich die beiden hin. Kai sich an seinen Schreibtisch und Ray sich auf sein Bett.

 

„Unmöglich der Kerl!“, gab Kai wütend wieder.

„Reg dich doch nicht so auf. Er ist eben nicht so stark wie du...“, antwortete Ray, der in Kais Notizbuch las.

 

Kai sah ihn verblüfft an. Ray merkte dies jedoch nicht, da er sehr in die Notizen seines Schatzes vertieft war. Er war so darin vertieft, dass er nicht mitbekam, wie Kai sich neben ihn setzte. Erst nachdem Kai ihn am Nacken küsste, bemerkte er ihn. Zeitgleich fing er an, Kais sanfte Küsse zu genießen.

Kai zog Rays Hemd nun noch etwas weiter runter, um ihm auch dort verwöhnen zu können.

 

„Warte mal kurz...“, sagte Ray, der gerade aufstand.

 

Kai hasste es zwar, wenn Ray einfach aufstand, aber das war er mittlerweile gewohnt. Er beobachtete Ray, der ein „Tritt ein und Stirb“ – Schild aufhing und die Tür abschloss.

 

„So... Jetzt können wir weitermachen^.^.“

 

Langsam ging Ray auf Kai zu und zog sich derweil seine Sachen, bis auf die Boxershorts, aus. Nachdem er wieder bei Kai angelangt war, legte er sich vor ihn hin. Ray sah Kai schmachtend an. Er freute sich schon auf Kais Zärtlichkeiten, doch die blieben aus...

ER war wieder aufgetaucht. ER sah Ray mit erschreckend lüsternem Blick an. Ein Blick, der jedem Angst einjagen konnte. Zitternd lag Ray nun da, von IHM an den Händen festgehalten.  ER fing an, Ray am Hals zu küssen. Dieser wollte sich wehren, schaffte es aber nicht. Sein Gegenüber war einfach zu stark. Mit halboffenen, tränenden Augen und schmerzverzerrtem Gesicht blickte Ray IHN an. Er konnte es nicht verhindern, also neigte er seinen Kopf zur Seite und hörte auf sich zu wehren. Ihm fehlte der Mut und die Kraft um gegen IHN anzukommen. ER schien diesen verzweifelt - gequälten Ausdruck in Rays Gesicht zu lieben. Langsam kroch seine Hand zu Rays Unterleib und wollte ihm die Boxershorts ausziehen, doch dann hörte er Rays Stimme. Sie war weder laut, noch konnte man ihn genau verstehen. Aber ER konnte ahnen, was Ray da murmelte...

 

„Bitte nicht... Nein... Bitte...“, gab Ray zitternd und schluchzend wieder. „Bitte...nicht...“

 

Doch aufhören wollte ER deswegen nicht. Nein. Dafür hatte er zuviel Spaß. Doch plötzlich hörte man eine Stimme vor der Tür.

 

„Hey, Kai! Komm raus. Wir wollen an den See! Mach dich fertig! ... Ach...Und sag Ray bitte bescheid. Wir fahren in 20 Minuten los!!“, brüllte Tyson gut gelaunt.

„Mist! Du hast Glück!“, sagte ER und wanderte langsam zu der Tür.

„...“, Ray zitterte immer noch.

 

ER trat aus dem Zimmer und machte die Türe wieder zu. Währenddessen beugte sich Ray langsam auf. Mit Tränen in den Augen zog er sich langsam wieder an. Während er sich anzog, dachte er an nichts. An gar nichts. Er wollte dieses schreckliche Ereignis einfach vergessen. Nie wieder wollte er diesen Ausdruck SEINES Gesichtes sehen. Nie wieder wollte er SEINE Küsse spüren. Nie wieder wollte er von IHM gequält werden. Nie wieder.  

 

Niedergeschlagen ging Ray aus dem Zimmer und wischte sich erst mal die restlichen Tränen aus dem Gesicht. Er wollte nicht, dass es die anderen mitbekamen, wie er weinte. Langsam ging Ray in die Küche und holte sich ein Glas Wasser. Dieses trank er sogleich aus und ging dann zu dem Bus, der draußen schon wartete.

 

„OK. Dann sind wir ja vollzählig!“, brüllte Tyson, „Fahrer! Los geht’s!“

 

Wie ihm befohlen, gab der Fahrer des Busses gas. Das Team war schon nach nur 10 Minuten an dem riesigen

See angekommen. Kurz nachdem sie ankamen, sprangen Tyson und Max ins Wasser.

 

„Hach... Ist das herrlich. Kommt schon ihr zwei!“, sagte Tyson, der schon eins mit dem Wasser war.

„Ja, kommt rein. Es ist wunderbar kühl^^.“, begründete  es Max.

 

Ray war schon bereit ins kühle nass zu hüpfen, doch Kai verzog nur seine Miene. Er hasste es, in kalten Seen zu baden. Nur ganz selten kam es vor, dass er wirklich mal in einen See ging und das auch nur dann, wenn er alleine war.

Ray ging nun langsam ins Wasser und schwamm sich erst mal warm. Kurz darauf begann er auf dem Rücken in die Mitte des Sees zu schwimmen. Nach einiger Zeit drehte er sich wieder um und begann das Gewässer unter der Wasseroberfläche zu erkunden. Ray war schon immer gerne baden gefahren, vor allen an Seen. Dort gab es immer so viel so entdecken. Er hatte schon eine richtige Sammlung von Dingen, die er unter Wasser fand. Auch heute wollte er sich etwas mit nach Hause nehmen. Wenn er Glück hatte, fand er sogar ein paar Muscheln, die er dann an seine „Muschelbox“ kleben konnte.

Ray tauchte nun schon fünf Meter unter der Wasseroberfläche, doch gefunden hatte er bis jetzt noch nichts. Er tauchte kurz auf um erneut Luft zu holen. Nachdem er wieder unter Wasser war, schwamm er weiter. Er schwamm so weit, dass er gar nicht merkte, wo er hinschwamm. Ohne es zu merken tauchte Ray in eine Unterwasserhöhle. Doch so langsam ging ihm die Luft aus und er beeilte sich, zurück an die Oberfläche zu kommen, doch kurz nachdem er den Ausgang der Höhle erreicht hatte, verlor er das Bewusstsein.

 

Kapitel 2: Die Rettung

 

Zur gleichen Zeit. Tyson und Max planschten im Wasser und Kai sah sich nervös um.

 

„Hey Kai. Was ist los?“

„Habt ihr Ray gesehen?“

„Ray?“, Tyson blickte Max fragend an. „Nein. Haben wir nicht. Der ist doch alleine rausgeschwommen, oder?“

„Was?! Verdammt!“

 

Tyson und Max glaubten nicht was sie da sahen. Kai ging, nein, er sprang ins Wasser und schwamm im „Schmetterlingsstil“ Richtung Seemitte.

 

„Was is’n mit dem los?“

„Keine Ahnung? Sollten wir uns Sorgen machen?“

„.... Ne, glaube nicht.“ Und so machten Tyson und Max mit ihren Kindereien weiter.

 

Währenddessen schwamm Kai so schnell er nur konnte. Er machte sich furchtbare Sorgen um Ray. Es könnte ihm ja etwas zugestoßen sein. Aber andererseits... Er war stark, mutig und immer vorsichtig. Vielleicht bildete sich Kai nur ein, dass Ray etwas zugestoßen sein könnte. Gerade als Kai sich etwas besänftigen konnte, sah er etwas auf der Wasseroberfläche treiben. Er schwamm näher an dieses „etwas“ heran und bekam den Schreck seines Lebens.

 

„RAY!!!“

 

Kai nahm seinen Arm und legte diesen um Rays Hals, um ihn sicher an die kleine Insel, inmitten des Sees, zu bringen. Vorsichtig legte er Ray auf das Gras und prüfte als erstes seinen Herzschlag. Doch da war keiner. Kai ergriff die Initiative und benutzte seine Erste-Hilfe-Kenntnisse. Mit einer Herzdruckmassage und der dazugehörigen Mund-zu-Mund-Beatmung versuchte er Ray wieder Leben einzuhauchen. Kai probierte es mehr als nur einmal. Rays Herz wollte einfach nicht schlagen...

 

„Ray. Komm schon. *Mund-zu-Mund-Beatmung* Mach die Augen auf. *Herzdruckmassage* Lass dich nicht so gehen. *Mund-zu-Mund-Beatmung* Mach die Augen auf, Ray. *Herzdruckmassage* RAY!“

 

Nach dem 14. mal hatte er es endlich geschafft. Ray hustete und keuchte noch, ehe er die Augen langsam öffnete. Ray sah sein Gegenüber anfangs nur verschwommen. Es dauerte einige Sekunden, bis er erkannte, wer ihn gerettet hatte.

 

„Kai...?“, brachte Ray nur leise hervor.

„Ich bin hier.“

„Was...ist...passiert...?“

„...“

 

Kai wollte ihm noch nicht zu viel zumuten. Als erstes nahm er Ray in den Arm. Er spürte, wie der Junge zitterte. Sanft rieb Kai seine Arme über Rays Rücken und beruhigte ihn mit seinen Worten.

 

„Keine Angst. Ich bin bei dir. Alles wird gut.“

 

Ray schloss glücklich lächelnd die Augen. Kai sah ihn sich lange an. Er fragte sich, was in dem Jungen vor sich ging. Aber das war jetzt nicht so wichtig. Wichtiger war die Frage, wie er ihn möglichst Trocken ans andere Ufer bekommt. Er überlegte einige Zeit, bis ihm eine Lösung einfiel. Allerdings würde er dabei nass werden und das wäre in seinem Zustand nicht sehr ratsam...

 

„Verdammt! Was mach ich nur?“, fluchte Kai leise.

 

Kai musste es einfach riskieren. Als erstes legte er Ray auf den Boden und zog ihm seine Sachen an, nachdem er sie etwas ausgewrungen hatte. Er hoffte, dass ihn das wenigstens ein bisschen besser schützen würde. Nachdem er dies getan hatte, stieg Kai langsam ins Wasser und zog Ray kurz darauf hinter sich her. Wie schon bei seiner Rettungsaktion legte er seinen Arm um Rays Hals und schwamm so auf die andere Seite des Sees.

Etwa 10 Minuten später kam er keuchend am Ufer an. Tyson und Max lagen derweil auf der Decke und sonnten sich, bis sie Kai anschwimmen sahen. Eilig rannten sie auf diesen zu, da sie sahen, dass er Ray hinter sich her zog. Max war so klug, ein Handtuch mitzunehmen. Dieses wickelte Kai, nachdem er am Ufer saß, um Ray und rubbelte ein wenig darüber.

 

„Was ist denn passiert?“, wollte Tyson wissen.

„Weiß nicht.“, gab er ehrlich zu. Dann flüsterte er noch ein paar Worte hinterher: „Er wäre beinahe ertrunken...“

 

Tyson und Max sahen ihn geschockt an. Ray...ertrunken? Aber wie? Was ist passiert? Woher wusste Kai, das was passiert sein musste? Fragen über Fragen. Tyson hätte ihn am liebsten sofort ausgefragt, aber er wusste, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war. Max ging inzwischen zu seinem Rucksack und rief im Krankenhaus an.

 

„Gut. Der Krankenwagen kommt in etwa 10 Minuten. Wir sollen versuchen, Rays Körper warm zu halten.“

„Klar.“

„Komm Tyson. Wir stellen uns vorne hin, damit sie uns schneller finden.

„Ja. Kai, wir verlassen uns auf dich!“

„... ù.ú “

„Uah! Weg hier!“, schrie Tyson fast lächelnd.

 

Doch Kai beachtete ihn schon nicht mehr. Für ihn war jetzt jemand anderes wichtiger. Er nahm Ray nun auf seinen Schoß und umarmte ihn. Kai versuchte, seine Körperwärme auf ihn zu übertragen, doch Ray zitterte immer noch. Gerade in diesem Moment fiel Kai eine bessere Methode ein, um Ray „einzuheizen“. Kai hob Rays Gesicht etwas an und gab diesem dann einen Kuss. Nach nur wenigen Sekunden hatte Ray aufgehört zu zittern und genoss nun den superzärtlichen Kuss seines Geliebten. Leider musste der Kuss unterbrochen werden, da der Krankenwagen schon eingetroffen war. Innerlich seufzten beide. Am liebsten hätten sie diesen Kuss nie beendet, aber so war das nun mal. Sie durften sich in der Öffentlichkeit nicht küssen oder lieb haben.

Nachdem der Notarzt Ray grob untersucht hatte, wurde dieser auf eine Trage gelegt und in den Krankenwagen geschoben. Kai bat darum mitfahren zu dürfen und mit der „Ausrede“, er sei der Teamchef, durfte er schließlich doch mit. Kai gab Tyson und Max noch die Aufforderung, dass sie zur Hütte zurückfahren sollten. Widerwillig gehorchten sie ihrem Captain und fuhren, samt Gepäck, zur Hütte.

 

Im Krankenhaus angekommen, wurde Ray noch einmal Untersucht. Dieses mal vor allem seine Lunge, sein Herz und sein Gehirn. Kai saß ungeduldig vor dem Behandlungsraum und hoffte, dass er keine bleibenden Schäden erlitten hatte. Den Kopf in die Hände gestützt wartete er. Er wartete und wartete bis einer der Chefärzte aus dem Zimmer kam.

 

„Er hatte Glück. Sie haben ihm doch geholfen, oder?“

Kai nickte.

„Wären Sie nur einen Moment später gekommen, hätte das ernsthafte Folgen haben können. Im Moment ist er zwar noch etwas benommen und geschwächt, aber das wird sich in den nächsten Tagen legen. Wir werden ihn noch für zwei Tage beobachten, aber dann kann er wieder nach Hause.

Er braucht dann aber noch Bettruhe, mindestens eine Woche.“

„Eine Woche...“

„Ich werde noch ein Rezept ausstellen. Das wird ihm helfen, dass die Lungen und sein Herz wieder normal arbeiten werden.“, sagte er, während er die Unterlagen ausfüllte.

„...Normal arbeiten werden? Was soll das heißen?!“

„Nun ja... Sind Sie ein Familienangehöriger? Ich darf ihnen sonst nichts sagen...“

„Im Grunde nicht... Aber wir...wir sind ein Paar..“, gab Kai fast flüsternd als Antwort.

„Oh... In dem Fall denke ich, wird es schon gehen. Seine Lungen, sowie auch sein Herz, mussten einige Zeit ohne Sauerstoff auskommen. Das führte dazu, dass sie etwas zusammengefallen sind...“

„...zusammengefallen?“

„Ja. Das Medikament soll helfen, die Ursprungsgröße wiederherzustellen. Aber ansonsten geht es ihm gut, keine Sorge.“

„Verstehe.“

 

Der Chefarzt führte Kai noch an die Rezeption, füllte den Beleg aus und gab ihm diesen dann.

 

„Ab übermorgen sollte er Morgens und Abends jeweils zwei Tabletten einnehmen. Sie können ihn bis dahin natürlich besuchen^^. Wie gesagt, in zwei Tagen kann er wieder nach Hause. Auf Wiedersehen.“

„Wiedersehen.“

 

Kai ging zu Rays Zimmer. Dort klopfte er an. Als Antwort bekam er ein leises „Ja?“. Leise öffnete Kai die Tür und trat ein. Langsam ging Kai auf Ray zu und setzte sich dann auf den Hocker, der neben dem Bett stand. Kai sah seinen Ray erst einige Zeit lang an, ehe er sich zu ihm runter beugte und ihm einen Kuss gab. Erst nach

einer Minute lies er wieder von ihm ab.

 

 

Kapitel 3: Heimkehr?

 

„Wie geht’s dir?“

„Ich fühle mich zwar noch schwach, aber sonst...“

„Dann ist ja gut. Erzählst du mir, was passiert ist?“

Ray nickte, ehe er anfing zu erzählen. „Ich war eigentlich nur auf „Schatzsuche“. Du weist schon, für meine Sammlung. Ich bin dann unbewusst in eine Unterwasserhöhle geschwommen und habe dann irgendwann das Bewusstsein verloren. ... Aber dann hast du mich ja gerettet. Danke.“

„Du brauchst dich nicht zu bedanken. Das war doch selbstverständlich.“, gab Kai sicher als Antwort.

„Danke noch mal.“

„Lass mal. ... Hast du was schönes gefunden?“

„Ja^^.“

„Und was?“

„Einen Edelstein.“

„Einen Edelstein? In einem See?“

„Na ja... Eigentlich ist es ein Ring mit einem Edelstein...“

„Ein Ring also?“

„Ja. Willst du mal sehen?“

„Wie das denn? Deine Sachen sind doch...“

„Na ja, den Ring hab ich in mein Stirnband gesteckt...“ Ray griff nun unter das Band an seiner Stirn und zog den Ring hervor. „Schön nicht?“

„Wow. Das nenn ich mal einen Schatz.“

„Ja nicht? Gib mir mal deine Hand.“

„Hm? Warum das denn?“

„Mir passt er nicht...“, log Ray.

 

Seufzend reichte Kai Ray seine Hand. Ray nahm diese und steckte ihm den Ring an seinen Ringfinger. Mit einem breiten Grinsen lies er seine Hand wieder los. Kai wunderte sich.

 

„Warum grinst du so?“

„...“ Ray schloss für zwei Sekunden seine Augen, öffnete sie wieder mit einem sanften Lächeln. „Willst du mein Ehemann sein? Mich Lieben und Ehren, bis dass der Tod uns scheidet?“

„Ray...“, war das einzige was Kai mit weit offenen Augen hervorbringen konnte.

„Willst du .... mich Heiraten?“

„...“ Ein sanftes Lächeln umspielte Kais Lippen. „Ja. Ja, ich will. Bis dass der Tod uns scheidet.“

 

Ray war über diese Antwort so überglücklich, dass er ihm um den Hals fiel. Kai freute sich genauso und erwiderte die Umarmung nur zu gerne. Ray löste die Umarmung und sah Kai tief in die Augen. Er liebte diese Augen. Sie funkelten und strahlten. Seine Augen verrieten ihm, dass er der erste und einzige war. Jedes mal, wenn Ray in diese großen Augen sah, fühlte er sich wie ein Fisch im Meer. Sie waren so unendlich groß und schön, wie das endlose, weite Meer. Sie verzauberten ihn. Langsam näherte sich Rays Gesicht dem Kais und ein leidenschaftlicher Kuss entbrannte. Ray mochte einfach alles an Kai. Seine wunderschönen Augen, seine weichen Lippen, sein weiches Gesicht, seinen muskulösen Körper. Einfach alles. Jeden einzelnen Zentimeter kannte und liebte er.

Kai ging es nicht anders. Auch er versank sehr schnell in den Augen Rays. Sie waren wie zwei Edelsteine. Edelsteine des Glücks. Er war froh, Ray begegnet zu sein. Ohne ihn, hätte er niemals so lieben gelernt.

 

„Ich muss jetzt los. Ich komme morgen wieder, versprochen.“

„Ja, ist gut. Gute Nacht.“

„Gute Nacht. Träum süß.“

 

 

In dieser Nacht hatte Ray einen Albtraum. Ray und Kai waren gerade dabei Es zu tun, da tauchte ER wieder auf. Gerade in dem Moment, als Ray am glücklichsten war, kam ER und vermasselte alles. ER machte an Kais stelle weiter, war jedoch nicht so sanft. ER tat es gewalttätiger und wilder. Ray hatte Angst. Diese Angst fühlte ER. „Sei endlich still“, schrie er und schlug Ray mit der Faust... In diesem Moment wachte Ray schweißgebadet auf. Schnell atmend sah er sich in dem Zimmer um.

 

„Nur ein Traum... Oh Kai...“

 

Mit diesen Worten verkroch er sich unter der Decke und versuchte zu schlafen. Doch auch nach Stunden war er nicht wieder eingeschlafen. Er hatte Angst. Viel zu große Angst, dass ER wieder auftauchen würde.

Am nächsten Tag. Kai kam am Nachmittag. Er hatte einen Strauß roter Rosen dabei.

Kai klopfte an, doch er bekam keine Antwort. Verwirrt ging Kai in das Zimmer und fand Ray zusammengekauert und unter der Decke versteckt.

 

„Ray? Was ist passiert?“

„...“, mit verweintem Gesicht blickte Ray Kai an.

 

Dieser konnte sich das alles nicht erklären. Kai legte die Rosen beiseite und setzte sich zu Ray aufs Bett. Er legte seine Arme um Ray und versuchte ihn zu trösten.

 

„Was ist denn passiert?“, fragte Kai einfühlsam.

Doch Ray konnte seine Tränen nicht aufhalten. Er krallte sich an Kais Hemd und hoffte, das er ihn niemals mehr losließ.

Kai war völlig ratsam. Was war nur passiert? Wer hatte ihm das angetan? Wurde ihm überhaupt etwas angetan? Viele Fragen schwirrten ihn seinem Kopf herum, doch auf Antworten wartete er nicht. Er wollte Ray nicht nach etwas Fragen, das ihn so aufbrachte. Kai streichelte Ray nun über den Rücken und versuchte seinen Schatz zu trösten.

 

„...nach Hause...“

„Wie?“, Kai hatte nicht alles verstanden, da Ray immer noch weinte.

„Ich will nach Hause!“, gab er heiser wieder.

„Ja, aber...“

„Bitte...“, flehte Ray.

 

Kai sah ihn an. Was war denn nur geschehen? Einige Zeit überlegte er und kam dann zu dem Entschluss, das er den Chefarzt einfach fragen müsste. Vielleicht durfte er ja schon heute heim...

Während Kai so überlegte, schlief Ray langsam ein. Nachdem Kai dies bemerkte, legte er den Jungen hin, deckte ihn zu und ging dann leise aus dem Raum. Kai suchte nun nach dem behandelnden Chefarzt, um diesen um die Erlaubnis zu fragen. Nach fünf Minuten hatte er ihn endlich gefunden.

 

„Kann ich etwas für Sie tun?“

„Äh ja. Ich wollte wissen, ob Ray Kon schon nach Hause dürfte?“

„Hm? Kon? Ah, ja. Hm... Das müsste ich erst noch kontrollieren. Sein Zustand hat sich zwar bisher nicht verschlechtert, aber...“

Kai sah ihn vorwurfsvoll an.

„Nun gut. Ich werde Ihn noch einmal untersuchen und dann sehen wir weiter.“

„Vielen Dank.“, sagte Kai, der sich vor dem Arzt verbeugte.

 

Gemeinsam gingen die beiden zu Rays Zimmer. Dort angekommen, setzte sich Kai etwas Abseits hin und sah dem Doc zu, wie er Ray untersuchte. Nach zehn Minuten war dieser mit seiner Diagnose fertig.

 

„So. Ihm geht es soweit gut. Ich denke... Er könnte auch heute schon wieder nach Hause. Aber bitte vergessen sie die Tabletten nicht!“

„Nein, bestimmt nicht.“

„Auf Wiedersehen.“

„Wiedersehen.“

 

Der Chefarzt ging nun aus dem Zimmer und lies Kai und Ray allein. Kai war froh. Endlich durfte Ray wieder nach Hause. Möglichst leise packt Kai Rays Sachen ein. Während er dies tat, wachte Ray auf. Dieser sah Kai verwundert an.

 

„Was...machst du da?“

„Du darfst schon nach Hause. Ich packe nur deine Sachen, dann können wir los.“

„... Das ist ja...“

„Psst. Schon dich lieber noch etwas. ... Kannst du aufstehen?“

„Ich werd’s versuchen.“

 

Ray zog die Decke weg und versuchte aufzustehen, doch dafür war er noch zu schwach. Besorgt sah Kai ihn an. Langsam ging er auf Ray zu und half diesem dann, sich aufzurichten. Ray legte einen Arm um Kais Nacken und stand dann auf. Für Kurze Zeit musste Kai ihn jedoch loslassen, da sich Ray ja noch anziehen musste, jedoch war das alles nicht so einfach. Ray war einfach noch zu wackelig auf den Beinen. Also beschloss Kai, dass sich Ray im sitzen anziehen sollte. Ray setzte sich nun wieder hin und zog sich dann im sitzen aus und an. Nach fünf Minuten war Ray fertig und wie schon einige Minuten vorher, stand Ray mithilfe Kais auf. Nachdem sie dies geschafft hatten, gingen sie mit langsamen Schritten nach draußen.

 

Kapitel 4: Wieder daheim

 

Da Ray noch nicht bei Kräften war, dauerte es einige Zeit, bis die beiden Zuhause ankamen. Doch nachdem sie es endlich geschafft hatten, war vor allem Ray heilfroh. Er wollte diesen Traum einfach nur vergessen. Er erhoffte sich, es in vertrauter Umgebung und in Kais nähe besser vergessen zu können.

Kurz nachdem Kai und Ray die Hütte betraten, kamen Tyson, Max und Kenny, der bisher an den neuen Blades bastelte, auf sie zugerannt. Tyson konnte seine Fragen einfach nicht zurückhalten, doch Kai wollte Ray jetzt nicht noch mehr belasten. Also drückte er Tyson den Koffer in die Hand und ging einfach weiter. Tyson blieb perplex zurück.

 

„Was sollte das denn? Darf man nicht mal fragen, wie es ihm geht?“

„Lass ihn halt. Er wird schon einen Grund dafür haben!“

„Ja, ja. ... Glaubt ihr, das da was läuft?“

„Was meinst du damit, Tyson?“, meldete sich Kenny.

„Na ja. So wie der sich in der nähe von Ray benimmt...“

„Das bildest du dir nur ein. Sie sind beide Jungs!“, versuchte Max ihn zu überzeugen.

 

Er wusste schon seit einiger Zeit, dass zwischen den beiden was lief und hatte sie sogar darauf angesprochen.

Kai und Ray stritten es zwar anfangs ab, doch dann gaben sie es doch zu. Aber Max wollte deren Glück nicht zerstören, also hatte er versprochen niemanden etwas zu sagen. Und dieses Versprechen hielt er auch. Eigentlich freute er sich über die zwei. Immerhin wirkte Kai nicht mehr ganz so kalt wie früher.

 

Inzwischen hatte Kai Ray auf sein Zimmer gebracht und ihn dort auf dessen Bett gesetzt. Kurz darauf streckte sich Kai ausgiebig.

 

„Aaaah. Das tut gut.“, brachte er noch hervor.

„Bin ich dir etwa so zur Last gefallen?“, fragte Ray weinerlich.

„Ach Quatsch. Du doch nicht. Ich bräuchte nur ne kleine Massage und dann wäre ich wieder Top.“

„Du willst eine Massage?“

„Schön wär’s. Aber so was kann ich mir nicht leisten...“, sagte Kai seufzend.

„Ich kann dich doch massieren.“

„Echt?“

„Ja. Ich hab das früher oft bei meinem Opa machen müssen.“, schmunzelte Ray.

„Na dann^^.“

 

Kai legte sich neben Ray hin. Kurz darauf setzte sich Ray auf ihn und fing an Kais Nacken zu massieren. Durch das gekonnte kneten vergaß Kai alles um sich herum und wäre beinahe eingeschlafen, wenn es nicht plötzlich an der Tür geklopft hätte.

 

„Hey! Kai? Bist du da drinnen?“

„... Was ist?“

„Ich wollte nur wissen, was ich mit Rays Sachen machen soll?!“

„Ich glaub’s ja nicht...!“, dachte sich Kai, ehe er antwortete. „Wirf sie in die Wäsche. Aber das Rezept musst du vorher rausnehmen!“, brüllte Kai.

„Rezept? Rezept? Ah, da ist es. Wo soll ich damit hin?“

„Das holst du von der Apotheke ab. Klar?“, gab er genervt als Antwort.

„Ja, ja. Bloß nicht aufstehen...“

„Was is?“

„Nichts, schon gut!“

 

Nachdem Tyson gegangen war, konzentrierte sich Kai wieder voll und ganz auf die Massage. Er war überrascht, wie gut Ray war. Okay, Ray konnte viel. Und das meiste auch meisterhaft, aber das er sogar im Massieren so gut war, wusste er bislang nicht.

 

„Du bist klasse, Ray.“

„Hihi... Danke. ... Was ist das eigentlich für ein Rezept?“

„Ach... Das sind nur ein paar Tabletten für dich. Die sollst du morgens und abends einnehmen...“

„Aha...“

 

Ray massierte seinen Schatz noch einige Minuten, bis dieser sich zur Seite drehte und Ray neben ihn hinfiel. Erschrocken blickte er Kai an.

 

„Jetzt will ich dich ein wenig verwöhnen.“, flüsterte Kai zärtlich.

Ray nickte mit einem glücklichen Lächeln.

 

 

Kai zog Rays Gesicht näher an seines heran und küsste ihn. Ein zärtlicher Kuss entbrannte. Kai knabberte nun etwas auf Rays Unterlippe herum und wanderte anschließend zu dessen Ohr. Dieses küsste er und leckte kurz darüber, was Ray kurz stöhnen lies. Langsam wanderten Kais Hände unter Rays Hemd und streichelten die darunter liegende Haut. Ray tat es ihm gleich und auch seine Hände wanderten nun unter Kais Hemd. Nach einigen Streicheleinheiten zog Kai Rays Hemd langsam aus. Nachdem er dies getan hatte, küsste er sanft den Körper seines Gegenübers. Er küsste sowohl seine Bauchmuskulatur, als auch seine Brustwarzen. Nach nur kurzer Zeit waren diese Steif geworden. Erneut entglitt Ray ein stöhnen. Doch dieses war deutlich erregter, als das erstere. Kai fuhr fort, indem er seine Hand weiter nach unten gleiten lies. Zuerst spielte er noch an Rays Bauchnabel herum, ehe er langsam den Hosenbund weitete. Mit einer schnellen Handbewegung zog Kai ihm die Hose aus. An seinen Füßen blieb er allerdings eine Zeit lang stehen. Mit seiner Zunge fuhr er an seinen Zehen entlang und entlockte Ray dadurch ein erneutes stöhnen. Nur wenige Momente später fuhr der Junge, Rays Beine streichelnd, nach oben. Doch bevor er Rays Boxershorts auszog, gab er ihm einen Kuss.

Während die beiden sich küssten, streifte Kai seine Short ab. Mit seiner rechten Hand fuhr er nun zu Rays empfindlichsten Stelle, während seine linke Hand Rays Wange streichelte. Schwitzend blickte Ray den Jungen an und gab diesem erneut einen Kuss. Doch Kai unterbrach diesen schon nach kurzer Zeit und krabbelte nun zu Rays Unterleib. Dort angekommen streichelte Kai sein Glied zuerst, bevor er es mit seiner Zunge ableckte.

Nun entlockte Kai dem Chinesen ein stöhnen nach dem anderen. Er fühlte, wie Ray es genoss, von ihm geliebt zu werden. Sogleich begann Kai mit dem nächsten Schritt. Er griff sich Rays Arme und zog ihn nun an sich, sodass sie sich gegenüber saßen. Er legte seinen linken Arm um Rays Körper und küsste ihn zärtlich. Seine Rechte Hand spielte derweil mit dem steifer werdenden Geschlechtsteil.

Nun war Ray an der Reihe. Langsam zog er ihm das Hemd aus und liebkoste den muskulösen Körper seines Gegenübers. Ray „warf“ Kai sanft um. Dieser lag nun mit dem Rücken vor ihm. Ray bückte sich ein wenig und machte nun mit seinen Küssen weiter. Nebenbei zog er Kai seine beiden Hosen aus und strich über dessen Oberschenkel. Zentimeter für Zentimeter näherte sich Rays Hand Kais Glied. Anfangs umkreiste er dieses, dann aber umfasste er es und drückte sanft zu. Nun konnte Ray Kai stöhnen hören. Er wusste, dass Kai solche

Aktionen mochte und deshalb wiederholte er es noch drei mal, ehe er, genau wie Kai, über das Glied leckte. Nun blickte Ray Kai an. Kai wusste was Ray meinte und deshalb tauschten sie erneut die Plätze. Ray war nun bereit. Bereit für Kais Eindringen. Ray kniete sich nun auf alle vier und wartete keuchend darauf, dass Kai die Initiative ergriff.

Kai griff sich Rays Hüften und zog an zu sich ran. Vorsichtig drang er nun in Ray ein. Er fühlte eine angenehme Hitze in ihm. Sie bedeutete, dass er wirklich bereit war, ihn aufzunehmen.

Anfangs bewegte sich Kai noch langsam, doch mit jedem Stoß wurde er etwas schneller. Nun stöhnte Ray gleichzeitig mit jeder Bewegung Kais.

Ray war froh. Froh, dass seine Liebe nie einseitig gewesen war. Froh, das er mit Kai „so was“ machen konnte. Froh, dass er es bisher nur mit ihm getan hatte. Und so sollte es auch bleiben. Er wollte nie mit jemand anderen schlafen, als mit Kai. Er war der einzige, den er je liebte. Er war der einzige, den er bisher so nah an sich rangelassen hatte. Er war der einzige, mit dem er je eins geworden war.

Kai bewegte sich nun immer heftiger und kam schließlich zu seinem Höhepunkt. Voller Glück ergoss er sich in Ray und war heilfroh darüber. Nachdem Kai wieder außerhalb Rays war, verschnaufte er erst mal, bevor er weitermachte, bzw. bis Ray weitermachte.

Jetzt war nämlich Ray dran. Die beiden hatten ausgemacht, nacheinander zum Höhepunkt zu kommen. Nachdem Kai wieder einiger maßen bei Atem war, kniete nun er sich hin. Nun machte es Ray wie Kai und griff sich Kais Hüften. Langsam drang er in Kai ein und bewegte sich. Vor und zurück. Jedoch machte es Ray etwas langsamer. Er lies sich gerne etwas mehr Zeit. So konnte er Kai noch ein wenig verwöhnen, indem er dessen Glied streichelte. Kai mochte Rays Art. Obwohl es etwas schmerzhafter war, aber er duldete es. Es machte ihm nichts aus, da es ja Ray war. Kai hatte sich an die langsame Art Rays gewöhnt und genoss es.

Ray war nun auch zu seinem Höhepunkt gekommen und ergoss sich in dem Körper Kais. Mit einem befriedigtem Seufzen zog er sich zurück und legte sich neben Kai. In den ersten Sekunden sahen sie sich erschöpft an, doch kurz darauf umarmten sie sich und gaben sich Gegenseitig leidenschaftliche Küsse.

 

„Ich liebe dich...“, flüsterte Ray im Halbschlaf.

„Ich dich auch...“, gab Kai zurück und deckte sich und seinen kleinen Freund zu. Arm in Arm schliefen die beiden dann ein.

 

Eine Stunde später klopfte es an der Tür.

 

„Ray! Kai? Essen! Vorwärts!!”, brüllte Tyson.

„Mhm? Was ist los?“, murmelte Kai.

„Steh auf, Ray! Sonst essen wir ohne dich!“

„...“ Ray schlief noch und Kai antwortete nicht, da ihr Geheimnis nicht entdeckt werden sollte.

 

Vorsichtig rüttelte Kai Ray wach. Dieser sah ihn verschlafen an. Nachdem er ihn erkannt hatte, gab er ihm einen Kuss auf die Wange.

 

„Hallo ^-^“

Hi ^^“

„Hast du Hunger?“

„Hm? Na ja... eigentlich schon... Aber ich glaube, ich bin noch zu müde, um jetzt etwas essen zu können...“

„Hmm... Klar. ... Ich könnte dich ja füttern ^.~“

„Oh... Das würdest du machen?“

„Für dich doch immer.“

„Danke^^“

 

Kai zog die Decke weg und holte die Sachen. Kai legte Rays Sachen auf dessen Bett und zog sich danach selber um. Als er damit fertig war, sah er, wie Ray sich abmühte in seine Sachen zu schlüpfen. Sofort ging er auf ihn zu und half ihm beim anziehen.

Nachdem er damit fertig war, ging er aus dem Zimmer und holte die Mahlzeiten der beiden.

 

Kai kam etwa fünf Minuten später wieder zurück. Mit den Tellern in der Hand kam er in das Zimmer, wo Ray schon auf ihn wartete. Kai stellte die Teller auf den kleinen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand, und setzte sich dann an diesen. Einen Augenblick später saß Ray nah bei ihm und schloss die Augen. Mit einem „Aaaah...“ machte er denn Mund weit auf. Kai lächelte, nahm etwas von der Reispfanne und schob diese mit den Stäbchen in Rays Mund. Dieser schloss seine Lippen, nahm den bissen von den Stäbchen und aß ihn dann.

Nach etwa 20 Minuten hatten beide aufgegessen, nachdem sie sich gegenseitig gefüttert hatten. Inzwischen war es schon 19.00 Uhr und Ray wollte sich nun etwas hinlegen.

 

„Ja, schlaf dich nur aus. Bis morgen dann.“ Kai gab ihm noch einen Kuss und ging dann in sein Zimmer.

 

Kapitel 5: Rückfall

 

Am nächsten Morgen. Kai kam gerade in die Küche, wo Tyson, Max und Kenny schon Frühstückten. Anfangs fragte er sich noch, wo Ray war, doch dann dachte er, dass er ihn lieber noch schlafen lassen sollte. Er ging zu der Kaffeemaschine, nahm sich eine Tasse des bitteren Getränks und sah sich dann verwirrt um.

 

„Sag mal, Tyson...“

„Mhm?“; fragte er mit vollem Mund.

„Wieso steht Rays Medizin hier und ist nicht in seinem Zimmer?“

Tyson schluckte sein Frühstück runter und antwortete dann: „Es war so spät... Ich bin dann einfach ins Bett.

Wird schon nicht so schlimm sein, oder?“

„Weist du eigentlich, was für einen Blödsinn du da redest?!?!? Er...“

 

Wütend rannte Kai, mit der Medizin in der Hand, zu Ray. Panisch klopfte er dann an dessen Tür. Doch er bekam keine Antwort. Mit voller Wucht schlug er die Tür auf und sah auf Ray. Er schien zu schlafen. Allerdings atmete er sehr schwer und jeder andere wäre von dem Krach aufgewacht...

Vorsichtig ging Kai auf das Bett zu und sah einen zusammengekauerten Ray liegen. Geschockt blickte er den Jungen an. Mit zitternden Händen nahm er zwei der Tabletten und flößte sie Ray mit dem Mund ein.

Tyson, Max und Kenny standen im Türrahmen und sahen unsicher zu. Sie wussten nicht was Ray hatte. Keiner konnte ahnen, dass Ray einen Rückfall bekommen könnte. Max erwachte als erster aus seiner Starre und rief einen Krankenwagen her.

Inzwischen stieg Rays Fieber immer weiter und selbst der Eisbeutel, der auf dessen Stirn lag, konnte die Temperatur nicht senken. Ray lag da. Mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er war schweißgebadet und atmete immer unregelmäßiger. Sein ganzer Körper zitterte und er rührte sich kaum.

 

Nachdem der Krankenwagen endlich angekommen war, war es höchste Zeit. Rays Zustand war kritisch. Die Notärzte brachten ihn mit schnellen Schritten in den Wagen und fuhren dann mit Blaulicht und Sirene los. Kai und die anderen konnten dabei nur zusehen.

 

„Das... tut mit leid. Ich wusste ja nicht...“, brachte Tyson hervor.

„Dich trifft keine Schuld. Ich hätte es euch sagen sollen..“.

 

Kai machte sich vorwürfe. Warum war er nicht bei ihm geblieben? Warum hatte er vergessen, ihm seine Medizin zu geben? Warum war er so spät aufgestanden? Warum hatte er so lange gezögert?

Am liebsten hätte Kai angefangen zu heulen, doch das erlaubte er sich nicht. Nicht vor den anderen. Allen anderen, außer Ray. Ray war bisher der einzige, der Kais Tränen zu Gesicht bekam. Aber es waren Tränen der Freude. An dem Tag, an dem Ray sagte, dass er ihn liebe, war er darüber so froh, das er anfing zu weinen...

Kai war so fertig, dass er in sein Zimmer ging. Tyson und die anderen sahen ihm noch hinterher, bis sie beschlossen, ins Krankenhaus zu fahren.

 

Im Krankenhaus angekommen, fragten sie an der Rezeption, in welchem Zimmer Ray war. Doch sie bekamen eine erschreckende Antwort...

 

„Tja... Er ist derzeit noch im OP. Wenn sie warten wollen, ist dort hinten unser Café.“

„Er wird noch operiert?“, gab Tyson geschockt von sich.

„Was... Was ist nur passiert?“, fragten Max und Kenny gleichzeitig, während sie sich auf dem Weg zum Café machten.

 

Inzwischen bei Kai. Der Junge saß auf seinem Bett und stützte seinen Kopf in seine Hände. Schluchzend dachte er nach. „Warum war ich nicht bei ihm?“, war sein häufigster Gedanke. Es wollte ihm einfach nicht in den Kopf. Wie konnte er nur so unvorsichtig sein? Warum hatte er nicht daran gedacht? Der Arzt hatte es IHM aufgegeben. Warum musste er es Tyson anschaffen? Warum nur? Er wusste doch, wie unzuverlässig er doch sein konnte.

Gequält legte sich Kai hin und sah an die Decke. Doch auch wenn er die Augen schloss, hatte er nur ein Bild vor Augen: Ray. Ray spuckte immer mehr in seinem Kopf herum. Die Frage, wie es ihm jetzt geht, hatte vorrang. Kai beschloss, ins Krankenhaus zu fahren und nach ihm zu sehen.

10 Minuten später war er am Cityhospital angekommen. Stur ging Kai in das sterile, weiße Gebäude. Ohne sich umzusehen ging er auf den Aufzug zu. Er stieg ein und drückte den Knopf für den  vierten Stock. Kai ahnte, dass Ray höchstwahrscheinlich in den OP gebracht wurde. Kai ging auf den OP-Raum, dessen Lampe brannte, zu und setzte sich dann vor diesen.

Er wartete und wartete. Erst nach zwei Stunden wurden die Türen geöffnet und ein Bett, auf dem Ray lag, wurde rausgeschoben. Geschockt blickte Kai auf Ray. Er war mit einer Sauerstoffmaske und einem Herzfrequenzmesser verbunden. Ein Arzt lief neben ihm her und fühlte nebenbei den Puls, doch er schien etwas beunruhigt.

Kai stand regungslos da. Dieses Bild sah er noch einige Minuten. Nach sieben Minuten realisierte er erst, wie schlimm es um ihn stand. Langsam ging er nun zu Rays Zimmer. Er hatte den Ärzten nachgesehen und wusste deshalb, wohin er musste. Nachdem er vor dem Zimmer stand, wurde er von einer der Oberschwestern zurückgehalten.

 

„Entschuldigung, Sie dürfen da nicht rein. Tut mir leid.“

„Ja, aber...“, stammelte Kai.

„Es geht nicht. ... Aber sie können durch das Fenster da drüben reinsehen, wenn Sie möchten“, gab die Schwester freundlich wieder.

Kai nickte.

 

Die Schwester zeigte Kai, wo er in das Zimmer sehen konnte und ging dann wieder.

Ray schlief. Er lag dort auf dem Bett. Er trug immer noch die Sauerstoffmaske und sein Körper war an den Herzmonitor angeschlossen. Das Gerät gab alle 3 Sekunden ein piepen von sich. Rays Herzschlag war sehr schwach. Auch sein Puls lag weit unter der normalen Grenze.

Kai sah ihn sich lange an. Geschockt über seinen Zustand lehnte er sich an das Fenster. Eine Träne lief seine Wange hinab und landete auf dem weißen Fliesenboden.

 

„Ray.... Es tut mir so leid...“, flüsterte Kai, der sich auf einen der Stühle setzte.

Kai wischte sich gerade die Tränen weg, als Tyson und die anderen ins Zimmer kamen.

 

„Hey, Kai. Was machst du denn hier?“

Mit ernster Stimme antwortete er: „Darf ich nicht nach Ray sehen, oder was? Ich bin schließlich der Captain!“

„Ja, ja, schon gut. Weißt du, was er hat?“, fragte Tyson neugierig.

„Soweit ich weis...“

„Was ist? Sag schon!“

„Nein! Das geht nicht!“

„Hä? Warum nicht?“

„Gehörst du zu seiner Familie, Tyson?!“ Kai sah ihn bedrohlich an.

„N-nein. A-aber...“

„Kein aber!“

 

Tyson, Max und Kenny waren erstaunt über Kais schlechte Laune. Was hatte er nur? Normalerweise machte er doch sonst nicht so einen Aufstand. Ja gut, er war der Captain, aber trotzdem... Irgendwas war da doch oberfaul?!?

Kai sah die anderen noch eine Weile grimmig an und ging dann. Max sah ihm verwirrt hinterher. Warum ist er nicht geblieben? Er sah kurz zu Tyson und Kenny, die gerade dabei waren, zu erraten was Ray hatte. In einem unbeobachteten Moment ging er Kai hinterher.

 

„Hey, Kai!“

„Was?!“

„Warum bist du nicht geblieben?“

„...“ Kai drehte sich um und sah Max schuldbewusst an.

„Kai?“

„.... Das kann ich nicht so einfach sagen. Tut mir leid. ... Ich gehe wieder.“

„Aber Kai...“

 

Max fragte sich, was mit Kai los war. Noch nie hatte er sich bei ihm entschuldigt. Auch, wenn es gar nicht wegen ihm war. Max kam zu dem Entschluss, dass es etwas mit Ray zu tun haben musste. Anders konnte er es sich nicht erklären.

Nachdenklich ging Max wieder zu Tyson. Dieser ist immer noch dabei zu raten. Doch irgendwann wollte er nicht mehr und gab auf.

 

„Warum fragen wir nicht einen der Ärzte?“

„Tyson...“

„Was ist Max?“

„Überleg doch mal.“

„...“ Tyson sah Max verwirrt an.

„Schon mal was von ärztlicher Schweigepflicht gehört?“

„... Ja...“, sagte Tyson zögernd.

„Sieh ihn dir doch mal an. Es muss schon was ernstes sein, oder? Die Ärzte werden uns bestimmt nichts sagen...“

„Und warum dann Kai? Der ist doch auch kein Familienmitglied!?!“

„...“ Max schwieg. Er hatte versprochen nichts von der Beziehung zwischen Kai und Ray zu erzählen. „Was weis ich... Vielleicht ist er Arzt?!“

 

Max versuchte die Stimmung etwas zu lockern, was ihm auch gelang. Nach diesem Gespräch gingen Tyson, Kenny und Max wieder nach Hause. Es hatte keinen Sinn dazusitzen und ihn nur anzusehen.

Nachdem sie wieder Zuhause angekommen sind, ging Tyson als allererstes zum Kühlschrank.

 

„Was sollen wir denn heute Essen?“

„Mach du doch mal was, Tyson.“, gab Kenny als Antwort.

„Warum ich?! Ich kann doch nicht kochen!“

„Jeder von uns, außer Ray, kann nicht kochen. Aber irgendwann bist du auch mal dran!“

„Aber... ... Na schön. Dann mach ich halt mal was.“

 

Max sah sich derweil in der Wohnung um. Doch egal wo er suchte, er fand Kai nirgends...

 

Kapitel 6: Schuldgefühle

 

Kai schlenderte durch die Stadt. Ganz alleine. Er konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Er dachte die ganze Zeit nur an eines: Ray. Wie er so dalag. So hilflos und schwach.

Kai konnte diesen Anblick nicht ertragen, deshalb ist er auch gegangen. Es brach ihm fast das Herz seinen Schatz dort liegen zu sehen. Und warum lag er da? Weil er ihm nicht geholfen hatte. Warum vergas er nur, ihm seine Medizin zu geben? Sie war doch so wichtig...

Kai ging weiter. Immer weiter. Ohne Ziel vor Augen ging er immer geradeaus. Nach Hause konnte er nicht. Das würde ihn nur wieder an alles erinnern. Auch, wenn er es nie vergessen könnte. Irgendwann kam Kai an dem kleinen See, der außerhalb der Stadt lag, an. Dort setzte er sich ans Ufer und beobachtete die Sonne, wie sie am untergehen war. Trüb sah er auf das orangefarbene Wasser. Einige kleine Wellen berührten seine Füße, doch das beachtete Kai nicht. Er war vollkommen in Gedanken versunken. Wäre Ray jetzt im Krankenhaus, wenn er ihm die Tabletten gegeben hätte? Hätte er es verhindern können? Oder wäre es egal gewesen? Warum musste es ausgerechnet der Mensch sein, den er am meisten liebt? Bei Tyson oder den anderen wäre es nicht

so tragisch gewesen. Warum musste es Ray sein? Sein ein und alles?

Kai blickte in die rote Sonne. Langsam bahnten sich Tränen ihren Weg nach draußen. Sie wollten nicht mehr dort bleiben, wo sie waren. Jede einzelne der Tränen glitzerte wie ein Edelstein. Sie tropften zum Boden und versanken in der Erde. Ihr Glanz verblasste. Nach nur einer Sekunde waren sie dahin. Es war, als würden sie sterben. Und genau dasselbe Gefühl hatte Kai, als er Ray sah. Es war, als läge er im Sterben und könne nichts für ihn tun.

Kai saß noch immer vor diesem Sonnenuntergang und weinte leise vor sich hin. Nach einiger Zeit war die Sonne hinter dem Horizont. Langsam dämmerte es und die Luft wurde kühler. Wolken zogen auf und der Wind wurde stärker. Heute Abend sollte es wohl stürmen. Aber das störte Kai nicht. Er blieb weiterhin dort sitzen und beachtete alles andere nicht. Kai dachte nur an Ray. An nichts anderes als an Ray.

Inzwischen regnete es wie aus Kübeln und Kai wurde immer nasser. Der Regen tropfte auf ihn nieder, rann an seinem Gesicht herab und durchtränkte seine Kleidung. Doch das alles bekam er kaum mit. Auch der starke Wind, der ihn beinahe wegfegte, störte ihn kaum. Kai fehlte die Kraft um aufzustehen. Er konnte und wollte jetzt nicht nach Hause. Nein. Dort würde man ihn nur nerven und ausfragen.

Er hasste es, wenn man ihn irgendwas fragte. Vor allem, wenn es Tyson war. Nur bei Ray machte er eine Ausnahme. Aber Ray fragte anders. Nicht so stürmisch, eindringlich oder laut. Nein. Ray wusste, das Kai nur dann antwortete, wenn man den richtigen Ton traf. Er fragte ihn immer auf eine sanfte, ruhige und angenehme Art. Eine Art, die jeden zum schmelzen brachte. Es war, als ob Ray Kais inneres gelesen hätte. Als ob er all seine Geheimnisse kennen würde. Als ob er ein Seelenverwandter wäre...

Es regnete immer noch. Kai war nun völlig durchnässt. Fünf Stunden waren schon vergangen. Kai blickte in den Himmel, der noch immer so trüb und dunkel war. Er hatte das Gefühl, der Himmel würde seine Gefühle spiegeln. Doch so langsam hörte es auf zu regnen. Nur noch ein paar einzelne Tropfen fielen auf Kai nieder. Eine von ihnen landete auf seinem Gesicht und glitt ganz langsam an seiner Wange herunter. Die Träne lief immer weiter und landete schließlich auf dem durchnässten Boden. Kai spürte bei diesem Anblick einen Stich in seinem Herzen. Es war, als wäre Ray von ihm gegangen. Hätte ihn einfach allein gelassen. Hätte Kai, ohne etwas zu sagen, verlassen. Kai wusste nicht, was dieses Gefühl zu bedeuten hatte. Er konnte und wollte es sich nicht vorstellen. Der Gedanke, dass Ray nun nicht mehr leben würde, war zu schlimm. Dagegen wäre jeder Albtraum harmlos gewesen. War Ray wirklich nicht mehr am leben? Ist er gestorben, während Kai sich bemitleidete?

Kai musste es einfach herausfinden. Er stand auf und rannte zum Krankenhaus. Er lief durch die volle Innenstadt. Viele sahen ihn an. Ein klitschnasser Junge lief durch die Straßen. Was war mit ihm? Warum rannte er so? Stand er die ganze Zeit im Regen? Warum fing er an zu weinen? Was war nur passiert? Die Menschen auf den Straßen blickten ihn verwirrt an und hätten ihn am liebsten gefragt, aber Kai war zu schnell. Es vergingen nur wenige Sekunden, dann war er wieder weg.

 

Kai kam endlich im Hospital an. Keuchend ging er zur Treppe, die Stufen hinauf zu Rays Zimmer. Er sah durch das Zimmerfenster und erblickte seinen Liebling. Er lag dort drinnen. Schwer atmend. Mit schwachem Puls. Kai war wie hypnotisiert, als er das Zimmer betrat. Er streckte seine Hände aus und ging ganz langsam auf ihn zu. Nachdem er an seinem Bett angekommen war, kniete er sich neben dieses und ergriff Rays Hand. Leicht zitternd sah er Ray an.

 

„Ray... Es... es tut mir leid... ich... ich hätte nicht gehen sollen... hätte ich dich doch nie allein gelassen... verzeih mir... bitte... verzeih mir... tut... mir... leid...“

 

Kai konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Es tat ihm weh, Ray so zu sehen. Warum hatte er ihn allein gelassen? Warum war er nicht bei ihm geblieben? Warum hatte er nicht auf ihn aufgepasst? Er war doch der einzige, der es wusste... Warum? Warum? Warum?

Während Kai immer mehr Schuldgefühle bekam, öffnete Ray langsam seine Augen. Anfangs erkannte er Kai nicht, doch nachdem er wieder klar sehen konnte, lächelte er ihn mit einem leichten lächeln an.

Kai war darüber so froh, dass er nur noch mehr weinte. Er wusste nicht warum, es geschah einfach. Er konnte die Tränen auch nicht zurückhalten.

Ray sah ihn verwirrt an. Er wusste nicht, warum Kai so weinte, oder warum er so nass war... Mit seiner Hand berührte er Kais Wange. Dieser sah Ray leicht erschrocken an. Doch Ray lächelte nur. Kai berührte die Hand seines Schatzes und versuchte sich zu beruhigen. Irgendwie schaffte er es. Dank der Geste Rays, konnte er sich wieder fangen. Ray lächelte ihn noch kurz an und schloss kurz darauf seine Augen.

Kai sah, wie schlecht es Ray ging. Und was machte er? Er weinte vor sich hin. Eigentlich müsste er ihm doch helfen... Aber wie? Er wusste es nicht. Was hätte er denn tun können? Das einzige was ihm einfiel war...

Kai blickte Ray eine Zeit lang an, ehe er dessen Sauerstoffmaske abnahm und ihn vorsichtig Küsste. Ray war im allerersten Moment etwas erschrocken, doch er spürte sofort, dass es nur Kai war. Sein allerliebster Kai. Der einzige, den er je geliebt hatte. Ray war überglücklich, dass Kai bei ihm war.

Wenige Sekunden später ging Ray auf Kais Kuss ein. Aus einem einfachen Kuss wurde ein leidenschaftliches Zungenspiel. Doch irgendwann bekam Ray keine Luft mehr und Kai musste aufhören. Kai gab Ray seine Sauerstoffmaske zurück und setzte sich wieder auf den Stuhl, auf dem er die ganze Zeit saß.

Die beiden sahen sich noch lange tief in die Augen, bis eine der Krankenschwestern Kai sah. Sie ging sofort in das Krankenzimmer und befehligte Kai, dass er gehen sollte. Widerwillig nickte er ihr zu, aber bevor er aus dem Zimmer trat, zwinkerte er Ray noch kurz zu.

 

Als Kai draußen stand, bemerkte er, dass es aufgehört hatte zu regnen. Aber der Himmel war immer noch bewölkt. Damit er nicht noch nasser wurde, ging Kai eilig nach Hause.

Dort angekommen warteten Tyson und Max schon ungeduldig.

 

„Hey Kai! Was soll das? Einfach zu verschwinden?! Wo warst du überhaupt? Antworte!“, brüllte Tyson ihn an.

„Ach, halt doch die klappe!“, gab Kai zurück und ging kurz darauf in sein Zimmer.

Max sah ihm noch hinterher. Anscheinend war es Tyson gar nicht aufgefallen, dass Kai klitschnass war. Besorgt ging Max zu Kais Zimmer und klopfte an.

 

„Was ist?“

„Kai? Kann ich reinkommen?“, fragte Max behutsam und leise, damit Tyson es nicht mitbekam.

„Ach, von mir aus.“

 

Max betrat nun das Zimmer. Kai war gerade dabei sich neue Sachen anzuziehen, während sich Max auf Kais Bett setzte.

 

„OK. Und jetzt erzähl. Was ist mit Ray? Und warum warst du so lange weg?“

 

Kai sah Max mit nachdenklichem Gesichtsausdruck an. Sollte er es ihm erzählen? Max wusste ja über die Beziehung der beiden bescheid und außerdem war er der einzige vernünftige Gesprächspartner hier in diesem Haus...

 

„Wo soll ich anfangen?“ Seufzte der Blauhaarige.

„Erzähl mir einfach, was Ray hat.“

„Die Ärzte sagen, dass sowohl sein Herz als auch seine Lunge „zusammengefallen“ sind. Sie, haben nicht mehr dasselbe Volumen wie vor diesem Unfall...“

„Zusammengefallen? Du meinst, als er beinahe ertrunken ist, ist das passiert? Oh je...“

„Kannste laut sagen...“

„Verstehe. Und was war damals? Ich meine... Als der Krankenwagen...“

„An dem Tag hatte ich vergessen ihm seine Medikamente zu geben. ... Er bekam in dem Moment kaum Luft und...“

„Und... Erzählst du mir noch, warum du so lange weg warst?“

 

Max sah, dass es mehr als nur hart für Kai war. Der Arme. Warum musste das ausgerechnet Ray passieren? Wie konnte er Kai nur aufmuntern? Konnte er das überhaupt? Max stand ihm nicht so nahe wie Ray. Andererseits... Kai brauchte jetzt Ablenkung. Gerade als Max etwas sagen wollte, hörte man Tyson im Haus rumbrüllen.

 

„Oh... Den habe ich ja ganz vergessen... Kai...“

„Hm?“

„Ich weis, das es dir schwerfällt... Aber du solltest es dir nicht ganz so zu Herzen nehmen. Es war nicht deine Schuld. OK?“

 

Max verlies das Zimmer und widmete sich Tyson. Kai stand noch immer an derselben Stelle und sah Max verwundert nach. Nicht so zu Herzen nehmen? Wie soll das gehen? Wie soll er das machen? Immerhin hätte er Ray beinahe für immer verloren...

Quälende Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum. Kai wurde von diesen so fertig gemacht, dass er sich hinsetzten musste. Doch nachdem er auf dem Bett saß, legte er seinen Kopf auf seine angezogenen Knie und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, die er auf den Knien platziert hatte. Stunden vergingen. Kai saß immer noch auf seinem Bett und machte sich vorwürfe. Er konnte nicht damit aufhören an Ray zu denken. Immer und immer wieder sah er seinen kleinen Liebling vor sich. Ihn weder anlächelnd noch küssend. Nein. Er sah ihn so, wie sein Zustand momentan war. Ray war schwach und kaum dazu in der Lage, etwas anderes zu fühlen, außer Schmerz. Schmerz, den er durch Kais Unaufmerksamkeit hatte. Wieder und wieder kamen ihn die gleichen Gedanken, die er auch früher immer hatte. Hätte er ihm helfen können? Wäre das alles passiert, wenn Kai aufmerksamer gewesen wäre? Fragen über Fragen. Aber keine Antworten. Wer hätte sie ihm auch beantworten können? Er wusste es nicht.

Kai wurde langsam immer müder und so legte er sich ausgestreckt auf die Matratze. Die Augen hatte er noch immer geöffnet. Er wollte nicht schlafen. Er wollte jetzt bei Ray sein. Aber das war ihm nicht vergönnt. Mit dem Gedanken, dass er Ray ganz früh besuchen werde, schlief er dann ein.

 

Nach fünf Stunden wurde Kai durch lautes Klopfen an seiner Tür geweckt. Kai blinzelte noch ein paar mal, ehe er sich aufrichtete und ein leises grummeln von sich gab. Der, der an der Tür stand, hörte dies und schrie daraufhin los.

 

„Steh endlich auf, Kai! Wie lange willst du noch schlafen?“

„Mhm!“

 

Mehr wollte Kai nicht sagen. Wofür auch? Er wusste, dass es den anderen sowieso egal war, wann er aufstand. Und trotzdem. Kai stand auf, streckte sich und zog sich dann an. Heute wollte er mal etwas neues anziehen. Etwas, das Ray ihm mal gekauft hatte. Jedoch trug er es bis heute nicht. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zog Kai das hautenge, weiße, im Chinastil gehaltene T-Shirt und die knielange, leicht ausgefranste dunkelblaue Hose an. Er wusste, warum Kai dieses Outfit noch nie anhatte. Es ähnelte dem Rays. Zumindest waren die Farben und die Form des Shirts genau wie die Klamotten, die Ray immer trug. Normalerweise hätte er es auch nie in der Gegenwart der anderen angezogen... Aber heute war es ihm egal. Er wollte Ray nahe sein. Wenn schon nicht körperlich, dann wenigstens geistig.

Ohne weiter auf seine Teamkollegen zu achten ging Kai einfach aus dem Haus. Mit ernstem Blick ging er durch die Straßen der Stadt bis zum Krankenhaus.

Dort angekommen ging er Zielsicher zu Rays Zimmer. Doch als er dort ankam sah er sich verwundert um. Ray lag nicht in seinem Bett. Aber wo kann er sein? Aufstehen war in seinem Zustand war unmöglich... Wo war er?

Kapitel 7: Entlassung

 

Kai durchsuchte das gesamte Krankenhaus, wurde aber nicht fündig. Nachdem er alles abgesucht hatte, ging er einfach zur Rezeption.

 

„Entschuldigung? Wissen Sie, wo Ray Kon ist?“

„Einen Moment. ... Er befindet sich gerade im Aufwachraum... Äh... Moment, warten Sie!“

 

Doch das hörte Kai schon nicht mehr. Er war sofort aufgebrochen, als er den Aufenthaltsort hörte.

 

„Wieso im Aufwachraum?! Was ist passiert während ich nicht hier war?“, dachte sich Kai.

 

Kai rannte so schnell er konnte. Nur wenige Minuten später kam er auch schon vor dem Zimmer an. Doch er traute sich irgendwie nicht, die Türe zu öffnen. Minuten vergingen. Kai stand zitternd vor der Tür, bis einer der Chefärzte an ihm vorbeikam.

 

„Sie können ruhig rein.“

„... Können Sie mir sagen, ob etwas passiert ist?“

„Passiert? Nein, Nein. Wir hatten nur kein freies Zimmer mehr. Also haben wir Herrn Kon hierher gebracht. Sein Zustand scheint sich immer mehr zu bessern. Ich denke, dass er in drei Tagen wieder gehen kann.“, gab der Arzt zufrieden als Antwort.

„Danke.“, Kai verbeugte sich noch kurz und ging dann in das Zimmer.

Der Doc sah ihm noch kurz hinterher und dachte sich dann: „Ein bemerkenswerter junger Mann. Dass er sich solche Sorgen um ihn macht...“

 

Kai schloss die Tür und lehnte sich dann noch kurz an diese. Er sah auf das einzige Bett, das in diesem Zimmer stand. Und in diesem lag er. Sein Liebling. Sein Ein-und-Alles. Ray. Langsam trat er näher an das Bett heran. Anfangs stand Kai einfach neben dem Bett, doch dann setzte er sich neben dieses. Minuten vergingen. Kai saß auf diesem Stuhl und hielt Rays Hand. Immer wieder streichelte er diese, bis er ein zucken vernahm.

 

„Ray?“, fragte Kai leise.

„...“

 

Ray sah sich erst einmal um. Erst nachdem er Kai erblickte registrierte Ray, wo er war. Gerade als Ray etwas sagen wollte, hielt Kai ihm einen Finger auf dessen Lippen. Ein Kopfschütteln seinerseits und Ray belies es dabei. Kai und Ray lächelten sich verliebt an. Wieder vergingen Minuten. Dann aber setzte sich Ray langsam auf. Kai wollte schon etwas sagen, doch er reagierte nicht schnell genug. Ray zog ihn zu sich und gab ihm einen Kuss. Kai schloss ihn glücklich in seine Arme und konzentrierte sich voll und ganz auf den Kuss. Doch leider wurde dieser durch ein klopfen gestört.

Eine der Schwestern betrat das Zimmer. Gerade noch rechtzeitig konnten Kai und Ray voneinander loslassen. Anfangs sah die Schwester die beiden fragend an, doch dabei blieb es auch. Sie ging auf Ray zu und untersuchte diesen dann.

Kai war währenddessen zur Seite gegangen und sah gespannt zu. Die Krankenschwester notierte seine Werte, stellte noch die Medikamente auf die Ablage und ging dann mit der Versicherung, dass Ray schon bald gehen könne.

Ein breites Lächeln zeichnete sich auf Kais Gesicht ab, nachdem er dies hörte. Eilig setzte er sich wieder auf seinen Platz und griff sich Rays Hand. Kai umschloss diese und sah Ray breit grinsend an. Kurze Zeit später beugte er sich zu ihm herunter und gab Ray einen langen, intensiven Kuss. Ray erwiderte diesen mit Freuden. Nach einem langen Zungenspiel brachen die beiden den Kuss ab. Kai sah auf seine Uhr und stellte fest, dass es schon spät war.

 

„Ich muss bald gehen...“

Leise antwortete Ray: „Ja... Kommst du morgen wieder?“

„Aber ja. Jeden Tag. Bis du wieder Fit bist.“

 

Ray lächelte ihn lieb an. Kai stand auf und zog sich seine Jacke an. Kurz danach blickte er noch einmal zu Ray, gab diesem noch einen Kuss und ging dann zur Zimmertür.

 

„Bis morgen. Schlaf gut.“

„Du auch.“

 

Kai verließ das Zimmer und ging nach Hause. Inzwischen kam ein Arzt in das Zimmer Rays.

 

„So. Geht es Ihnen soweit gut? Oder haben sie irgendwelche Beschwerden?“

 

Ray verneinte diese Frage mit einem Kopfschütteln. Der Doktor fühlte noch einmal seinen Puls. Kurz danach überprüfte er noch die Lunge und sein Herz.

 

„Alles OK. Die Medikamente scheinen zu helfen. Wenn sich diese Werte nicht wieder verschlechtern, denke ich, können sie in drei Tagen gehen. ... Wir werden Sie jetzt noch einmal Röntgen und ein CT durchführen, um Sicher zu gehen.“

 

Ray stimmte diesem zu. Der Oberarzt ging aus dem Zimmer und rief eine der Schwestern herbei. Diese

kümmerte sich darum, dass Ray in den Behandlungsraum gebracht wurde.

Zwei Stunden später lag Ray wieder in seinem Zimmer und wartete auf die Ergebnisse. Ungeduldig blickte er zu der Tür, die sich in demselben Moment öffnete.

 

„Wir haben die Ergebnisse ausgewertet... Ich muss sagen, dass Sie mich erstaunen. Sie scheinen sich sehr schnell zu Erholen. Auf den Röntgenbildern sieht man, dass wieder alles seine normale Größe hat und bei dem CT ist nichts ungewöhnliches aufgetreten.“

 

Ray hörte gespannt zu. Er wollte endlich aus dem Hospital entlassen werden. Er wollte endlich wieder nach Hause. Zu seinen Teamkollegen. Zu Kai. Er wollte endlich wieder mit Kai alleine sein. Er wollte endlich wieder Kais Nähe spüren. Ihn lieb haben... Ihn Berühren...

Nachdem die Untersuchung beendet war, ging der Oberarzt wieder und Ray legte sich schlafen.

Am nächsten Tag. Heute kam Kai mit dem gesamten Team bei ihm vorbei.

 

„Hallo Ray! Wie geht es dir denn?“, Plapperte Tyson sofort darauf los.

Nur leise antwortete Ray: „Schon besser. Danke.“

„Du hörst dich aber nicht gut an. Ist wirklich alles OK?“, erkundigte sich Max.

„Ja. Keine Sorge.“

„Mensch Ray, was machst du nur für Sachen? Weist du eigentlich was für Sorgen wir uns gemacht haben?!“

„Tyson. Sei doch etwas leiser. Das hier ist ein Krankenhaus!“, hielt Kenny ihn zurück.

 

Kai schüttelte nur seinen Kopf und blickte Ray an. Dieser erwiderte den Blick und schüttelte ebenfalls den Kopf, so als wolle er sagen: „Typisch Tyson...“ Kai verstand das sofort. Er blickte Tyson ernst an. In seinen Augen konnte man erkennen, was er eigentlich sagen wollte. Tyson spürte diesen Blick sofort und hörte augenblicklich auf zu reden. Ein zufriedenes Kopfnicken seitens Kai war Bestätigung genug für die anderen.

Das Team unterhielt sich noch lange, vor allem darüber was alles passiert war.

 

Zwei Tage später. Das Team besuchte Ray wiedereinmal. Doch heute war es etwas anders. Am heutigen Tag durfte Ray endlich wieder nach Hause kommen. Alle freuten sich darüber, ganz besonders Kai. Schon viel zu lange war Ray in diesem Gebäude „gefangen“.

Während Tyson und Max Rays Sachen einpackten, setzte sich Kai neben ihn und sah Ray an. Kenny stand etwas Abseits und beobachtete wiederum Kai, der sich die meiste Zeit nur auf Ray konzentrierte und hin und wieder dessen Hand streichelte. Zwar waren diese Bewegungen nur schwer zu erkennen, doch Kenny sah sie. Er war darin geübt, die noch so kleinen, Bewegungen wahrzunehmen. Er hätte Kai am liebsten darauf angesprochen, aber andererseits, war es in der jetzigen Situation nicht gerade passend...

 

Kapitel 8: Diesmal aber richtig!!

 

Zuhause angekommen wurde Ray sofort ausgefragt. Tyson, Max und Kenny wollten endlich wissen, was passiert war. Ein seufzen Rays, dann fing dieser an zu erzählen. Während Ray so erzählte machte Kai Tee. Ray nickte lächelnd und trank einen Schluck des heißen Gebräus. Kurz darauf machte Ray mit seiner Erzählung weiter und die drei anderen staunten nur noch vor sich hin.

 

„Mann. Das war sicher schlimm...“, meinte Kenny.

„Ich bin froh, dass es dir jetzt wieder besser geht. Was meinst du Tyson?“, gab Max von sich.

„Hm? Ja, klar. Ich freue mich auch. Wollen wir uns jetzt einen Film angucken?“

„Oh Mann Tyson! Was redest du denn da?“

 

Mit einem Klaps gab Max Tyson zu verstehen, dass das nicht gerade einfühlsam war. Sofort jammerte Tyson wieder rum. Beleidigt stand er auf und ging ins Wohnzimmer. Kenny und Max folgten ihm, während Kai und Ray noch einen Moment sitzen blieben. Ray lachte noch ein wenig über Tyson. Kai sah ihn noch eine Weile an und bemerkte deshalb nicht, dass Ray mit ihm sprach.

 

„He... Kahai! Hallo?“

„Hä? Ah… Was ist?“

„Schauen wir uns den Film an, oder nicht?“

„Ähm... Ja... Von mir aus...“

 

Und so gingen die zwei zu dem Rest des Teams und sahen sich die Filme ebenfalls an. Nachdem diese zuende waren wollten Tyson, Max und Kenny schlafen gehen. Tyson wunderte sich, dass weder Kai noch Ray aufstanden.

 

„Wollt ihr nicht auch langsam ins Bett?“

„Ne. Gleich kommt eine Reportage, die ich noch sehen möchte.“, antwortete ihm Ray.

„Aaha. Um diese Zeit? Es ist schon 11!“

„Ich weiß. Die kommt immer erst viertel nach 11. Leider...“

„Schon gut. Und was ist mit Kai?“

„...“ Kai hielt eine Antwort für unnötig.

„OK. Mister „Ich schweige gern“ bleibt also auch noch wach. Na ja, Gute Nacht.“, meinte Tyson sarkastisch.

„Euch auch.“

 

Tyson ging nun zu Max und Kenny, während Kai sich über Ray wunderte. Dieser schaltete nämlich den Fernseher aus.

„Und die Reportage?“

„Die bist du!“

 

Nur einen Moment später saß Ray auf Kais Schoß und fuhr mit seinem Finger auf dessen Brust herum. Kurz darauf beugte er sich zu Kai und gab diesem einen Kuss. Kai wiederum umarmte Ray und ging noch intensiver auf den Kuss ein. Ein wildes Zungenspiel entbrannte und am liebsten hätten sie nie wieder voneinander losgelassen. Doch Ray war sehr müde und so brach er den Kuss ab. Vorsichtig kletterte er von Kai runter und streckte sich. Ein herzhaftes Gähnen folgte.

Ray streckte Kai seine Hand hin. Dieser ergriff diese und zog sich so nach oben, dass er Ray erneut einen Kuss gab. Doch Ray wollte jetzt nicht mehr und somit drückte er Kai etwas von sich weg.

 

„Tut mir leid, Kai, aber... Ich bin müde. Wir können ja morgen...“

„Aber Ray...“

„Gehen wir doch schlafen, ja?“

 

Mit einem freundlichen Lächeln ging Ray zur Treppe und dann nach oben. Kai folgte ihm nach zwei Minuten. Ray war inzwischen schon in seinem Zimmer angekommen, als Kai hereinkam und die Tür abschloss.

 

„Kai?“

„...“

 

Doch Kai antwortete nicht. Der junge Mann sah einfach nur auf den Boden und wartete.

Ray wunderte sich und ging daraufhin auf ihn zu.

 

„Kai? Was ist los? Hast du irgendwas?“

 

Kai antwortete noch immer nicht. Erst als Ray seine Hand nach ihm ausstreckte gab Kai wieder ein Lebenszeichen von sich. Schnell ergriff Kai Rays Handgelenk und das nicht gerade sanft. Mit einem wütenden Gesichtsausdruck zerrte er den Chinesen auf dessen Bett. Mit einer schnellen Handbewegung wurde Ray unsanft auf die Matratze geworfen. Er blickte Kai verwirrt an.

Was war los mit ihm? War er jetzt sauer auf Ray, weil er nicht mit ihm schlafen wollte? Er wusste es nicht, doch er sollte es bald erfahren...

Kai hielt Ray immer noch am Handgelenk fest und drückte immer fester zu. Ray verspürte diesen Schmerz. Er konnte ahnen, was mit ihm war, er wollte es nicht wahrhaben. Doch Ray konnte nun nichts mehr tun. Er wusste, dass ER wieder da war. Und wenn ER einmal erschienen war, dann blieb er auch. Warum nur musste es ihm passieren? Keinem anderen tut ER etwas an. Warum ausgerechnet er?

ER fing nun an, Ray an seinem Nacken zu küssen. Ray versuchte zwar, sich von dessen Griff zu befreien, aber er schaffte es nicht. Dafür war er einfach noch zu schwach. Nur ungern lies er IHN weitermachen. ER wanderte nun mit seiner Hand unter Rays Hemd und streichelte dessen Brust. An den Nippeln angekommen, verharrte ER eine Weile. Mit seiner linken Hand massierte ER weiterhin Rays Nippel, während SEINE rechte Hand die Knöpfe von Rays Hemd aufknöpfte und dieses anschließend fortwarf. Nun begann ER mit seiner Zunge Rays Nippel zu umkreisen und spielte nebenbei mit Rays Haaren, die geöffnet waren. Langsam rutschte ER mit seiner Zunge immer weiter nach unten. Beim Bauchnabel verharrte er wiederum eine Weile.

Ray verkrampfte sich mit jeder weiteren Bewegung, die ER machte, mehr und mehr. Er wollte nicht. Tränen stiegen in ihm auf und liefen ungehindert an seinem Gesicht entlang. Ray versuchte weiterhin IHM zu entkommen, doch das alles war hoffnungslos. Zu schwach war er von den letzten Tagen geworden. Ray spürte SEINE Zunge auf seinem Körper und das gefiel ihm nicht. Auch wenn er eigentlich sein geliebter Schatz war, aber jetzt... Jetzt war er nicht mehr er selbst. Nein. ER hatte nun die Kontrolle über Kai und tobte sich richtig aus. ER wollte immer nur das eine. Egal wann, wo oder wie. Hauptsache es war Ray. ER tat es nur mit Ray. Warum war ausgerechnet Kai so krank? Es hätte doch jeder X-Beliebige sein können?! Warum musste es Kai sein...?

Anfangs wusste Ray nicht, dass ER und Kai ein und dieselbe Person waren... Anfangs hatte er geglaubt, Kai würde seine Spiele mit ihm spielen... Doch weit gefehlt. Kai und ER waren grundverschieden. ER kam meist dann zum Vorschein, wenn ihm irgendwer wiedersprach oder nicht das tat, was er wollte. Zwar zeigte ER sich nur gegenüber Ray so grob, aber auch anderen war dieser unsanfte Ton schon aufgefallen. Na ja, aufgefallen? ER hatte Kai anfangs ganz und gar unter seiner Kontrolle. Erst seit sich Kai in Ray verliebt hatte, verschwand ER. Doch ER war nie ganz verschwunden. Vor allem Tyson gegenüber tauchte er noch oft auf, zwar unbemerkt, aber dennoch...

Auch wenn sich Ray noch so sehr dagegen wehrte, hörte ER nicht auf. Ganz im Gegenteil. Es machte IHM sogar Spaß, wenn Ray litt. ER liebte es, wenn Ray verzweifelt unter ihm lag. Das war für IHN die reinste Erlösung. Ray versuchte unter SEINEN Berührungen nicht zu stöhnen, auch wenn es ihm schwer fiel. ER hingegen stöhnte so laut, dass Ray Angst bekam. Bei jeder SEINER Handlungen entlockte IHM ein Stöhnen.

ER machte nun weiter und fuhr mit seiner Zunge weiter nach unten. An Rays Schritt machte er halt. Dort angekommen zog er ihm als erstes die Hosen aus und begutachtete Rays Männlichkeit. Ein lüsterner Blick war nun auf SEINEM Gesicht zu erkennen. ER beugte sich runter und leckte über seine empfindliche Stelle. Ray kniff sich seine Augen zu, er wollte es nicht mit ansehen. Es war schon schlimm genug, dass er dies mit sich machen lies. Doch aufhalten war unmöglich. Selbst wenn Ray versucht hätte sich zu wehren... ER hätte ihn nur noch brutaler rangenommen.

Rays Tränen liefen ununterbrochen weiter. Immer wieder schüttelte er den Kopf und hoffte, das ER aufhören würde... Doch ER wollte nicht. ER musste jetzt seine Erregung loswerden und das ging nur mit Ray.

ER drehte Ray nun so um, dass dieser auf dem Bauch lag. Ray vergrub seinen Kopf in dem Kissen und schluchzte in dieses hinein. Er wusste, was jetzt kommen würde... ER hob Rays Hüfte nun an und drang in Ray ein. Kurz nachdem ER drinnen war, fing er an, sich zu Bewegen. ER lies sich treiben und dachte nicht daran, wie schmerzhaft es für Ray war. ER machte einfach weiter...

Mit jeder SEINER Bewegungen fügte ER Ray mehr und mehr Schmerzen zu. Ein Stöhnen nach dem anderen folgte.

Ray schrie in das Kissen hinein. Er schrie so laut er konnte, doch ihn verließen bald seine Kräfte. Während ER immer weiter machte, lag Ray nur noch da und weinte. Er hatte einfach keine Kraft mehr.

Minuten später ergoss ER sich in Ray, doch ER verharrte noch in ihm. Erst eine Minute später zog ER sich zurück. Jedoch war SEINE Erregung noch nicht verklungen. Ein lüsternes Kichern brachte er noch hervor, ehe ER Ray wieder umdrehte. Ray blickte nun direkt in SEIN Gesicht. Sofort erschrak dieser und kniff seine Augen zu. Doch ER wollte, dass Ray ihn ansah. Also zog ER Ray an den Haaren, so dass er IHN ansehen musste. Wieder rannen die Tränen nur so über Rays, eigentlich hübsches, Gesicht. ER zog Ray so an den Haaren, dass sich dieser hinkniete und in SEIN Gesicht sah. ER schob zwei Finger in Rays Mund und öffnete diesen dann. Ray wollte seinen Kopf wegdrehen, doch er schaffte es nicht. Noch ehe er sich wegdrehen konnte, hatte er schon SEINE erregte Männlichkeit im Mund.

Ein gewisser Ekel ergriff Ray, doch was sollte er tun? Ihn beißen? Nein. Das könnte er nicht. Immerhin war ER doch... ER war doch immer noch sein geliebter Kai. Er könnte doch seinem Geliebten keine Wunden zufügen...

ER bewegte nun Rays Kopf, den er mit beiden Armen festhielt, vor und zurück. So, dass Er schon bald seine Befriedigung erlangte und sich ein zweites Mal in Rays Mund ergoss. Für einen kurzen Moment blieb ER noch in dieser Stellung. Erst nachdem Ray all sein Sperma geschluckt hatte, zog ER sich zurück. Ray hustete und keuchte.

Mit einer Hand stütze er sich auf dem Bett ab und mit der anderen umschlang er seinen Hals. ER stand neben ihm und sah Ray dabei freudig zu. Mit einem schämischen Grinsen zog ER sich wieder an und ging in sein Zimmer. ER ließ Ray einfach so zurück. ER ging in sein Zimmer, zog sich dort seinen Pyjama an und legte sich schlafen.

 

Kapitel 9: Flucht

 

Ray lag inzwischen noch immer weinend im Bett. Sein ganzer Körper zitterte. Er drehte sich auf die Seite und starrte die Wand an. Tränen bahnten sich ihren Weg und flossen seinen Wange herab. Ray schloss seine Augen und zog seine Beine an. Mit dieser Embryonalstellung schlief er nach einigen Minuten ein.

 

Am nächsten Morgen. Es war schon 9.00 Uhr als Kai endlich aufstand. Verschlafen ging er in die Küche, die er leer auffand. Tyson und die anderen schienen noch zu schlafen. Kai ging zur Arbeitsfläche und setzte Kaffee auf. Kurz nachdem er den Startknopf gedrückt hatte, kam Kenny zur Tür herein.

 

„Morgen, Kai.“

„Hm? ... Morgen...“

„Noch nicht wach?“

„Mhm.“

„Wie lange wart ihr denn noch wach?“

„...“

 

Kai sah Kenny nur aus dem Augenwinkel heraus an und überlegte. Wann waren er und Ray zu Bett gegangen? Mitternacht? Oder noch später?

Kai hatte einen Filmriss. Er wusste nicht mehr, was am gestrigen Abend passiert war. Während er noch darüber nachdachte, kamen Max und ein verschlafener Tyson in die Küche.

 

„Guten Morgen. Gut geschlafen?“ Max war, im Gegensatz zu Tyson, hellwach.

„Morgen.“, antwortete ihm Kenny.

„Guten Morgen Kai.“

„...“ Kai nickte nur.

 

Soeben war der Kaffee fertig und Kai goss sich sogleich eine Tasse ein. Er setzte sich an den Küchentisch und trank seine Tasse Kaffee, während Tyson, Max und Kenny richtig frühstückten. Kai beobachtete seine Teamkollegen und wartete. Er wartete auf Ray. Er war immer noch nicht aufgestanden.

 

 

Acht Uhr am selben Morgen. Ray war gerade aufgewacht. Er lag noch in dem Bett. Seine Klamotten waren auf dem Boden verstreut und sein Bett so unordentlich wie nie. Langsam kamen die Erinnerungen des vorigen Abends zurück. Eine Gänsehaut machte sich auf Ray breit. Schnell kniff er seine Augen zusammen und winkelte seine Knie an, die er anschließend umarmte. Er hatte Angst. Er wollte nicht aus seinem Zimmer raus. Er wollte Kai nicht mehr begegnen. Kai machte ihm Angst. Eigentlich konnte Kai ja nichts dafür, aber... Dass Problem war ja, dass Kai nichts von seinem anderen ICH wusste. Und das war das gefährliche an ihm. Was sollte Ray machen, wenn er wieder da war?

Nur mit einer Decke umwickelt stand Ray auf und ging zu seiner Tür. Vorsichtig öffnete er diese und sah auf den Flur hinaus. Anscheinend schliefen noch alle. Zumindest war keiner zu hören. Aber jetzt in die Küche oder ins Bad zu gehen, war für Ray zu riskant. Wer weiß? Vielleicht war Kai ja doch schon wach?! Nein. Ray traute sich nicht, Kai noch einmal zu begegnen. Leise schloss er seine Tür und schloss diese ab. Langsam ging er durch das Zimmer, auf den Balkon.

Ray sah nach draußen. Blickte in die weite Ferne und wünschte sich, dass das alles niemals passiert wäre. Doch das würde nie wahr werden. Es war die Realität. Tränen suchten ihren Weg nach draußen. Ray konnte es nicht verhindern. Er weinte vor sich hin und dachte daran, ob es nicht besser wäre, sich von Kai zu trennen. Er konnte einfach nicht mehr. Nie mehr wollte er von IHM so behandelt werden. Auch wenn es Ray das Herz brechen würde, aber was sollte er machen? Kai war unberechenbar geworden. Sein anderes ICH war unberechenbar geworden...

Rays Gedanken schweiften noch lange um die Idee, Kai zu verlassen. Doch durch ein Geräusch wurde er aus

seinen Gedanken gerissen. Eine Tür war zu hören. Irgendjemand war gerade aufgestanden und ging wahrscheinlich in die Küche.

Erschrocken blickte sich Ray um und starrte die Türe an. Er hoffte, dass keiner versuchen würde, ihn aus dem Zimmer zu holen. Ray wollte nicht aus seinem Zimmer. Nein. Nicht solange Kai in der Nähe war. Plötzlich hörte Ray ein klopfen. Noch immer starrte Ray die Türe an, ohne einen Laut von sich zu geben.

 

„Ray? Aufstehen.“

 

Das war’s. Kurz und bündig. Ray wusste nur zu genau, wer da geklopft hatte. Es war Kai. Wie konnte er ihm das nur antun? Wie konnte er nur? Nachdem das gestrige passiert war? Verzweiflung machte sich in Ray breit. Nie wieder wollte er Kai begegnen. Doch was jetzt?

Aus Verzweiflung kletterte Ray über das Balkongeländer und rannte fort. Er rannte einfach weg. Es war ihm in dem Moment alles egal. Hauptsache er musste ihm nicht begegnen. Verzweifelte Tränen rannen an Rays Gesicht herunter. Wollten nicht aufhören. Ray konnte Kai nie wieder in die Augen sehen...

Ray rannte und rannte. Er hatte kein Ziel vor Augen. Nein. Er musste einfach nur weg von Kai. In einer entlegenen Seitengasse verließen ihn seine Kräfte. Vorsichtig setzte er sich auf den kalten Boden, umwickelte sich mit der Decke, die er als einziges „anhatte“, und ruhte sich aus.

 

Zur selben Zeit bei Kai. Der junge Blader machte sich nun auf den Weg zu Rays Zimmer, da dieser noch immer nicht aufgestanden war. Vorsichtig klopfte er an der Tür.

 

„Ray? Es ist Zeit. Los, aufstehen!“

 

Keine Antwort. Doch ehe er erneut anklopfen konnte, hörte er ein plätschern an einem der Fenster, die im Flur waren. Er ging zu diesem hin und sah nach draußen.

 

„Oh Mann. Das sieht nach einem richtigen Unwetter aus. ... Dann müssen wir das Training wohl nach drinnen verlegen...“

 

Der Himmel war von Wolken nur so verdeckt. Die Sonne würde heute nicht mehr durchkommen... Draußen schüttete es, wie schon lange nicht mehr. Noch ein kurzer Blick nach draußen und dann ging Kai wieder zu Rays Zimmertüre.

Kai klopfte erneut an der Tür. Doch auch dieses mal bekam er keine Antwort. Langsam verlor Kai die Geduld. Er klopfte nun lauter. Noch immer keine Antwort. Stutzig lauschte Kai nun an der Tür.

Doch er hörte nichts. Nichts außer den Wind, der wohl durch das Zimmer wehte. Moment mal... Wind?! Kai fragte sich, warum Ray das Fenster aufgemacht hatte, bei dem Unwetter...

So langsam wollte er nicht mehr. Er wusste nicht wieso, aber er hatte Angst. Erklären konnte er es nicht, es war einfach so. Kai beschloss das Zimmer einfach zu betreten, doch als er die Türe öffnen wollte, bemerkte er, dass sie abgeschlossen war. Das machte Ray doch sonst nie?! Was war mit ihm los?

Kai wartete nicht länger und holte den „Generalschlüssel“. Doch Kai schaffte es nicht die Türe aufzuschließen. Erst nach einigen Minuten fiel ihm ein, dass Ray seinen Schlüssel stecken gelassen haben könnte. Langsam aber sicher wurde Kai immer mulmiger. Das war doch nicht normal. Warum sollte er sein Zimmer verriegeln?

Kai platze der Geduldsfaden und so trat er die Türe einfach ein. Mit einem lauten Knall war die Türe nun endlich offen, doch was er sah erschrak ihn.

Das erste, was Kai er blickte, war die offene Balkontür und eine Pfütze, die sich vor dieser gebildet hatte. Kai blickte sich nun genauer um. Rays Klamotten, die auf dem Boden verstreut lagen, Rays Bett, ohne Decke, Rays verschlossener Schrank, aber kein Ray. Wo war er? Was hatte das zu bedeuten?!

Beunruhigt ging Kai in die Küche zurück. Dort fragte er Tyson, Max und Kenny. Doch alle drei schüttelten nur ihre Köpfe. Sie wussten es also auch nicht... Kai wurde immer nervöser.

Er machte sich immer mehr Sorgen. Kai durchsuchte das ganze Haus. Wohnzimmer, Bad, Keller, den Schuppen und auch die Trainingshalle, doch er fand ihn nicht. In Gedanken ging er vor die Tür und entdeckte dabei ein Stück Stoff, der an Rays Balkon hang. Langsam ging er auf diesen zu und nahm den Stofffetzen in die Hand. Bei genauerer Betrachtung fiel ihm auf, dass dieses Stückchen Stoff denselben Farbton hatte, wie Rays Decke...

 

„Er wird doch nicht...?!“, dachte sich Kai geschockt. „Ray, du...“, flüsterte Kai.

 

Mit weit aufgerissenen Augen blickte Kai in Richtung Stadt. Ray wird doch bei dem Regen nicht etwa...? Er wird doch nicht abgehauen sein? Das kann nicht sein!? Nein. Das darf nicht sein!?

Hastig lief Kai ins Haus, zog sich seine Turnschuhe an, schnappte sich einen Regenschirm und lief so schnell er konnte.

Er wusste nicht, wohin er rannte, aber das war ihm egal. Kai rannte und rannte. Nachdem er die Stadt erreicht hatte, suchte er sämtliche Läden, Seitengassen und Hotels nach Ray ab. Doch er wurde nicht fündig. Nach fünf Stunden hatte Kai schon dreiviertel der Stadt abgesucht, doch gefunden hatte er Ray noch nicht. Wo mag er nur stecken? Was war nur der Grund? Warum ist er einfach abgehauen?  Viele Fragen schossen Kai durch den Kopf, doch Antworten bekam er nicht.

Noch immer suchte Kai die Gegend nach Ray ab. Inzwischen war er am Rande der Großstadt und es blieben nur noch einige Seitenstraßen und dunkle Gassen übrig. Der Regen hatte immer noch nicht aufgehört, doch die Tatsache, dass er durchnässt war, störte Kai nicht. Es war ihm im Moment egal. Hauptsache, er würde Ray endlich wiederfinden.

Verzweifelt wie er war, ging er nun durch die Straßen und dunklen Gassen. Er war schon den Tränen nahe, da

sah er etwas. Irgendjemand saß dort in dieser dunklen, engen Gasse und weinte. Außer dem Regen konnte man noch ein leises wimmern wahrnehmen. Langsam schritt Kai auf diese Person, die in einer Decke eingehüllt war, zu und beugte sich zu ihr herunter. Diese Person bemerkte zwar, dass jemand neben ihr war, doch aufblicken wollte sie nicht.

 

„Hallo? Geht es dir nicht gut?“, fragte Kai leise, aber dennoch so laut, dass man es durch den Regen hindurch hören konnte.

 

Die Person zuckte zusammen. Sie kannte die Stimme desjenigen, der sie ansprach.

Kai wunderte sich. Warum war er oder sie zusammengezuckt? Weil er sie bzw. ihn angesprochen hatte? Vorsichtig hob Kai einen Arm und wollte die Decke, die auch das Gesicht verhüllte, zur Seite schieben, da fiel es ihm auf. Durch einen plötzlichen Windstoß wurde die „Kapuze“ der Person heruntergeweht und sein Gesicht wurde enthüllt. Kai schluckte tief.

 

„...Ray...?“

 

Es war Ray, der da vor sich hin weinte. Ray drehte sich weg. Er wollte Kai nicht sehen. Nie mehr.

Kai sah Ray verwundert an. Was war mit ihm?

Erst als Kai Ray genauer musterte, fiel ihm auf, dass Ray nichts anhatte. Auch bemerkte er, wie Ray zitterte. Das erste was Kai tat, war den mitgebrachten Schirm zu öffnen und Ray somit vor weiterem Regen zu schützen. Kurz darauf wollte er ihn zu sich heranziehen, um ihn zu wärmen, doch Ray wehrte sich. Schnell machte er zwei Schritte zur Seite und verkroch sich wieder unter der Decke.

 

„Ray? Komm her. Du frierst doch“, gab Kai sanft von sich.

 

Doch Ray schüttelte den Kopf, zwar nur schwach, aber dennoch so, dass man es erkennen konnte. Nun verstand Kai gar nichts mehr. Warum? Warum war Ray nur so abwesend? Warum saß er hier? Hier im Regen und noch dazu alleine? Warum hatte er sich einfach aus dem Staub gemacht?

Kai ging nun wieder auf Ray zu und wollte ihm aufhelfen, da schlug er Kais Hand weg. Geschockt blickte Kai ihn an.

 

„Verschwinde! Hau ab!“ Schrie Ray ihn mit allerletzter Kraft an.

„Was!?“

„Du sollst verschwinden!“

„Aber Ray...!“

„Verschwinde...“, brachte Ray nur noch leise und unter Tränen hervor.

 

Ray fing erneut an zu weinen. Die Tränen bahnten sich ihren Weg an die frische Luft und hörten sobald nicht mehr auf. Kai sah ihn konfus an. Was war denn mit ihm los? Warum wehrte er sich so dagegen?

Langsam stand Ray auf und wollte gehen, da hielt ihn Kai an seinem Arm fest. Ray drehte sich jedoch so schnell um, dass Kai ihn loslassen musste und weiterhin konfus ansah.

 

„Lasst mich endlich in Ruhe! Ich will euch nie wieder sehen!“ Schrie er, immer heiserer werdend.

„... Was?! Was sagst du da?“

„Lasst mich doch einfach in Ruhe!“

 

Rays Stimme klang gebrochen und verletzt. Die Tränen flossen weiter. Ununterbrochen weiter. Ray blickte Kai mit einem Blick an, der sowohl Verzweiflung, wie auch Trauer und Wut enthielt. Ray drehte sich nun wieder um und ging einfach weg. Weg von Kai. Weg von IHM. Weg. Einfach nur weg. Er wollte ihn nicht mehr sehen.

Noch immer liefen die Tränen an seinen Wangen herunter. Noch immer schweiften seine Gedanken um Kai. Doch diese waren nicht positiv. Nein. Sie waren so dunkel und negativ wie seine Stimmung im jetzigen Augenblick.

 

Kapitel 10: Einsamkeit

 

Kai stand noch immer in dieser kalten, dunklen Gasse. Er verstand nicht, warum Ray so wütend und traurig war. Seine Worte hallten noch immer in Kais Gedanken. Immer und immer wieder wiederholte Kai Rays Worte...

 

„Lasst mich in Ruhe!“ ... „Lasst mich doch einfach in Ruhe!“

„Was soll das Ray? Was ist mit dir? Warum sprichst du in der Mehrzahl? Warum bist du einfach weggegangen? Wo willst du hin? Komm doch bitte zurück...!“

 

Nachdem Kai sich wieder ein wenig gefangen hatte, ging er Ray hinterher. In der Hoffnung, Ray würde es ihm erklären. Dass Ray wieder zu ihm zurückkommt. Anfangs ging Kai noch langsam, doch schon bald beschleunigte er seinen Schritt. Er hoffte, dass er Ray noch rechtzeitig finden würde...

 

Inzwischen war Ray völlig durchnässt. Noch immer weinte er und versuchte Kai aus seinem Kopf zu bekommen. Doch es gelang ihm nicht. Dafür liebte er ihn viel zu sehr. Er könnte ihn nicht einfach vergessen, es sei denn, er würde sterben. Wenn er tot wäre, dann müsste er nicht mehr an Kai denken.

Völlig in Gedanken versunken ging Ray weiter. Immer weiter. Er wusste schon lange nicht mehr wo er war, doch das war ihm egal. Er wollte einfach nur weg. Möglichst weit weg von diesem Schmerz.

Irgendwann kam Ray an der Klippe an, die am Rande des Stadtparks war. Betrübt blickte er in die tiefe, dunkle Schlucht, die sich vor seinen Füßen ausbreitete. Den Boden der Schlucht konnte man nicht erkennen, selbst wenn es taghell wäre, es ginge nicht. Eine einzelne Träne fiel in diese tiefe Schlucht. Ray sah dieser Träne hinterher und machte sich so seine Gedanken...

 

„Was wäre, wenn ich springen würde? Würde mich Irgendjemand vermissen? Würde Jemand um mich trauern? Was passiert wohl, wenn man tot ist? Käme ich in den Himmel? Oder in die Hölle? Wo ist mein Platz auf der Welt? Habe ich überhaupt das Recht zu Leben? Ist es meine Bestimmung tot zu sein? Springe ich, bin ich erlöst. Erlöst von all dem Schmerz. Von den Qualen... Von Kai. ... Nein. Ich will nicht mehr an ihn denken. Lass mich gehen! Lass mich in Ruhe! VERSCHWINDE aus MEINEM Leben! ... Oder... besser... ICH verschinde aus DEINEM Leben. Dann bist du mich los. Dann kannst mich nicht mehr quälen. Suche dir Jemand anderen, dem du Schmerzen zufügen kannst. Mit mir wirst du das nicht mehr tun können. Ich werde jetzt gehen. Für immer...“, dachte sich Ray, während er einen Schritt näher an den Abhang ging und in die Tiefe sah.

 

 

Inzwischen suchte Kai den Chinesen noch immer. Die ganze Stadt war einsam und verlassen. Nicht eine Seele war bei dem Wetter unterwegs. Wo mag Ray nur stecken? Wie weit mag er gegangen sein? Kai sah sich verzweifelt um. Jeden noch so kleinen Laden suchte er ab, jedes Hotel und jede Seitengasse. Doch er war nirgends.

Nachdem er die Stadt abgesucht hatte, ging Kai in den Park, der am Stadtrand lag. Vielleicht hatte er ja dort Glück?

Doch auch hier war Ray nicht. Kai machte sich sorgen. Der Regen hörte und hörte nicht auf und Ray war nur mit einer Decke unterwegs. Hoffentlich würde er nicht noch mal Krank werden... Er hatte sich doch gerade erst erholt... Kai wurde immer verzweifelter. Ray war einfach nicht zu finden. So groß war dieser Ort doch gar nicht... Doch da fiel Kai etwas ein. Er war noch nicht beim „Mountain of Love“, Rays Lieblingsplatz. Dort hatte Kai ihm seine Liebe gestanden. Sofort rannte Kai los. Wenn er Glück hatte, war Ray dort.

Drei Minuten später. Keuchend sah sich Kai um, doch auf den ersten Blick erkannte er keinen. Langsam suchte er nun auch diese Gegend ab. Die Parkbänke waren leer, die Wiesen überwässert und die sonst so belebte kleine Hütte war leer. Wo steckte er nur?

 

„Ray?! Wo bist du? Komm doch raus, wenn du hier bist!?“ rief Kai.

 

Leise Stimmen konnte Ray wahrnehmen. Doch wer war das? Warum konnte er nie dann alleine sein, wenn er es wollte? Er drehte seinen Kopf halb um, um zu erkennen wer jetzt hier war. Doch nachdem er erkannte, wer da nach ihm rief, bekam er Angst. Er wollte doch von ihm getrennt sein. Ihn nie wieder sehen. Ray wurde immer verzweifelter, immer ängstlicher. Sollte er ihm noch einmal begegnen? Würde er das verkraften? Warum konnte er ihn denn nicht gehen lassen?

Ray drehte seinen Kopf nun wieder um und blickte erneut in die tiefe, dunkle Schlucht. Ein leichtes Lächeln umspielte nun seine Lippen. Seine Augen waren nur noch halb geöffnet. Eine Träne bildete sich und blieb vorerst dort sitzen...

 

Kai suchte und schrie. Doch eine Antwort bekam er nicht. Da sah er plötzlich eine Gestalt an der Klippe stehen. Durch den Nebel, der sich gebildet hatte, konnte er nicht auf anhieb erkennen, wer oder was da stand. Langsam ging er näher an die Klippe heran. Kai näherte sich dieser Person von der Seite, um dessen Gesicht leichter erkennen zu können, doch was er sah, schockierte ihn. Es war Ray. Doch das war nicht das schlimmste daran. Nein. Der Gesichtsausdruck, den Ray hatte, der war schockierend. Dieses Lächeln, die halb geschlossenen Augen, die ausgestreckten Arme... Sofort lief Kai auf Ray zu. Hoffentlich kam er nicht zu spät...

 

„RAAAAY!!!!“, schrie Kai, während er zu Ray rannte. „Tu’s nicht!“

 

Doch diese Schreie waren Ray egal. Er hatte beschlossen, von dieser Welt abzutreten. Langsam schloss Ray nun seine Augen, atmete tief durch und ließ sich fallen. Er dachte an nichts mehr. In diesem Moment war er von allen Sorgen, Ängsten und Qualen erlöst. Genau dieses Gefühl wollte Ray erleben...

Die Zeit schien wie in Zeitlupe vorbeizugehen. Kai sah Ray mehr als nur geschockt an. Er ist gesprungen! Ray ist einfach gesprungen....!

Kai wollte und konnte das nicht so hinnehmen. Mit allerletzter Kraft sprang er auf Ray zu und versuchte ihn aufzuhalten. Doch er war zu langsam. Kai schaffte es gerade mal Rays Decke zu erwischen. Diese schleuderte er aber sofort wieder weg und griff nach Rays Arm. Diesen konnte er gerade noch so erreichen. Mit letzter Kraft hielt er Ray nun fest.

Verwundert blickte Ray sich um. Warum war er plötzlich stehen geblieben? War er schon am Boden angekommen? Oder etwa schon tot? Nur eine Sekunde später bemerkte er, dass Kai ihn festhielt. Das konnte doch nicht sein?! Warum? Warum hatte er ihn aufgehalten? Es war doch Rays eigene Entscheidung?!

 

„Warum? Warum? Lass mich doch endlich in Ruhe!“ Dachte sich Ray.

„Argh!“

 

Kai rutschte langsam immer mehr ab. Ray war einfach zu nass. Er versuchte ihn nun mit beiden Händen nach oben zu ziehen. Stück für Stück holte er Ray zu sich her. Nachdem Ray wieder Boden unter den Füßen hatte, wurde er sofort von Kai umarmt. Langsam fing dieser an zu weinen. Die Tränen kullerten nur so.

 

„Ray…Ray... Ray!“ Flüsterte Kai vor sich hin.

„...“

 

Ray sagte nicht ein Wort. Er wollte doch sein Leben beenden. Diese Qualen sollten endlich aufhören. Man sollte

ihn doch vergessen... Ray wollte vergessen... Alles... Er wollte einfach alles vergessen... Deswegen war er ja auch gesprungen... Warum musste Kai ihn retten? Warum hatte er ihn nicht einfach fallen gelassen?

Langsam kamen auch Ray die Tränen. Allerdings aus einem anderen Grund, wie die von Kai...

 

„Ray?“

 

Der junge Chinese antwortete nicht. Still weinte er vor sich hin. Kai strich nun sanft über seinen Rücken und versuchte ihn zu beruhigen. Während er ihn mit der rechten Hand streichelte, griff er mit der linken zu Rays Decke. Diese wringte Kai kurz aus und legte er sanft um seinen nassen Körper und rubbelte ein wenig darüber.

Die zwei saßen noch lange so da. Keiner der beiden sagte auch nur ein Wort. So langsam hörte es auf zu regnen, doch der Himmel war noch immer bewölkt. Kai blickte kurz nach oben und dachte sich, dass die Sonne eigentlich mal wieder auftauchen könne.

Ray, der sich inzwischen etwas beruhigt hatte, löste sich von Kai und stand auf.

 

„Ray? Was machst du da?“

„...“

„Na komm. Ich bring dich nach Hause.“

„Nein!“ Er stieß Kai von sich weg.

„Aber Ray...“

„...“

 

Ray rannte weg. Obwohl er sowohl körperlich als auch seelisch schon sehr schwach war, rannte er weg. Kais freundliches Getue war ihm einfach zu viel.

Kai verstand ihn einfach nicht. Und um ihn verstehen zu können, rannte Kai ihm nach. Er hatte ihn schon nach kurzer Zeit eingeholt.

 

„Jetzt warte doch mal Ray.“

„...“ Ray sah ihm mit einem verletzten Gesichtsausdruck an.

„...Ray? Jetzt sag schon. Warum läufst du dauernd vor mir weg? Was habe ich denn getan?“

„Er weiß es nicht?!“ Dachte sich Ray geschockt.

„Ray? Bitte!“

 

Doch Ray schüttelte nur seinen Kopf. Kai würde ihm sicher nicht glauben. Oder gar zuhören. Er hatte Angst, dass ER wieder auftauchen könnte. Das wollte er auf gar keinen Fall riskieren. Doch was sollte er jetzt machen? Kai würde ihn immer wieder verfolgen und immer wieder finden. Ray wollte es ja auch nicht, doch...

Kai ergriff nun Rays Arm und sah ihn ernsthaft an. Ray bekam jetzt nur noch mehr Angst. Was, wenn ER schon jetzt da war?

Ray kniff sich die Augen zu und schlug Kai mit all seiner letzten Kraft. Ein kurzer, kräftiger Schlag ins Gesicht. Kai viel um und lies Ray los. Im Bruchteil einer Sekunde lief Ray wieder davon. Er ließ Kai einfach Bewusstlos liegen.

 

Kapitel 11: Erholung

 

Ray lief und lief. Er wusste schon lange nicht mehr, wo er war, doch das war ihm egal. Er musste einfach weg. Einfach raus aus der Stadt. Vielleicht ein neues Leben anfangen? Hier, im nirgendwo?

So langsam verließen Ray seine Kräfte und er wurde Bewusstlos.

Ein junger Mann entdeckte Ray, der direkt vor einer kleinen Hütte Ohnmächtig wurde. Vorsichtig hob er ihn auf und trug ihn rein. Drinnen legte er Ray auf ein Bett, trocknete ihn ab und deckte ihn zu. Kurz darauf ging er ins Wohnzimmer, wo seine drei Kumpels schon auf ihn warteten.

 

Währenddessen bei Kai. Der junge Russe wachte gerade wieder auf. Verwirrt sah er sich um. Doch nachdem er Ray nirgends sah, war er wieder hellwach. Kai suchte den Park nach ihm ab, fand ihn aber nicht. Da es langsam dunkel wurde, beschloss er nach Hause zu gehen und am nächsten Tag weiterzusuchen.

Gesagt, getan. Nach etwa 30 Minuten war Kai wieder daheim. Drinnen angekommen ging er in die Küche, setzte sich auf einen Stuhl und legte seinen Kopf in die Hände. Dort saß er nun. Alleine in der dunklen Küche und dachte nach.

 

„Warum Ray? Warum läufst du weg? Kann ich denn nichts für dich tun? Sag mir, was habe ich getan?“, dachte er sich, immer und immer wieder.

 

Tyson, Max und Kenny, die sich gerade einen Film ansahen, bekamen Lust auf ein paar Sandwichs. Tyson und Max gingen in die Küche und schalteten das Licht an. Nur eine Sekunde später registrierten sie, dass Kai wieder da war. Tyson ging auf ihn zu und umkreiste ihn einmal. Dann sprach er ihn an.

 

„Kahai. Haaallo. Jemand Zuhause?”

 

Er legte einen Arm auf Kais Schulter. Kai reagierte darauf und hob seinen Kopf an. Doch was Tyson sah, verblüffte ihn. Kai weinte! Er hatte tatsächlich Tränen in den Augen! Das kam doch noch nie vor. Was war denn geschehen?

 

„K-Kai?“ Stotterte Tyson.

„...“ Max sah nur zu.

Doch ohne etwas zu sagen, stand Kai auf und ging auf sein Zimmer. Tyson und Max sahen ihm noch hinterher.

Der arme Junge war klitschnass. Beide fragten sich, was er draußen wohl gemacht hatte. Und warum er weinte. Das war wohl die Frage, die sie am meisten beschäftigte, bis ihnen etwas auffiel...

 

„Hm... Wo ist eigentlich Ray?“

„...“

 

Ray fehlte. Das war doch seltsam. Zuerst lief Kai wegen Ray nach draußen und dann kam er ohne ihn wieder?! Was war zwischen den beiden nur vorgefallen? Hatten sie Streit?

 

„Wir sollten ihn jetzt ihn Ruhe lassen“ meinte Max mit ernster Stimme.

„Max?“

 

Doch Max sah Tyson nicht an, er blickte Kai immer noch hinterher. Er wusste zwar auch nicht, was vorgefallen war, aber er ahnte, dass etwas schlimmes passiert sein musste. In all der Zeit, in der er von ihrer Beziehung wusste, hatte er sie noch nie lange getrennt gesehen. Noch nie. Irgendetwas muss gewesen sein. Nur was?

Nachdenklich ging Max nun wieder ins Wohnzimmer. Tyson verstand nun gar nichts mehr. Was war denn jetzt mit Max los? Wusste er was? Nein. Das konnte er sich nicht vorstellen. Seufzend ging Tyson ins Wohnzimmer. Doch gleich nachdem er dort ankam, wurde er von Kenny gefragt, wo denn die Sandwichs blieben...

 

Kai, der sich seinen Pyjama angezogen hatte, lag in seinem Bett und starrte an die Decke. Die ganze Zeit schon hatte er Rays verzweifeltes Gesicht vor Augen. Er konnte ihn einfach nicht vergessen. Warum war er nur so verzweifelt? Was war der Grund dafür? Lag es wirklich an ihm? War nicht doch jemand anderes daran Schuld? Kai konnte es sich einfach nicht erklären. Würde Ray sich ihm öffnen und alles erzählen, könnte er ihm doch sicher helfen. Oder? Kai schloss seine Augen und schlief dann ganz langsam ein.

 

Am nächsten Morgen. Kai war schon sehr früh aufgewacht und saß nun mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch. Nach und Nach kamen auch die anderen Bladebreakers in die Küche.

 

„Guten Morgen Kai. Wie geht’s dir jetzt?“ Fragte Max behutsam.

Ganz leise gab Kai folgendes zu verstehen: „Na ja...“

 

Max machte sich ernsthafte Sorgen, doch ehe er Kai fragen konnte, kamen auch schon Tyson und Kenny in die Küche.

 

„Guten Morgen!“

„Morgen Tyson, Kenny.“

„Morgen. Ah. Guten Morgen Kai.“

„...“

 

Kai war nicht in der Stimmung und ein „Guter Morgen“ war dies garantiert nicht. Er hasste die Nächte, in denen Ray nicht in der nähe war. Doch woher sollten die anderen beiden das schon wissen? Ob es Max wusste, konnte Kai nicht sagen, doch das war ihm eigentlich auch egal. Tyson und Kenny machten sich nun ihr Frühstück und setzten sich dann an den Küchentisch. Max hatte sich, wie Kai, auch nur einen Kaffee gemacht und sich ebenfalls an den Tisch gesetzt.

Die vier Bladebreakers saßen nun gemeinsam an dem Küchentisch und frühstückten. Das war schon lange nicht mehr vorgekommen. Meistens war Kai wieder auf seinem Zimmer und ließ die anderen alleine frühstücken. Und das verwirrte Tyson und Kenny. Was war nur mit Kai los? Er war in letzter Zeit so anders. Gut. Er war immer anders als die anderen, aber so...? Max beobachtete Kai nur. Er sah ihn besorgt an und überlegte, was nur vorgefallen sein mag. Doch ihn danach zu fragen, wäre wohl nicht das richtige. Vor allem, würde Kai ihm überhaupt antworten? Oder nur wieder abblocken?

Nachdem Kai seinen Kaffee ausgetrunken hatte, stand er auf, stellte seine Tasse in die Spüle und ging nach oben. Dort zog er sich an und marschierte in die Trainingshalle. Gleich nachdem er dort angekommen war, zog er Dranzer aus seiner Tasche und ließ diesen in der Arena kreisen. Während Dranzer in der Arena seine Runden drehte, dachte Kai über Rays verhalten nach. Doch zu einem Entschluss kam er nicht. Er konnte sich sein Verhalten einfach nicht erklären...

 

Am Morgen. Ray wachte gerade auf und wunderte sich, wo er war, als der Mann von letzter Nacht hereinkam.

 

„Guten Morgen. Na, ausgeschlafen?“

„Wo...bin ich?“

„In einer unserer Jagdhütten. Du bist bewusstlos vor der Tür gelegen...“

„Oh...“

„Keine Sorge. Ruh dich ruhig aus. Du kannst uns ja später erzählen, was passiert ist.“

 

Mit diesen freundlichen Worten ging der Mann aus dem Zimmer und schloss die Tür. Ray sah ihm noch eine Weile hinterher und legte sich dann wieder hin. Noch lange überlegte er, wann er wohl ohnmächtig geworden war. Wie lange war er noch unterwegs gewesen?

Er wusste es nicht. Er war zu erschöpft, um noch länger darüber nachdenken zu können. Ray war so müde, dass er gleich wieder einschlief.

Inzwischen ging der Mann wieder zurück ins ‚Wohnzimmer’. Dort fing er sogleich an, schelmisch zu grinsen.

 

„Guter Fang. Den nehmen wir.“ (Mann 1)

„Meinst du wirklich? Er sieht sehr schwach aus.“ (Mann 2)

„Das ist nur Schein. Der Bursche hat ne menge trainiert, wie’s scheint...“ (Mann 1)

„Ach ja?“   (Mann 3)

„Ja. Sobald er wieder fit ist, können wir...“ (M 1)

„Ja. Das ist gut. Das machen wir.“ (M 3)

 

Nun fingen die drei an zu lachen. Ihnen gefiel es, solche Pläne zu schmieden. Während die drei noch immer lachend auf der Couch saßen, schlief Ray friedlich.

Vier Tage vergingen, bis Ray wieder fit war. Inzwischen hatte er das Trauma auch schon fast vergessen.

 

„Danke noch mal, dass ihr mich aufgenommen habt.“

„Das war doch selbstverständlich. Wir können doch einen so netten jungen Mann nicht einfach liegen lassen.“ (Mann 2)

„Trotzdem. Danke.“

„Nun bedank dich nicht ständig. Iss erst einmal auf und dann zeigen wir dir was schönes.“  (Mann 1)

 

Ray nickte nur. Er aß noch mit einem Lächeln auf den Lippen auf und war schon gespannt darauf, was sie ihm zeigen wollten. Während Ray so dasaß, schlichen sich die drei Männer weg und gingen noch einmal alles genau durch. Nachdem sie fertig waren, gingen sie zu Ray zurück, der schon aufgegessen hatte.

Verwirrt sah Ray die drei an.

 

„Was ist denn? Hab ich was im Gesicht?“

„Nein, Nein. Aber...“

„Hm?“

 

Noch ehe Ray reagieren konnte, wurde er von hinten festgehalten. Ray wehrte sich mit aller Kraft, doch die beiden anderen waren stärker. Im Moment. Einer der beiden passte einen Moment nicht auf und das war Rays Glück. Mit einer schnellen Bewegung löste er sich aus dem Griff, ging einen Schritt zurück und ging in Kampfstellung.

 

„Hoho. Flinkes Bürschchen. Für dich bekommen wir sicher eine Stange Geld.“

„Was?!“

 

Nun griffen die drei Ray an. Jeder kam von einer anderen Seite. Ein Glück, dass ich Karate gelernt habe, dachte sich Ray, ehe er die ankommenden Schläge abwehrte. Ein gezielter Fußtritt und der erste krümmte sich auf dem Boden.

 

„Verdammt! Der ist echt stark!“ Jammerte dieser.

„Du bist nur zu schwach. So stark kann der Kleine nicht sein!!“

 

Und dann kam der nächste. Er versuchte Ray mit einfachen Faustschlägen niederzuschlagen. Doch Ray konnte jeden der Schläge abblocken. Allerdings wurde er, während er noch mit dem anderen beschäftigt war, von hinten festgehalten und so traf ihn einer der Schläge. Schmerzen breiteten sich aus. Keuchend ging Ray zu Boden.

 

„Ha. Siehst du, so stark ist er nicht!“

„Argh... Ihr...“

„Was willst du, Kleiner? Dich wehren? Abhauen? Daraus wird nichts!“

 

Abhauen? Das ist doch die Idee. Noch immer kniete Ray auf dem Boden. Doch nun konzentrierte er sich auf den Ausgang. Den Ausgang aus dieser Hölle.

Der Bandenchef griff sich Rays Kragen und zog ihn nach oben. Obwohl sich Ray wehrte, konnte er nichts dagegen tun.

 

„Nun haben wir dich. Bry. Hol mal das Seil aus der Schublade dort hinten!“

„Klar doch.“

 

Ray ahnte schon, was sie vorhatten. In einem unbeobachtetem Moment biss Ray den Boss und fiel kurz darauf zu Boden. Noch während sich der Kerl den Arm rieb, rannte Ray an ihm vorbei. Er öffnete die Tür mit einem Fußtritt und lief nach draußen. Ray rannte nun so schnell er konnte davon.

Die anderen beiden sahen ihm noch hinterher.

 

„Verdammt!“

„Boss? Was sollen wir jetzt machen?“

„Lass sein, Bry. Den können wir vergessen.“

„OK. Ist gut.“

„Hilf Takka und dann sehen wir weiter.“

„Geht klar, Boss.“

 

Der Boss warf noch einmal einen Blick nach draußen und fragte sich, wie jemand, der vor ein paar Tagen nicht einmal aufstehen konnte, sich so schnell erholen konnte.

 

 

Kapitel 12: Ein neues Leben?

 

Ray lief und lief. Auch dieses mal hatte er kein bestimmtes Ziel vor Augen. Doch eines war anders. Er kam schneller vorwärts. Ob das an der fürsorglichen Pflege lag? Wer weiß. Jedenfalls war Ray schon nach 10 Minuten nicht mehr in Sichtweite.

Irgendwann kam Ray dann in einer sehr lebhaften Stadt an. Dort sah er sich erst einmal um. Der erste Eindruck schien okay zu sein. Langsam ging Ray durch die Straßen und betrachtete die vielen Leute, die an ihm vorbei gingen.

Während Ray durch die Straßen ging, bemerkte er nicht, dass der Himmel sich verdunkelte. Gerade blieb Ray an einem der Läden, in denen es Beyblade Zubehör gab, stehen, da fing es heftig an zu Regnen. Doch in der Nahe war weit und breit kein Unterschlupf zu finden. Immer nasser werdend ging Ray weiter, mit der Hoffnung, einen Unterschlupf zu finden.

Jedoch war nirgends einer zu finden. Klitschnass hatte Ray dann auch keine Kraft mehr in den Beinen und lehnte sich an einer Mauer an. Es war, als wolle es gar nicht mehr aufhören zu Regnen. Seufzend legte Ray seinen Kopf auf seine Arme, die er auf seine angewinkelten Beine gelegt hatte. Und so wartete Ray eine Stunde, doch es regnete noch immer.

Er hatte schon jegliches Zeitgefühl verloren, als er plötzlich keinen Regen mehr auf seinen Körper spürte. Verwirrt sah er nach oben und erblickte einen Jungen, der ihn mit einem Regenschirm bedeckte.

 

„Was machst du denn da?“ Fragte der Junge.

„Warten bis der Regen nachlässt...“, flüstere Ray ihm zu.

„Aber du kannst doch nicht auf dem Boden sitzen. Du wirst doch krank.“

„Das ist mir egal...“

„Was?“

„Mein Leben hat eh keinen Sinn mehr...“, murmelte er und sah dabei zur Seite.

„So was sagt man doch nicht. Jeder hat ein Recht auf Leben!“

„Nicht jeder...“

„Doch! Und du kommst jetzt mit!“

 

Der Junge griff Ray am Arm und zog ihn hinter sich her. Zielstrebig ging er zu einem Haus, das hinter der Einkaufspassage und fern aller Menschen, war. Noch immer verwirrt, ging Ray, mehr oder weniger Freiwillig, mit ihm mit. Der Junge schleifte ihn so lange mit, bis er vor einer Zimmertür stehen blieb und sah Ray dann ernst ansah.

 

„So. Du gehst jetzt erst einmal unter die Dusche. Und dann erzählst du mir, warum du da draußen warst!“

„...“

 

Er öffnete die Tür, schob Ray hinein, drückte ihm ein paar Handtücher in die Hand und lächelte ihn dann an.

 

„Du kannst dir Ruhig Zeit lassen. Meine Freunde kommen erst in einer Stunde zurück. Dort hinten sind Duschgel und Shampoo. Falls du dir die Haare fönen willst, dann kannst du den Fön von Mina-chan nehmen. Er liegt dort in dem Regal.“

„... Aber das... das kann ich doch nicht....“

„Nicht so schüchtern. Keine Angst. Ich werde dir schon nichts tun. Ich möchte nur nicht, das du krank wirst. OK?“

„... OK.“

 

Mit einem freundlichem Lächeln ging der Junge raus und schloss die Tür. Fröhlich pfeifend ging er dann ins Wohnzimmer.

Ray, der die Handtücher noch immer in der Hand hielt, sah ihm noch hinterher. Etwas zögernd legte er diese dann weg und zog sein klatschnasses Hemd aus. Doch nachdem er dies getan hatte, fielen ihm die fielen Kratzer und Abschürfungen auf, die seinen Oberkörper zierten. Zitternd hielt er sich an diesen fest und musste noch einmal an das zuvor geschehene denken.

Ray gelang es, dies zu verdrängen und zog sich nun ganz aus und stieg unter die Dusche. Anfangs noch zögernd, benetzte er seinen Körper mit Wasser. Mit jeder Sekunde entspannte er sich mehr und mehr. So langsam drehte er auch etwas mehr auf und lies es mit sich geschehen. Von diesem Moment an, dachte Ray an gar nichts mehr. Er war nun die Ruhe selbst.

Nachdem sein Körper wieder normale wärme angenommen hatte, knöpfte er sein Haarband auf und ließ seine Haare offen herunterhängen. Mit dem Gesicht dem warmen Wasser zugeneigt, hoffte Ray, alles bisher geschehene vergessen zu können.

Eine halbe Stunde später kam Ray aus dem Bad. Er hatte sich ein Handtuch um die hüften gewickelt und eines um die Schulter, wegen seiner Haare. Nachdem er das Wohnzimmer gefunden hatte, kam der Junge auch schon auf ihn zugerannt.

 

„Oh. Entschuldige. Ich habe vergessen, dir was trockenes zu geben. Warte hier kurz.“

„Das ist nicht nötig. Meine Sachen sind sicher bald wieder trocken...“

„Aber so kannst du doch nicht rumlaufen. Was würde Mina-chan denken? Nein. Ich gebe dir schnell was.“

„Aber...“

„Keine Wiederrede!“

„...“

 

Und schon war er verschwunden. Und ehe Ray sich versah, war er mit einem Stapel Klamotten wieder da.

 

„Hier. Ich denke, dass das passt. Wir sind ja fast gleich groß.“

„... Danke.“

 

Der Junge lächelte freundlich und zeigte Ray, wo er sich anziehen konnte. 5 Minuten später kam Ray wieder

zurück.

 

„Danke noch mal.“

„Aber bitte doch. Ich helfe gern.“

„Darf ich wissen, wie du heißt?“

„Aber sicher. Ich bin Ken. Und du?“

„Nenn mich Ray.“

„OK. Ray.“

 

Ken sah Ray nun etwas genauer an. Sein Blick haftete vor allem an den langen Haaren.

 

„Sag mal...“

„Ja?“

„Du hast sehr lange Haare. Ist das Absicht?“

„Ja.“

„Ach? Und wieso, wenn ich fragen darf?“

„Hm.... Das weis ich selber nicht so genau. Aber meine Freundin meinte, ich sehe dann besser aus...“

„Hm... hm... Ja. Da hat sie recht. Siehst hübsch aus so.“

 

Ray musste grinsen. So was hatte er schon lange nicht mehr gehört. Plötzlich hörte man, wie eine Tür aufging.

 

„Hallo Ken-kun. Wir sind wieder... Oh.“

„Hallo Mina-chan.“

„Ken-kun, wer ist das?”

„Ach. Sorry. Das ist Ray.“

„Ray-kun? Und wo kommt er her?“

„Von draußen.“

„Haha. Sehr witzig.“

„Was ist denn los?“ Fragte eine weitere Männerstimme.

„Yo, hallo Shin.”

 

Seufzend griff sich Mina Kens Arm und zerrte ihn in die Küche.

 

„Also. Noch einmal von vorn. Wer ist dieser zuckersüße Typ in unserem Wohnzimmer?“

Etwas beleidigt antwortete Ken dann: „Ich habe ihn auf der Straße gefunden. Der Arme saß draußen im Regen. Da habe ich beschlossen, ihn mitzunehmen. Was dagegen?“

„Nein. Warum sollte ich? Er sieht ja so gut aus....“

„Hmpf...“

„Was hast du denn?“

„Nichts.“

 

Ken ging wieder zurück ins Wohnzimmer, Mina folgte ihm. Ray und Shin unterhielten sich schon angeregt, als die beiden gerade wieder zurückkamen.

 

„Hey, wisst ihr was? Ray bladet auch.“ [Shin]

„Was? Echt?“ [Mina]

„Cool. Zeig mal was du drauf hast!” [Ken]

„Nein, also...“

„Ach komm. Nur ein kleines Match.“ [Ken]

„Ich weis nicht... Außerdem...“

„Bitte Ray-kun. Bitte. Ken-kun ist gut, ja, aber sicher nicht unschlagbar.“ [Mina]

„Wie?“

„Du hast doch sicher nur Angst zu verlieren, oder?“ [Mina]

„Nein. Das ist es nicht...“, gab Ray, immer leiser werdend, von sich.

„Was ist es dann?“ [Mina]

„...“

„Wenn du uns keinen Grund nennen kannst, dann kannst du doch einen Battle wagen, oder?“ [Ken]

„... OK. Ich gebe mich geschlagen. Aber ich muss mir meinen Blade erst holen...“

 

Mit diesen Worten ging Ray wieder ins Bad, da er dort seinen Drigger abgelegt hatte. Nachdem er wieder im Wohnzimmer war, konnte er schon die hoffnungsvollen Gesichter Minas und Shins erkennen.

Zusammen gingen die vier in ein Zimmer, das eher einem Keller ähnelte als einem Trainingsraum. Das einzige in diesem Raum waren zwei Bänke und eine, für Privatleute relativ große, Bey-Arena.

Ray und Ken stellten sich auf ihre Plätze und zogen ihre Beyblades hervor.

 

„Vorwärts Ray-kun. Zeig’s ihm!“

„Hey!“

„Was denn? Du darfst auch mal verlieren.“

„Shin?“

„Ich halt mich da raus.“

„Tolle Freunde... Fertig Ray?“

„Hm...? Ja.“

 

Obwohl Ray total abweisend dreinsah, fing Ken an, den Start einzuläuten. 3-2-1-Let it Rip. Die Blader starteten ihre Beyblades. Diese kreisten einige Zeit in der Arena.

Ray, der total abwesend war, dachte an eines der Matches gegen Kai. Doch leider kamen ihm dabei auch die Gedanken, die er längst verdrängt hatte, wieder in den Sinn.

Ken versuchte die ganze Zeit, den unachtsamen Ray aus der Bahn zu kicken, doch er schaffte es nicht. Aber warum? Ray war so unkonzentriert, da musste es doch ganz einfach sein? Er verstand es nicht. Doch plötzlich geschah etwas. Ray schloss seine Augen, öffnete diese wieder und blickte zornig auf die beiden Blades.

 

So laut er nur konnte, brüllte Ray: „ICH HASSE DICH, KAI!!!!“

 

Drigger fing für den Bruchteil einer Sekunde an zu leuchten und warf den gegnerischen Blade geradewegs zurück in die Hand Kens. Dieser blickte noch immer geschockt auf Ray. Erst Sekunden später registrierte er, was geschehen war. Ungläubig sah er auf seinen Blade.

 

„Was... Was war das?“ [Ken]

„Wow. Ray-kun ist ja noch besser als Ken-kun.“ [Mina]

„Nicht schlecht.“ [Shin]

 

Auch Ray stand noch immer da. Traurig sah er sich seinen Drigger an. Dabei fiel eine Träne auf den weißen Tiger.

 

„Was sollen wir nur machen Drigger?“ Murmelte Ray vor sich hin.

 

Das Team sah zu Ray. Was hatte er da gemurmelt? Was es auch war, er schien nun nicht mehr so heiter wie vorher zu sein... Besorgt lief Mina zu Ray

 

„Ray-kun? Was ist? Was hast du?“

„Hm?“

„Geht’s dir nicht gut?“

„Doch. Keine Sorge.“

 

Ray setzte ein Lächeln auf, welches aber sehr unecht wirkte. Nun kamen auch Ken und Shin auf Ray zu. Ray musterte Mina etwas genauer.

 

„Ist was mit Mina-chan?“ [Ken]

„Nein. Ich dachte mir nur gerade, dass sie meiner Freundin sehr ähnelt...“

„Deiner.... Freundin?“

„Ja. Ich kenne sie schon von klein auf.“

„Ui. Erzähl. Wer ist sie? Wie sieht sie aus?“ [Mina]

„Wollen wir nicht erst reingehen?“

„Oh, ja. Sicher. Kommt.“ [Mina]

 

Und so gingen die vier zurück ins Wohnzimmer. Dort servierte Mina ihnen Tee und ein paar Plätzchen und setzte sich dann zu Ray.

 

„Jetzt erzähl.“

„Wo soll ich anfangen?“

„Inwiefern ähnelt sie Mina-chan?“ [Ken]

„Inwiefern? In allem. Aussehen, Auftreten... Einfach alles erinnert mich an Mariah.“

„Mariah? Heißt sie so?“ [Shin]

„Ja.“

„Hübscher Name.“ [Mina]

„Wenn man sie herholen könnte, würdet ihr sie nicht von Mina-chan unterscheiden können... Na ja, bis auf...“

„Ja?“

„Sie hat immer ein rosa Haarband im Haar.“

 

Bei diesem Satz fing Ray an zu lächeln. Die drei wunderten sich etwas.

 

„Warum lächelst du auf einmal so?“ [Shin]

„Ach. Es ist nur so, dass ich ihr dieses Band vor über 10 Jahren geschenkt habe und sie trägt es heute noch.“

„Wow. Liebt sie dich?“ [Mina]

„Das kann ich nicht sagen... Wir sind nur gute Freunde.“

„Du bist nicht mit ihr zusammen?“ [Ken]

„Nein.“

„Und warum? Sie ist doch hübsch, oder?“ [Shin]

„Ja. Sehr sogar.“

„Und warum bist du dann nicht mit ihr zusammen?“ [Shin]

„Du hast schon jemanden. Gib’s zu!“ [Ken]

„Na ja, ich ...“

 

Nun sah Ray ernst drein. Was hat er denn? Warum erzählt er nicht weiter? Haben wir was falsches gesagt? Die beiden starrten Ray fragend an.

Mina fand es unmöglich von den Jungs, so wie sie Ray anstarrten... Also beschloss sie, das Thema wieder auf Mariah umzulenken.

 

„Nun erzähl mal. Wie sieht sie denn aus?“

„Wie?“

„Du hast gesagt, dass sie mir ähnelt.“

„Ja. Also, sie hat pinkes Haar, das sie offen trägt. Bis auf das Haarband, das trägt sie als eine Art Haarreif. Sie sieht dann aus wie eine Katze. Sie hat große Augen und ein hübsches, rundes Gesicht. Da sie die Farbe Rosa sehr gern hat, trägt sie auch oft Rosa. Aber es steht ihr.“

„Ah. Schminkt sie sich auch?“

„Weniger. Aber an Fasching verkleidet sie sich gerne als Katze. So wie Galux.“

„Was ist denn ein Galux?!“ [Shin]

„Oh, das ist ihr Beyblade.“

„Sie verkleidet sich wie ein Beyblade???“ [Ken]

„Nein. Ach. Lassen wir das.“

„Also bladet sie auch?“ [Mina]

„Ja. Genauso wie die anderen.“

„Und wer noch?“ [Ken]

„Lee, Kevin und Gary. Vielleicht habt ihr schon mal von den „White Tigers“ gehört...?“

„Oh klar. Das sind doch die chinesischen Champs, oder?“ [Shin]

„Genau.“

„Und du kennst die?“ [Ken]

„Ja. Ich war früher auch mal der Teamleader... Aber das ist lange her.“

„Wow. Hey, hast du vielleicht Lust unser Teamleader zu werden?“ [Mina]

„Ah. Hey. Ich bin doch hier der Chef!”

„Ach Ken-kun. Du musst aber doch einsehen, dass Ray-kun besser ist als du.“

„....“ [Ken]

„Streitet euch doch nicht meinetwegen. Ich... habe beschlossen mit dem Bladen aufzuhören...“

„Was? Aber du bist doch so gut.“

„Mag ja sein, aber es erinnert mich nur an....“

 

Und schon wieder musste Ray an ihn denken. Warum konnte er ihn nicht einfach vergessen? Warum kam er ihm immer in den Sinn? Um sich abzulenken stand Ray auf und ging nach draußen. Verwirrt sahen die drei ihm hinterher.

 

„Was hat er denn?“ [Shin]

„Mann. Ihr seit echt unsensibel. Seht ihr denn nicht, dass er leidet?“

„Er leidet...? An was?“

„Oh...“

 

Die Stirn runzelnd, ging Mina zu Ray nach draußen. Dort legte sie ihm eine Hand auf seine Schulter, woraufhin er etwas erschrak. Doch sie lächelte ihn an. Ray lächelte zurück und die beiden sahen noch eine Zeit lang in den bewölkten Himmel.

 

Kapitel 13: Ein neues Leben!

 

Ken und Mina boten Ray an, hier zu Übernachten, da zum einen seine Sachen noch nicht trocken waren und zum anderen, es noch regnete. Und so bekam Ray das Zimmer, das am Ende des Ganges lag. In diesem waren ein Gästebett, sowie ein Kleiderschrank und ein Schreibtisch.

Ray legte sich auf das Bett und sah gen Zimmerdecke. Seufzend drehte er sich dann auf die Seite und schlief bald darauf ein.

Doch eine ruhige Nacht durfte er nicht haben. Ray wälzte sich in seinem Bett hin und her. Er hatte einen Alptraum. Einen Traum, der ihn die letzten Wochen ständig verfolgte. ER war es nämlich, der sich in Rays Träume schlich und ihn quälte. ER wollte ihn wollte ihn wohl einfach nicht loslassen.

Warum? Warum konnte ER Ray nicht gehen lassen? Ihn ebenso vergessen, so wie auch Ray es versuchte. Es machte doch beide unglücklich... Warum also...?

Schweißgebadet und schwer atmend wachte Ray auf. Warum konnte er ihn einfach nicht vergessen? Er wollte es doch. Warum?

 

Ray sah auf die Uhr. 7.44 Uhr. Er beschloss, schon aufzustehen. Er zog sich seine eigenen Sachen wieder an und ging in die Küche. Noch war keiner wach. Ray drehte sich noch einmal um. Keiner in Sicht. Er ging zum Kühlschrank, öffnete diesen und wunderte sich, was sie alles einkauften. Schmunzelnd holte Ray drei Eier und die Milch aus dem Kühlschrank. Er stellte sie auf die Arbeitsfläche und sah sich dann nach Zucker und Mehl um. Schon kurze Zeit später wurde er fündig.

Nachdem er dies hatte, suchte sich Ray noch eine Schüssel, sowie einen Schneebesen, eine Schöpfkelle und eine Pfanne zusammen. Alles da. Nun fing er an, den Teig zu mischen. Mehl, Zucker, Milch und Eier zusammen im richtigen Mengenverhältnis in die Schüssel gegeben und schon hatte Ray einen dickflüssigen Pfannkuchenteig. Er stellte diesen zur Seite und stellte dann die Pfanne auf die Herdplatte. Da diese ein sehr

altes Modell war, dauerte es eine Weile, bis die Pfanne heiß wurde. Ray gab etwas Öl in die Pfanne, goss etwas Teig hinein und wartete nun darauf, dass die Pfannekuchen fertig wurden.

 

8.16 Uhr. Shin roch etwas. Es war etwas essbares. Langsam setzte er sich auf und schnupperte an diesem verlockendem Duft.

 

„Was... ist das? Riecht lecker.“

 

Er zog sich an und ging dann vor die Tür. Dort war der Duft intensiver. Kann es sein das...?

 

„Ken. Hey, Ken. Aufwachen!“

„Mhm... Nu noch fünf Minuden, Mamii...“

„Nein. Du stehst jetzt auf!“

 

Shin zog ihm die Decke weg. Somit musste Ken nun aufwachen.

 

„Was ist denn? Warum bist du so früh wach?“

„Riechst du das denn nicht?“

„Was soll ich...? Oh.“

„Na?“

„Was ist das?“

„Ich hab keine Ahnung. Glaubst du, Mina-chan kocht für uns?“

„Mina-chan? Die kann doch nicht kochen... Aber wer...?“

 

Die zwei sahen sich geschockt an. Dich nicht etwa Ray? Das kann nicht sein. Sofort stand Ken auf, zog sich an und klopfte an Minas Tür. Diese öffnete nach einigen Minuten die Tür.

 

„Was iss’n los hier?“

„Komm einfach mit.“

„Was?“

„Na los.“

 

Noch ehe Mina reagieren konnte, wurde sie am Arm gepackt und mitgenommen. Vor der Küchentür, die geschlossen war, blieben sie stehen.

Ken schluckte einmal und öffnete die Tür einen Spalt weit. Man konnte das brutzeln von irgendwas hören. Ganz langsam öffnete er die Türe nun Stück für Stück. Ihnen kam immer mehr der Geruch von Frühstück entgegen. Nachdem die Tür ganz offen war, staunten sie nicht schlecht. Der Frühstückstisch war gedeckt. Noch dazu mit Pfannkuchen!

 

„Was... ist denn hier los?“ [Ken]

„Oh. Guten Morgen.“

„Ha? Ah, ja. Guten... Morgen.“ [Ken]

„Guten Morgen, Ray-kun. Was machst du denn da?“

„Frühstück. Setzt euch.“

 

Zögernd setzten sich Ken und Shin hin, während Mina sich hinter Ray stellte und ihm zusah. Dieser hob die Pfanne an, wendete den Pfannkuchen in der Luft, und fing ihn dann wieder auf. Er richtete ihn noch etwas und legte die Pfanne wieder auf die Herdplatte. Erstaunt sahen die drei auf Rays Fingerfertigkeit.

 

„Cool. Du bist echt klasse Ray-kun.

„Ach was.“

„Nein. Du hast echt was drauf. Respekt.“ [Ken]

„Kann man laut sagen. Sonst gibt’s ja nur Brote...“ [Shin]

 

Ray lächelte vor sich hin. Nachdem nun auch dieser Pfannkuchen fertig war, setzte er sich, mit einem Teller dieser Köstlichkeit, mit an den Tisch.

 

„Guten Appetit.“

„Guten Appetit.“ [alle drei]

 

Die drei nahmen sich je einen Pfannkuchen, gaben noch etwas Zucker darüber und probierten ihn dann. Ray sah ihnen zu.

 

„Mhhhm. Lecker. So was gutes gab’s schon lange nicht mehr.“ [Mina]

„Erste Sahne.“

„Großartig. Wow.“

„Freut mich, dass es euch schmeckt. Greift ruhig zu.“

„Willst du nichts?“ [Ken]

„Nein. Ich frühstücke nur selten.“

„Ach so?“ [Shin]

„Ich war immer damit beschäftigt, Tyson durchzufüttern. Da blieb meistens keine Zeit mehr zum Essen.“

„Wer ist Tyson?“ [Ken]

„Ein Teamkollege.“

„Du hättest doch danach Essen können?!“ [Shin]

„Theoretisch. Aber um Fit zu bleiben, wie Kai es nannte, wurden wir schon früh zum Training geschickt.“

 

Die Zeit verging, die Pfannkuchen waren schnell weg gegessen und nun saßen die drei zufrieden auf ihren Stühlen. Ray lächelte und räumte nun den Tisch ab. Während er dies tat, wurde er von den anderen ausgefragt.

 

„Es reicht langsam Ray. Du erzählst erst von einem Tyson, dann von einem Kai...?! Wen gibt es sonst noch alles?“ [Ken]

„Max und Kenny.“

„Ihr seit also zu neunt?“ [Shin]

„Wie? Nein. Die White Tigers sind unsere Rivalen. Wir sind nur zu fünft.“

„Fünf? Und alles Jungs?“ [Mina]

„Ja. Ein Team eben.“

„Verstehe...“ [Mina]

„Hm?“ [Ken und Shin]

 

11.07 Uhr. Ray war gerade in seinem Zimmer. Er stand vor dem Schreibtisch und sah auf seinen Drigger. Diesen lächelte er kurz an und schob ihn dann ein. Er atmete tief durch und ging dann nach draußen.

Vor der Haustür blieb er noch einmal stehen. Ray drehte sich um und sah noch einmal nach drinnen. Die anderen waren gerade dabei zu trainieren.

 

„Lebt wohl. Es war schön hier.“ Er schloss die Tür und ging. „Tja Drigger, und was jetzt? Wo sollen wir hin?“

 

Gedankenverloren ging er durch die Stadt. Diese war so lebhaft, dass man fast nicht weiterkam.

So viele Menschen war Ray gar nicht gewohnt, sodass er in den Park ging und sich auf eine Bank setzte. Er schloss seine Augen und lies sich von der Sonne verwöhnen.

Mina ging gerade durch den Park, da sah sie einen Jungen auf der Bank sitzen.

 

„Der ähnelt Ray-kun... Nur dass er einen Zopf hat... Hm?“

 

Sie ging näher zu ihm hin. Erst sah sie in sein schlafendes Gesicht, dann auf den Zopf und dann auf die Kleidung.

 

„Hm... Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass das Ray-kun ist.“

„Mhm?“

„Bist du das, Ray-kun?“

„... Mina-chan, du?“

„Was machst du hier?“

„Was ich hier...?“

„Ja. Warum bist du nicht daheim?“

„Ich... Danke das ihr mir gestern geholfen habt, aber...“

 

Mina setzte sich neben Ray und sah ihm ins Gesicht.

 

„Was ist los? Willst du es mir erzählen?“

„.... Das ist nicht dein Problem. Also...“

„Mir kannst du alles sagen. Ich werde den anderen schon nichts erzählen.“

„Es....“

„Es geht um diesen Kai oder?“

„Wie? Was...?“

„Du hast seinen Namen während des Matches gerufen...“

„Oh...“

„Wer ist das?“

„...“

„Ray-kun? Geht’s dir nicht gut?“

„Nein. Ich meine, doch... Das ist es nicht...“

 

Ray legte seinen Kopf in seine Hände. Mina sah ihn besorgt an. Vorsichtig legte sie einen Arm um Ray, den anderen auf sein linkes Bein. Ray hob den Kopf etwas an. Rays Augen spiegelten Verzweiflung und Angst wieder. Was hatte er nur durchgemacht? Behutsam bettete Mina seinen Kopf auf ihrer Schulter und strich ihm durchs Haar. Ray lies nun alles zu. Er schloss seine Augen und lies seinen Tränen freien lauf.

Mina wunderte sich etwas. Warum ging es ihm nur so mies? Irgendetwas muss doch vorgefallen sein? Sie beschloss, ihn ein ander mal danach zu Fragen. Vielleicht öffnet er sich ja später...

Die Zeit verging, die Sonne sank immer weiter. Ray hatte sich inzwischen wieder beruhigt und gemeinsam sahen sie sich den Sonnenuntergang an. Mina konnte noch nichts über Rays Problem herausfinden, doch sie spürte, dass es Ray besser ging.

 

Wieder daheim, verkündete Ray, dass er nun bei ihnen mitmachen würde. Auch, weil bald die nächste WM bevorstand. Jedoch sahen die drei dabei nur misstrauisch drein.

 

„Die Weltmeisterschaft?! Dafür sind wir doch nicht gut genug. Das schaffen wir niemals.“ [Ken]

„Mit etwas Training wird das schon.“

„Glaubst du? Wir bladen doch noch nicht sehr lange. Wir sind noch Anfänger!“ [Shin]

„Nun reißt euch mal zusammen. Mit so einer Einstellung können wir natürlich nicht gewinnen.“ [Mina]

„Da hat sie recht. Na los. Ihr wollt doch, dass man euch kennt, oder?“

„Ja, schon...“ [Ken]

„Na also. Hoch mit euch. Ab heute wird täglich trainiert. Verstanden?“

„Ich weis nicht...“ [Ken]

„Verstanden?!“

„Ja, Sir.“ [Shin]

„So höflich nun auch nicht...“

 

Kapitel 14: Team Destiny

 

4 Monate vergingen. Ray trainierte Ken, Shin und Mina so, dass sie Chancen hatten, die WM zu gewinnen. Mina und Shin beschlossen, Ray zu ihrem Teamleader zu machen. Und obwohl Ken anfangs dagegen war, stimmte er dann doch zu.

 

Am Tag der Entscheidung...

 

„OK, Leute. Wie wir es besprochen haben, werde ich nicht an diesem Turnier teilnehmen. Es sei denn, wir müssen gegen die Bladebreakers kämpfen. Dann übernehme ich.“

„Das verstehe ich nicht. Du sagtest, das wir es mit allen aufnehmen können. Warum willst du unbedingt gegen diese Blade-dingns antreten?“ [Shin]

„Kümmert euch nicht darum, warum ich gegen sie antreten will. Wichtiger ist, dass ihr die WM gewinnt.“

„Ja, aber Ray-kun.“

„Mina-chan. Ich weis, du meinst es gut, aber... Nein.“

„Warum bist du auf einmal so stur?“ [Ken]

„Ignoriert das und konzentriert euch auf euren ersten Kampf. Auch die Vorrunden sind wichtig. Und jetzt rein mit euch.“

„Ist ja schon gut.“ [Shin]

 

Das erste Match fing an. Es treten an, die „Karambos“ und Team Destiny. Shin trat als erstes an und gewann mit einem 2:1. Danach kam Mina. Sie gewann ebenfalls 2:1. Und Ken kam zum Schluss. Er schaffte ein 3:0. Somit war die erste Vorrunde überstanden.

 

„Das war klasse. Macht nur weiter so.“

„Danke, Ray. Und jetzt erzähl uns mal, wer die Blade... Blade...?“ [Ken]

„Die Bladebreakers sind die amtierenden Weltmeister.“

„Die Weltmeister?!“ [Shin]

„Ganz genau.“

„Und gegen die willst du antreten?“ [Ken]

„Es muss sein. ... Ich hab da eine Idee. Kommt mal mit.“

„Was hat er denn nun schon wieder?“ [Ken]

„Weiß ich auch nicht. Aber es wird schon wichtig sein.“ [Mina]

 

Die drei folgten Ray, der in den B-Block ging. Dort fing gerade das erste Match an. Max war gerade an der Reihe.

 

„Also passt auf. Max ist auf Abwehr spezialisiert. Bei ihm müsst ihr schnell handeln. Seht ihr, wie er in der Mitte der Arena bleibt? Das gehört zu seiner Strategie. Sobald dem Gegner die Puste ausgeht, greift er an.“

„Aha.“ [alle drei]

 

Max gewann seinen Kampf und ging zu seinen Teamkollegen. Dort gab Kenny ihm noch einen Ratschlag und setzte sich dann hin. Tyson stand auf und machte sich für das Match bereit. Kenny stand ebenfalls auf, erklärte noch einmal, wie er kämpfen muss und drückte ihm einen neuen Starter in die Hand. Tyson war nun so Energiegeladen, dass er es gar nicht mehr erwarten konnte.

 

„Als nächstes scheint Tyson dran zu sein.“

„Tyson?“ [Mina]

„Er ist ein sehr schwieriger Blader. Das was Tyson so gefährlich macht, ist die Tatsache, dass er mehr auf seinen Bauch hört.“

„Er hört auf seinen Bauch?“ [Shin]

„Er verfolgt keine bestimmte Strategie. Bei ihm muss man höllisch aufpassen. Bisher konnten es nur wenige mit ihm aufnehmen. Oh. Seht mal genauer hin. Was erkennt ihr da?“

„Hm? Wind?“ [Ken]

„Ja. Ganz genau. Gutes Auge, Ken.“

„Und was hat das zu bedeuten?“ [Mina]

„Tyson hat das Windelement auf seiner Seite. Sein Dragoon Storm ist berüchtigt. Es gibt eigentlich nur eine Methode, um ihn zu besiegen...“

„Und welche?“ [Shin]

„Schnelles Handeln. Hier müsst ihr vor allem auf eure Angriffe achten. Sie müssen schnell und kraftvoll sein. Kickt ihn möglichst schnell aus der Arena. Eine andere Möglichkeit... Nein...“

„Nein? Welche gäbe es noch?“ [Mina]

„Das ist egal. Ehrlich. So seht euch nun weiter den Kampf an.“

Wie ihnen Befohlen sahen sich die drei den Kampf an. Was sie dabei natürlich nicht sahen, waren die BitBeasts. Ray erkannte, dass Tyson Schwierigkeiten mit dem Gegner hatte. Doch er gewann trotzdem. Nach der zweiten Runde, die Tyson verloren hatte, kam Kenny auf ihn zu.

 

„Ray-kun? Wer ist das da?“ [Mina]

„Das ist Kenny. Er ist ein Computerexperte und kümmert sich um die Ausrüstung. Er selber bladet nicht.“

„Und warum ist er dann bei denen?“ [Ken]

„Kenny ist für den Zustand ihrer Beyblades verantwortlich. Der Nachteil dabei ist, das sie immer die neueste Technologie besitzen...“

„Aber das kümmert uns nicht, stimmt’s?“ [Mina]

„Stimmt.“

„Toller Kampf. Ich verstehe nur nicht, was das für Schatten waren, die da kämpften... Ihr?“ [Ken]

„Nein. Keine Ahnung. Du Mina-chan?“

„Ich weiß es auch nicht. Ray-kun? Was waren das für seltsame Schatten? Ray-kun?“

 

Mina sah in die Richtung, in die auch Ray blickte. Wen sah er da an? Den Jungen, der auf der Bank saß? Jedenfalls war Ray wegen ihm total abwesend. War er etwa der Grund, warum es Ray so mies ging?

 

„Ray? Hallo? Erde an Ray, aufwachen!“ [Ken]

„Wie? Oh, entschuldigt.“

„Was war denn?“ [Shin]

„Nichts. Jetzt solltet ihr aufpassen. Der nächste, der kämpfen wird, ist Kai. Er ist der Anführer und zudem auch noch der stärkste Blader, den ich kenne.“

„Kai? Wie stark ist er denn?“ [Ken]

„Wie stark? Hm... Schwer zu sagen. Selbst ich hatte schwer zu kämpfen, letztes Jahr.“

„Er hat dich besiegt?“ [Shin]

„Ja. Aber nur knapp. Kai kämpft auch nur selten ernsthaft.“

„Selten?“ [Ken]

„Nun, Kai ist sehr viel stärker, als er aussieht. Kaum einer schafft es, auch nur 5 Minuten gegen ihn anzukommen. Passt mal auf.“

„Oh, Wow. Stark!“ [Shin]

„Unglaublich. Und so jemanden kennst du?“ [Ken]

„Wie soll ich das verstehen?“

„Du hast eine Menge Informationen über dieses Team. Woher? Ich meine, du hast doch keine Nachforschungen angestellt, oder?“ [Ken]

„Nein. Dafür war gar keine Zeit.“

„Woher dann?“ [Shin]

„Hab ich denn nicht erzählt, dass ich auch mal bei denen war?“

„Wie?“ [Shin]

„Ich war ein Teammitglied.“

„Was? Und so was verschweigst du uns?“ [Ken]

„Hab ich das echt verschwiegen?“

„Ja.“

„Tut mir leid. War keine Absicht.“

„Ist ja schon gut.“ [Mina]

„Wie sollten gehen. Euer Match ist gleich.“

„Ja. Gehen wir.“  [Ken]

„Vorwärts Marsch.“ [Shin]

„Jaha.“ [Mina]

 

Ken, Shin und Mina gingen zurück in den A-Block, während Ray noch kurz stehen blieb. Er sah noch einmal zu Kai und warf diesem einen sehnsüchtigen Blick zu. Kurz darauf drehte sich Ray um und ging zurück.

Kai spürte, das ihn jemand ansah. Er beendete den Kampf und sah sich um. Gerade als er erkannte, wer ihn da angesehen hatte, wurde er von Tyson, Max und Kenny umringt. Doch sein Blick haftete noch immer auf dem Jungen, der ihm den Rücken zuwandte und wegging.

 

„Ray...?“, flüsterte Kai, als wollte er, dass er sich umdrehte.

 

Ray, der den B-Block schon fast verlassen hatte, glaubte, Kais Stimme zu hören. Doch er redete sich ein, das es nur ein Hirngespinst sei und ging dann weiter. Bei seinen Freunden angekommen, sah er auf die verschiedenen Gesichter.

 

„Ist irgendwas?“

„Ich dachte, du bist unser Captain. Wie viel willst du uns noch verschweigen?!“ [Ken]

„Das...“

„Nun macht aber mal halblang. Jeder hat doch irgendwelche Geheimnisse, oder?“ [Mina]

„Das schon. Aber uns zu verheimlichen, dass er Weltmeister war, finde ich schon ziemlich gemein.“

„Tut mir leid. Das hatte ich völlig vergessen. Ich werde so was auch nie wieder tun. Versprochen.“

„... Na gut. Aber wehe das kommt noch einmal vor, dann ist aber was los.“

„Ja.“

 

Neckend gab Ken ihm einen Klaps auf den Rücken und wandte sich dann den anderen zu. Gemeinsam schmiedeten die vier neue Pläne und begaben sich dann auf die Kampffläche.

Nachdem sie die Vorrunden sowie das Viertelfinale gewonnen hatten, wurde beschlossen, fein Essen zu gehen. Ken ging voraus.

 

„So Leute. Ich finde, wir haben es verdient, schick Essen zu gehen. Was meint ihr? Wohin gehen wir?“

„Weiß nicht? Italienisch, Chinesisch, Französisch,...“ [Shin]

„Warum lassen wir nicht Ray-kun entscheiden? Er hat uns immerhin geholfen.“

„Genau. Ray darf entscheiden. Also?“ [Ken]

„Ach wisst ihr... Ich bin ziemlich müde. Ich werde heimgehen und mich hinlegen. Ihr könnt ja auch ohne mich gehen.“

„Hm, na gut. Dann leg dich hin. Und wir gehen jetzt italienisch Essen. Abmarsch!“ [Ken]

„Hey, wieso auf einmal italienisch?! Ken!“

„Ray-kun, geht’s dir nicht gut? Soll ich mitkommen?“

„Nein. Aber danke. Geh du ruhig mit den anderen mit. Ich komme schon zurecht.“

„Aber mach keine Dummheiten, ja?“

„Ja. Versprochen.“

„OK. Dann bis morgen.“

„Ja. Bis morgen. Viel Spaß.“

„Danke.“

 

Mina rannte zu Ken und Shin, die schon auf sie warteten, und ging dann gut gelaunt mit.

Ray sah ihnen noch einige Minuten hinterher und machte sich dann auf den Weg.

 

„War das Kais Stimme, die ich vorhin gehört habe? Oder habe ich mir das nur eingebildet?“

 

Was es auch war, darüber wollte Ray sich jetzt keine Gedanken mehr machen. Und so ging der junge Chinese nach Hause. Dort ging er in sein Zimmer und legte sich auf das Bett. Er starrte noch lange an die Decke. Der heutige Tag weckte in ihm viele schöne Erinnerungen.

Er wusste noch, wie er das erste mal auf Tyson traf. Hätte er damals nicht beschlossen aufzugeben, wären er und die anderen nie zusammengekommen. Wären nie so ein gutes Team geworden. Auch hätte er Kai nicht getroffen. Ja, damals war er noch der kühle, abweisende Typ, wie ihn auch heute noch viele kennen. Seine sensible Seite, die nur Ray kannte, konnte er wirklich gut verstecken.

 

„Oh nein. Ich denke ja schon wieder an Kai. Aber was soll ich denn machen? Ich liebe ihn nun mal. Ich kann ihn einfach nicht vergessen...“

 

Von Trauer ergriffen, schlief Ray nur wenige Minuten später ein.

Am nächsten Morgen wurde er von Mina geweckt. Ganz langsam öffnete sie seine Zimmertür und lugte hinein. Sie sah ihn dort auf dem Bett liegen. Er hatte sich nicht ausgezogen, geschweige denn zugedeckt. Was war nur los? Seit er diesem „Kai“ begegnet war, benahm er sich so komisch.

 

„Guten Morgen. Ray-kun. Aufstehen.“

„Hm? Morgen.“

„Gut geschlafen?“

„Ja. Danke fürs wecken.“

„Gern geschehen. Aber sag mal...“

„Ja?“

„Ist mit dir wirklich alles okay?“

„Ich kann dir wohl nichts verheimlichen, oder?“

„Nein“, sagte sie lächelnd und setzte sich neben ihn hin. „Erzählst du’s mir? Die anderen schlafen noch.“

„Ach weist du, es ist schwer zu erklären.“

„Ray-kun...“

„Ich sag’s mal so... Kai und ich, wir hatten einige Meinungsverschiedenheiten. Einen ziemlichen Streit. Ich bin weggelaufen. Ich... konnte einfach nicht mehr...“

„Oh Ray-kun...“

„Aber es geht mir gut. Mach dir keine Sorgen.“

„Meinst du wirklich?“

„Ja. Keine Sorge. Und jetzt lass uns die anderen wecken.“

„OK. Gehen wir.“

 

Mittag. Das Halbfinale war gerade in vollem Gange. Die Gegner waren zwar gut, aber Team Destiny schaffte es locker, sie zu besiegen. Nun waren sie im Finale. Ein Traum wurde wahr.

 

„Wahnsinn. Wir sind tatsächlich im Finale.“ [Ken]

„Wer hätte das gedacht?!“ [Shin]

„Das verdanken wir alles Ray-kun.“

„Äh, was?“

„Du bist ja schon wieder so abwesend. Ist es wegen den Finalgegnern? Du hast doch nicht etwa Angst?“ [Ken]

„Nein. Ganz sicher nicht.“

„Sicher?!“

„Ja. Und jetzt kommt mal her. Da wir gegen die Bladebreakers antreten, wird einer von euch auf der Bank sitzen...“

„Und wieso willst du auf einmal doch mitmachen? Wir haben es doch auch alleine ins Finale geschafft. Da brauchen wir dich jetzt auch nicht. Nicht böse sein.“ [Ken]

„Ich kann euch ja verstehen. Aber ich bin leider der einzige, der Kais Techniken auswendig kennt.“

„Da! Schon wieder. Warum immer Kai?!“ [Shin]

„Ihr versteht das nicht. Ihr könnt ihn nicht besiegen.“

„Und was ist, wenn Ray-kun recht hat? Lassen wir ihn doch gegen Kai kämpfen. Ihr wollt doch gewinnen, oder?“

„Ja. Aber wer wird dann auf der Bank sitzen? Ich bestimmt nicht!“ [Ken]

„Ich will auch nicht. Dieser Max hat’s mir angetan...“ [Shin]

„Dann sehe ich eben zu.“

„Mina-chan?“

„Ray-kun, gib dein bestes.“ Und flüsternd fügte sie noch hinzu: „Sprich dich mit ihm aus.“

„Danke.“

„Was tuschelt ihr denn da?!“ [Ken]

„Nichts von Belang. Viel Glück.“

 

Kapitel 15: Verwirrung und Trauer

 

Das Finale begann. In der ersten Runde traten Max und Shin gegeneinander an. Die Blader waren in etwa gleich stark. Max setzte seine berühmten Aqua-Kräfte ein, während sich Shin auf den Rat von Ray konzentrierte. Schnell beenden. Und es schien zu funktionieren. Dank der kräftigen Stöße, die Draciel abbekam, geriet der Blade ins wanken. Tyson war geschockt. Wie konnte so einer gegen Max gewinnen?!

 

„Was machst du denn da, Max?! Hau ihn endlich raus!“

„Ich versuch’s ja. Aber ich schaffs nicht!“

„Reiß dich mal zusammen! Dann setz halt Draciel ein!“

„Aber...“

„Nun mach schon!“

„Na gut. Vorwärts, Draciel!“

 

Nun setzte Max also sein BitBeast ein. Sein Blade wurde wieder so stabil wie vorher und Max wieder die Ruhe selbst. Shin sah verwundert hin. Was war das? Wieso taumelte er nicht mehr? Was war geschehen?

 

„Shin!“

„R-Ray?!“

„Er hat Draciel gerufen. Du musst dich beeilen! Benutz Plan B!“

„Plan B?“

„Ja. Beeil dich. Frag nicht so viel!“

„OK. Wie du meinst!“

 

Shin gab nun alles. Plan B war, ihn in einer Staubwolke zu bedecken. Ein Glück, dass die Arena auf sandigem Boden war. Shins Blade kreiste nun in hohem Tempo um Draciel herum. Schon bald konnte man ihn nicht mehr sehen. Shin wartete noch kurz und griff dann an. Er achtete nun nur noch auf die Geräusche, die Draciel von sich gab und gab ihm immer einen kurzen, aber präzisen Kick. Schon bald hatte Draciel an Rotation verloren. Nun war nur noch ein Schritt nötig. Shin drehte sich erneut im Kreis und kam dann ganz plötzlich auf den generischen Blade zu. Ein Kick und Draciel lag auf dem Boden.

 

„Was?“

„Hey. Wie hat er das gemacht?! Woher wusste er das?!“

„Hey Tyson. Das ist doch nicht so schlimm. Ich muss halt mehr trainieren. Tut mir leid.“

„Zeig mir, wer dafür verantwortlich ist. Den mach ich... Was?“

„Tyson?“

 

Tyson starrte geradezu auf das gegnerische Team. Doch was er dort sah, war weniger erfreulich.

 

„Ray?“ [Tyson]

„Was?!“ [Kai]

 

Kai stand sofort auf. Er konnte es nicht glauben. Es war tatsächlich Ray, der dort bei denen stand. Aber was machte er da? Auch Max und Tyson verstanden es nicht. Was sollte das? Wieso war er auf einmal auf der gegnerischen Seite? Er gehörte doch zu den Bladebreakers. Oder?

Kai war wie von sinnen. Er lief auf das Team zu und hätte Tyson dabei fast umgeworfen.

 

„Hey!“

„Was hat er denn?“ [Kenny]

„Weis nicht... Du Max?“

„Nein...“

 

„Ray?“

„...“

„Was machst du hier, Ray?“

„Hey, Ray. Wer ist das?“ [Ken]

„Antworte mir, Ray!“

„...“

 

Doch Ray antwortete nicht, sah Kai nur wütend ab. Er drehte sich um, sprach kein Wort. Die Destiny’s folgten ihm. Kai blieb verwundert zurück.

Das nächste Match sollte anfangen, woraufhin sich nun auch Kai zurück zu seinem Team begab. In der zweiten Runde waren Tyson und Ken die Kontrahenten. Als Ken vor der Arena stand, bekam er irgendwie Angst. Tyson war immerhin der amtierende Weltmeister. Ob er ihn besiegen könnte? Und wenn er verliert? Was würden die andren sagen? Ein unwohler Gedanke jagte den nächsten.

Der Kampf fing an. Wie es Ray gesagt hatte, konnte man bei Tyson nie so genau sagen, wie er kämpfen würde. Doch wie sollte man gegen so einen kämpfen? Geschweige denn gewinnen? Ken versuchte alles, was in seiner Macht stand, doch die erste Runde verlor er. Betrübt ging er zu seinem Team.

 

„Mach dir nichts draus. Du hast dich tapfer geschlagen.“ [Shin]

„Shin hat recht. Du kannst ihn immer noch besiegen. Du darfst nur den Mut nicht verlieren, Ken-kun. Ja?“

„Sie haben beide recht. Pass mal auf. Auch wenn er der Weltmeister ist, er ist nicht ungeschlagen. Verstehst du? Auch Kai und ich haben schon erfolgreich gegen ihn gekämpft. Wenn du es so machst, wie er, dann kannst du ihn genauso besiegen.“

„Danke. Ihr seit echte Freunde. Dann mal auf in den Kampf. Nieder mit ihnen!“

„Du sagst es, Mann!“ [Shin]

„Mach ihn fertig!“ [Mina]

„Gib dein bestes und du gewinnst.“

„Dann mal los.“

 

In der zweiten Runde stand es bis zum Schluss schlecht um Ken. Doch dank einer Unachtsamkeit Tysons, konnte Ken Dragoon aus der Arena kicken. Jubelschreie kamen von den Destinys, als sie das sahen.

 

„Geschafft! Ich hab’s tatsächlich geschafft!“

„Das war super, Ken-kun. Einfach genial!“

„Mach weiter so. Wir werden gewinnen!“ [Shin]

„Gut gemacht. Ich bin echt stolz auf dich.“

„Danke Ray. Danke euch allen. Und jetzt zeig ich ihm, wer der bessere ist.“

„Ja. Tu das. Mach ihn fertig.“ [Shin]

„Tu ich!“

 

Dritte Runde. Das Match lief anfangs ziemlich ebenbürtig ab. Doch Tyson durfte man nicht unterschätzen. Kaum hatte er seinen Dragoon mit Power gefüttert, konnte man kaum noch gewinnen. Ken hatte sehr zu kämpfen. Nur mit aller mühe, schaffte er es, nicht gleich aus der Arena gekickt zu werden. Doch durch die Power, die Dragoon ausstrahlte, wurde Kens Blade langsam zu viel und er zerbrach in seine Einzelteile.

Das Match war gelaufen. Tyson jubelte und hüpfte zu seinem Team zurück. Ken kniete vor der Arena und sah seinen zerborstenen Beyblade an.

 

„Nein... Warum... Was sollte denn das?“

„Ken-kun...“

„Ken...“

„Kopf hoch. Das passiert doch jedem mal. Auch mir ist das schon passiert. Glaub mir.“

„Aber Ray... Das war doch mein erster Blade. Den habe ich mir mit Müh und Not zusammengespart. Wo soll ich denn jetzt einen neuen herbekommen? Wir haben doch auch so schon kaum Geld...“

„Mach dir mal keine Sorgen. Ich werde dir schon einen neuen Blade besorgen. Du musst mir nur eins versprechen.“

„Und was?“

„Dass du deinen Bit-Chip nicht verlierst. Er ist sehr wichtig.“

„Den Bit-Chip?“

„Genau. Er ist sozusagen die Seele des Beyblade. Versprochen?“

„Die Seele... Ja. Versprochen.“

„Und jetzt steh auf. Du bist doch kein Mädchen, oder?“

„Ray-kun? Was meinst du damit?“

„Nicht böse gemeint.“

 

Ken nickte bestimmt, holte sich seinen Beyblade aus der Arena und setzte sich zusammen mit Mina und Shin auf die Bank. Denn nun war Ray an der Reihe. Sie hatten es ihm ja versprochen, dass er gegen Kai kämpfen durfte.

Ray sah ziemlich ernst aus, während er Kais Schritte verfolgte. Ganz langsam kam der Russe auf die Arena zu, vollkonzentriert. Nachdem Kai auf seinem Platz stand, sahen sich die beiden mit einem Blick an, den man auf ihren Gesichtern noch nie zuvor gesehen hatte. Keiner, der den beiden jetzt ins Gesicht sah, konnte heraussehen, was sie fühlten.

Die Fans waren still, die Teammitglieder, auch die Fernsehmoderatoren. Keiner wagte es, diese Stille zu brechen. Irgendetwas lag in der Luft. Nur was?

Der Schiedsrichter riss sich nun endlich zusammen und fing an, den Start einzuläuten. 3-2-1-Let it Rip!

Kai und Ray zogen gleichzeitig ihre Blades und fingen an. Erbarmungslos krachten sie aufeinander. Staubwolken wirbelten umher, man konnte kaum etwas erkennen. Minuten vergingen, bis sich der Staub wieder auflöste. Und das einzige was man erkennen konnte, waren die beiden, zum stillstand gekommenen, Blades. Der erste Kampf war vorbei. Unentschieden. Doch was passiert war, konnten wohl nur zwei erklären...

Die beiden Blader standen noch immer auf den Podesten und starrten sich an. Die Fans, die eigentlich jubeln würden, waren noch immer still. Auch die Teams waren so ruhig, wie schon lange nicht mehr.

 

„Oh Mann. Was war denn das?“ [Shin]

„Verdammt! Ray hatte recht. Der ist echt gut!“ [Ken]

„Aber was ist da passiert? Habt ihr was gesehen?“ [Mina]

„Nein.“

 

„Boah! Mann, was war das? Seit wann ist Ray so gut?“

„Hey Tyson. Du weist doch ganz genau, dass Ray genauso gut ist, wie Kai. Warum sagst du so was?“

„Max? Warum verteidigst du diesen Verräter? Er hat unser Team im Stich gelassen! Er ist einfach abgehauen!“

„...“

„Max!“

„Hört auf zu streiten, Jungs. Es ist unglaublich wie viele Emotionen die beiden da reingesteckt haben...“

„Emotionen? Du meinst Wut?“

„Nein. Es sah mehr wie Trauer aus...“

„Trauer?! Kai?! Was erzählst du denn da Kenny?“

„Trauer...?“

„Max? Weist du irgendwas?“

„Wie? Woher denn? Warum sollte ich denn was wissen?“

„Du bist ein schlechter Lügner. Erzähl!“

„...Äh... Ah. Es geht weiter!“

„Lenk nicht ab!“

 

3-2-1-Let-it-Rip! Und wieder starteten die Blades. In der Arena angekommen, griffen sie sich ununterbrochen an. Keine Minute ruhten sich Drigger und Dranzer aus...

 

„Jetzt sag es mir endlich Ray! Warum bist du weggelaufen?“

„Warum fragst du dich denn nicht selbst?!“

„Was willst du damit sagen?“

„Es gibt genug Gründe! Such dir einen aus!“

„Was meinst du?“

„Du weist es wohl immer noch nicht?! Warum tust du mir das nur an? Habe ich dir irgendwas getan?“

„Wovon redest du? Nun erzähl es mir doch endlich. Bitte.“

„Mensch Kai. Du bist so schwer von Begriff...! Warum habe ich mich nur auf dich eingelassen? Das war ein großer Fehler...“

„Wie bitte? Das war kein Fehler. Wie kommst du denn darauf?“

„Wie oft hast du mich schon verletzt?“

„Ich weis nicht, wovon du da sprichst.“

„Und ich dachte, du liebst mich! War das alles nur Show? Hast du mich die ganze Zeit belogen?!“ Die Tränen, die sich Ray eigentlich verkneifen wollte, kamen nun zum Vorschein. Es waren Tränen der Verzweiflung.

„Ray! Das war keine Show. Ich liebe dich wirklich. Das musst du mir glauben!“ Kai verstand nicht, warum Ray plötzlich weinte.

„Und ich habe dir vertraut... Warum sagst du so was? Tu mir nicht noch mehr weh, als du es schon getan hast!“

„Was habe ich dir denn getan? Bitte, sag es mir!“

„Was soll das für einen Sinn haben? Du brichst mir doch nur das Herz. Ich...will nicht noch mehr verletzt werden...“

„Das würde ich doch niemals tun! Bitte sag mir, was du damit meinst!“

 

Dieser Kampf wurde nun immer verzwickter. Keiner der Anwesenden verstand, was sie da redeten. Man konnte nur das surren der beiden Blades hören.

Ray wollte diesen Kampf endlich beenden. Er schloss seine Augen, konzentrierte sich und gab Drigger die nötige Energie, um Kais Dranzer rauszukicken. Und er schaffte es. Kai war so geschockt von seinen Worten, dass er sich nicht mehr auf den Kampf konzentrierte...

 

„Kai?! Oh Mann. Was sollte denn das?!“ [Tyson]

„Kai...“ [Max]

 

Kai sagte nichts. Noch immer sah er Ray an. Was meinte er nur? Hatte er ihm denn wirklich etwas angetan? Aber was? Er konnte sich nicht erinnern. Er hoffte, dass Ray ihm noch alles sagen würde...

Das Team Destiny war erstaunt. Das Ray so viel Power hatte, wussten sie nicht. Aber warum musste er unbedingt gegen Kai antreten? Sie verstanden es immer noch nicht.

Mina überlegte schon seit längerem, ob Ray nicht in ihn verliebt war, doch genau wusste sie es auch nicht. Schade nur, dass man die beiden nicht verstand. ...

3-2-1-Let it Rip! Die letzte Runde begann. Noch immer dachte Kai über Rays Worte nach. Er war so darauf versessen, herauszufinden was er ihm angetan haben soll, dass er sich kaum auf den Kampf konzentrierte.

 

„Bitte sag es mir endlich. Ich möchte nicht noch länger ohne dich leben müssen!“

„Zu spät Kai. Das hättest du dir früher überlegen müssen...“

„Sag mir doch wenigstens, was ich dir getan haben soll?“

„Du hast also wirklich keine Ahnung? Du weist es wirklich nicht?!“

„...“

„Wegen dir...wegen dir...“

„...Ray?“

Ihm kamen erneut die Tränen. Mit heiserer Stimme, brachte Ray nur noch weniges hervor: „Ich habe Qualen durchleben müssen. Und das alles nur wegen dir...“

„Wie? Warum...?“

„Es ist alles deine Schuld... Würde ich dich nicht so lieben, würde ich...“

„Ray?“

„Ah! Ich wünschte, ich würde nicht mehr Leben!“

„Verdammt Ray! Reiß dich bitte zusammen! Du MUSST Leben!“

„Ach, und warum? Damit du mir noch mehr wehtun kannst? Mir noch mehr Qualen bereiten kannst? Nein. Das schaff ich nicht mehr. Das halte ich nicht mehr aus...“

„Aber wieso Ray? Du musst mit mir reden!“

 

Ray wollte sich seine Worte nicht mehr antun und so beendete er, den nur nebenbei laufenden, Kampf mit einem kurzen, aber starkem Schlag. Ein letztes Mal, würde er wegen Kai leiden. Ein letztes Mal, würde er ihm in die Augen sehen müssen. Ein letztes Mal, würde er wegen ihm traurig sein. ...

 

Der Kampf war vorbei, die Destinys offiziell Weltmeister und die Fans nun wieder so laut wie zuvor. Nur ein Team konnte es nicht fassen...

Während sich die Bladebreakers über Kai ärgerten, ging Ray zu seinem Team zurück. Diese waren total erstaunt, sahen aber auch, dass es Ray nicht gut ging. Mit traurigem Blick ging er nach draußen, ließ Ken und die anderen stehen. Doch diese folgten ihm, kurz nachdem sie sich vom Schiedsrichter und den Fans verabschiedet hatten.

 

Kai kniete noch immer vor der Arena. Er wusste immer noch nicht, was passiert war. Was er Ray angetan hatte. Warum weinte er? Wie hatte er ihm wehgetan? Warum sprach Ray nicht mit ihm? Warum ließ er ihn einfach stehen? All diese Fragen blieben unbeantwortet.

Tyson, Max und Kenny rannten zu Kai. Sie konnten es noch immer nicht fassen, dass er, ausgerechnet Kai, verloren hatte. Wie ist das passiert? Was hatte ihn nur so abgelenkt? Etwa Ray? War er wegen Ray so konfus?

 

„Kai? Hey Kai. Was war da los? Wieso hast du so schnell verloren?“

„...“

„Lass ihn doch, Tyson. Siehst du denn nicht, dass er...“

„Jetzt fängst du schon wieder damit an Max. Dann sag doch, was er hat!?!“

„...“

„Verstehe. Hoch mit dir Kai. Wegen dir haben wir unseren Titel verloren! Hättest du vielleicht die Güte, dich zu entschuldigen? Oder ist das zu viel verlangt!?!“

„...“

„Mir reicht’s! Ich gehe! Kenny, Max kommt mit! Lassen wir ihn doch hier Wurzeln schlagen. Mir soll’s recht sein!“

„Findest du es nicht etwas fies von dir? Der Arme hat gerade...“

„Argh!“

 

Wutentbrannt ging Tyson mit Max und Kenny aus der Arena. Sie ließen Kai sitzen. Sie wussten, dass er von alleine kommen würde. Doch an dem Abend warteten sie noch sehr lange auf ihn...

 

Kapitel 16: Die Wahrheit kommt ans Licht

 

Die Destinys sind gerade Zuhause angekommen. Ken und Shin rannten sofort in die Küche und räumten den ganzen Kühlschrank aus. Nun war Party angesagt. Doch Ray ging ohne ein Wort zu verlieren auf die Terrasse.

 

„Was hat er nur? Er ist schon die ganze Zeit so still...“ [Ken]

„Das weis ich auch nicht... Armer Ray-kun...“ 

„Wieso fragen wir ihn nicht einfach?“ [Shin]

„Ihr hattet wohl noch nie Liebeskummer, oder?“

„Nein. Warum auch?“ [beide]

„Argh...Jungs....“

„Hey!“

 

Während die drei stritten, saß Ray auf einer Bank und betrachtete den Vollmond. Der Mond war genauso hell, wie damals, als er Kai seine Liebe gestand...

 

 

------------------------------------------------------- Flashback ---------------------------------------------------------

 

Es war ein Tag, wie jeder andere auch. Kai und die anderen trainierten unter freiem Himmel. Der Junge wusste genau, was für ein Training nötig war, um den nächsten bevorstehenden Kampf zu gewinnen. Auch heute war Ray hochmotiviert, was Kai etwas wunderte. Er zeigte nun schon seit zwei Wochen mehr Einsatz. Woran das wohl lag? Doch Kai achtete nicht weiter darauf und heuerte Tyson erneut an.

 

Wie jeden Abend ging Ray nach draußen. Keiner wusste warum. Er sagte auch niemanden genau, was er da tat. Was sie nicht wussten, Ray trainierte im Mondlicht. Egal, ob Vollmond oder Neumond. Solange es nicht regnete, ging er raus.

Auch heute war dem so. Er zog sich seine Jacke an und ging mit Drigger nach draußen. Etwas Abseits des Grundstücks hatte er seinen Platz. Dort konzentrierte er sich und beruhigte seinen Geist. Minutenlang stand er da. Gab keinen Mucks von sich.

An diesem Abend war Kai noch unterwegs gewesen. Er war länger unterwegs, als es eigentlich geplant war. Kai wusste, dass, wenn er zu lange weg war, drinnen Chaos herrschte. Als er gerade auf dem Grundstück ankam, hörte er das ruhige atmen einer Person. Doch wer würde um diese Zeit hier draußen sein? Kai sah nach, wer das war, vielleicht ein Einbrecher? Doch wen er sah, schockte ihn ein wenig. Es war Ray.

Der Junge stand da, ganz alleine im Mondlicht. Kai wunderte sich. Was wollte er hier? Und dann noch so allein? Neugierig wie er war, versteckte er sich hinter einem Baum und sah zu. Während er dies tat, bemerkte er, wie schön Ray aussah, wenn er nur vom Mond beschienen wurde. Sofort hielt Kai inne. Was hatte er gerade gedacht? Er sei schön? Oh Mann. Was ging hier vor?

Kai richtete seinen Blick nun wieder auf Ray, da er andere Geräusche vernahm. Ray hatte seinen Blade gestartet. Und obwohl er kaum etwas sehen konnte, beherrschte er seinen Blade perfekt. Kai war erstaunt. Ray gab sich in letzter Zeit nicht nur mehr mühe, er trainierte auch noch im dunkeln. Was für ein Sportsgeist. Wenn Tyson und Max auch so motiviert wären...

Kai bemerkte nicht, dass er inzwischen laut gedacht hatte und wurde demnach von Ray entdeckt. Dieser sah ihn erschrocken an. So, als ob Kai ein Geist wäre.

 

„K-Kai? Was...was machst du denn hier?“

„Was machst du hier?“

„...A-Also...ich...“

„Warum stotterst du so?“

„Ah...Ich...“

„Hm?“ Kai ging auf Ray zu.

„Waahh!“ Ray ging einen Schritt zurück und fing an zu zittern.

„Was ist denn jetzt wieder?“

 

Kai war nun so unsicher, wie noch nie. Warum fing Ray an zu zittern? Kalt konnte ihm wohl kaum sein. Aber warum dann? Langsam ging Kai zu Ray. Nachdem er direkt vor ihm stand, griff er sich Rays Arme. Ray zuckte zusammen.

 

„Was hast du? Geht’s dir nicht gut?“

„...“ Ray sah ihm nicht in die Augen.

„Ray!“ Kai rüttelte ihn nun vorsichtig.

„.....“

 

Kai bemerkte nun, das sich auf Rays Gesicht ein gewisser Rotschimmer gebildet hatte. Was hatte das zu bedeuten? Er war doch nicht etwa Krank?! Nur um sicher zu gehen, legte Kai seine Hand auf Rays Stirn.

 

„Ah!“

„Hm. Fieber hast du nicht...“

„I-Ich bin nicht krank, Kai.“

„Aber du hast doch irgendwas.“ Kai wunderte sich über sich selbst. Wieso war er um ihn nur so besorgt?

„K-Kai...Ich...“

„Was ist?“

„Ich...“

 

Ray sah ihm tief in die Augen. Wurde dabei nur noch röter. Kai sah ihm ebenfalls in die Augen. Diese wunderschönen, bersteinfarbenen Augen... Plötzlich fühlte sich Kai so wohl, wie noch nie. Aber warum? Etwa wegen Ray? Weil er so dicht bei ihm war?

Ray konnte sich nicht mehr beherrschen. Er schloss seine Augen und umarmte Kai. Darauf wartend, dass er ihn von sich wegriss. Doch es geschah nichts. Da spürte er plötzlich, wie Kai die Umarmung erwiderte. Träumte er das nur? Kai umarmte ihn? Das konnte nur ein Traum sein, oder? Langsam löste Ray die Umarmung und sah Kai ins Gesicht.

 

„Kai... Ich liebe dich...“

„...“

 

Ray schloss langsam seine Augen und näherte sich seinem Gesicht. Kai tat es ihm gleich und kam ihm langsam näher. Kurz darauf verschmolzen die beiden in einem Kuss, gesegnet vom Vollmond, der den beiden die ganze Zeit zugesehen hatte.

 

------------------------------------------------------ Flashback ende ----------------------------------------------------

 

Ray saß noch lange unter den Sternen. Die Erinnerung an die damalige Zeit, war für ihn wertvoller, als alles andere. Niemals wollte er dies vergessen. Niemals.

 

„Die Sterne sind echt schön, was?“

 

Erschrocken sah Ray nach rechts. Irgendwer hatte sich neben ihn gesetzt. Es war Mina.

 

„Ja. Wunderschön.“

„Sag mal... Du bist in Kai verliebt. Stimmt’s?“

„Wie?“

„Ich seh’s dir doch an. Du liebst ihn. Sehr sogar.“

„... Ja. Du hast recht. Ich liebe ihn.“

„Hihi. Wusste ich’s doch. ... Ich bin ja auch verliebt...“

„Ja?“

„Ja. In Ken-kun.“

„Weiß er davon?“

„Nein. Ich trau mich nicht...“

„Du solltest es ihm sagen. Es gibt nichts schöneres.“

„Ja? Meinst du?“

„Ganz sicher.“

„OK. Ich werd’s ihm sagen.“

 

Schweigen...

 

„Und wie ist er so?“

„Wer?“

„Kai-kun. Wie ist er so?“

„Ach... Er ist sehr stolz und mutig. Kaum einer traut sich, mit ihm zu kämpfen...“

„Das meinte ich nicht.“

„Was dann?“

„Wie ist er in deiner Nähe? Ich meine, er ist einer von denen, die nichts preisgeben. Stimmt’s?“

„Genau. Woher...?“

„Ich habe einen siebten Sinn für so was.“

„Aha. Na ja, er ist fürsorglich, zärtlich und er würde mich vor jedem Beschützen. Er ist einfach toll.“

„Hm. Du hast es echt gut.“

„???“

„Ich weis nicht, ob Ken-kun mich auch liebt...“

„Und wenn doch?“

„Das wäre natürlich toll.“

„Sobald du es ihm gesagt hast, bist du schlauer.“

„Schon. Wie war das bei euch?“

„Bei uns?“

„Ja.“

„Warum willst du das wissen?“

„Ich bin neugierig. Ich habe noch nie jemanden gekannt, der auf Jungs steht...“

„Wie bitte?“

„T’schuldige. Ich meine, Liebe unter Männern ist doch anders, oder?“

„Ja. Da hast du recht...“

„Und? Erzählst du es mir? Bitte.“

„... Na gut. Aber du darfst es keinem sagen! Versprich mir das!“

„Ja. Ehrenwort.“

„Also gut. ...“

 

Und so erzählte Ray Mina wie sie sich näher gekommen waren. Sie war erstaunt. Das Ray so romantisch erzählen konnte, unglaublich.

Während die beiden da draußen saßen, lugte Ken zu ihnen herüber.

 

„Ist was?“ [Shin]

„Nein. Nein, schon gut.“

„Dann komm wieder rein!“

„Ist gut.“

 

Er blickte noch einmal zurück und ging dann wieder zurück ins Wohnzimmer. War aber immer noch besorgt um Mina.

 

 

Inzwischen bei den Bladebreakers. Kai war an diesem Abend erst gegen 22.00 Uhr heimgekommen und auch sofort in seinem Zimmer verschwunden. Tyson und die anderen machten sich irgendwie Sorgen um ihn. Er war doch sonst nie so. Warum hatte er so schnell verloren? Sich kaum auf den Kampf konzentriert? Er wusste doch, was auf dem Spiel stand...

Wütend gingen Tyson und Max nun auf sein Zimmer. Tyson klopfte an. Doch er bekam keine Antwort, also ging er einfach hinein. Doch das Zimmer war leer. Hier war niemand. Tyson sah sich nun etwas mehr um und fand einen kleinen Zettel auf Kais Bett.

 

+ Bin für ne Weile weg. Kai + „Was denkt der sich eigentlich?! Zuerst verliert er und dann haut er einfach ab! Ich glaub’s ja nicht! Wenn der heimkommt. Dann kann er aber was erleben!!“ brüllte Tyson.

„Aber Tyson...“

„Kein aber..!“

 

Kai war zu diesem Zeitpunkt im Stadtpark, der außerhalb der Stadt lag. Dort hatte er sich vorgenommen zu trainieren. Aber es gab noch einen Grund, warum er hierher gekommen war. Hier hätte sich Ray beinahe umgebracht. Und das wegen ihm, wies aussieht. Aber warum? Warum wollte sich Ray damals umbringen?

Kai wüsste nur zu gerne, was er ihm angetan haben soll. Doch wie sollte er das herausfinden? Ray war ja nicht mehr da. Er war einfach abgehauen. Hatte ihn allein gelassen. Warum konnte er sich nur nicht daran erinnern? Warum?

Kai trainierte an diesem Abend so hart, dass ihm die Erschöpfung gar nicht auffiel und er zusammenbrach. Völlig K.O. lag er auf dem Boden. Die Sterne, die über ihm strahlten, standen so, dass man denken könnte, sie würden einen Pfeil darstellen. Einen Pfeil, der zu Ray führte.

In dieser Nacht hatte Kai einen Alptraum. Seine schlimmste Befürchtung wurde war: Ray hatte einen anderen. Er kannte diesen Kerl nicht und das machte ihn nur noch wütender. Kai rannte auf die beiden zu, erreichte sie aber nicht. Es kam ihm vor, als würden sie von ihm weggetrieben. Er schaffte es einfach nicht. Er schaffte es nicht, die beiden zu trennen. Den Kuss aufzuhalten...

 

„Uah!“

 

Schweißgebadet wachte Kai auf. Hastig atmete er und sah sich verwirrt um.

 

„Was? Ah. Es.... war nur ein Traum...“

 

Langsam beruhigte er sich wieder und dachte nun über diesen Alptraum nach.

 

„Moment! Der Kerl... Der war doch... Das darf nicht... Nein. RAY!“

 

Ihm war eingefallen, wer der Kerl war. Zwar kannte er den Namen nicht, aber das Gesicht. Es war derselbe, der gegen Tyson gekämpft hatte. Oh Gott. Was, wenn das eine Vision und kein Traum war? Kai bekam Angst. Was sollte er nun machen? Er wusste nichts über ihn. Und Ray war in dieser Verfassung ein leichtes Opfer...

Kai musste etwas unternehmen. Entschlossen stand er auf und ging in die Stadt. Da die Sonne gerade aufging, konnte er auch schon zu Mr. Dickenson und ihn um die Adresse von den „Destiny’s“ bitten. Vielleicht hatte er ja Glück und er bekam sie.

 

Vor dem BBA-Gebäude. Kai wartete noch, da es erst ab 8.30 Uhr geöffnet hatte. Gleich nachdem die BBA geöffnet wurde, rannte er ins oberste Stockwerk, ins Büro von Mr. Dickenson. Er klopfte an. Ein „Herein“ war die Antwort und Kai trat ein.

 

„Oh. Hallo Kai. Was kann ich für dich tun?“

„Ich brauche die Adresse von dem Team, gegen das wir gekämpft haben!“

„Wofür denn? Eine Revange?“

„Nein. Aus privaten Gründen.“

„Ich weis ja nicht...“

„Bitte!“

„Oh. Es scheint ja sehr wichtig zu sein...“

„Ja. Ist es. Geben Sie sie mir?“

„Hm. Na, wenn das so ist. Hier.“

„Danke. Wiedersehen.“

„Wiedersehen.“

 

Kai ging wieder raus. Mr. Dickenson wunderte sich ein wenig über sein Verhalten. Es war sehr untypisch für Kai, dass er um etwas bat. ...

Unten angekommen las Kai den Zettel, den er von dem alten Mann bekommen hatte, genauer.

 

„Hm? Was? In Kamakura?! Aber das ist doch in der übernächsten Stadt?! Wie ist Ray denn da hin gekommen?“

 

Kai hatte da so eine Vermutung. Aber.... Er wird doch nicht wirklich zu Fuß dorthin gegangen sein. Oder?

Ohne sich weitere Gedanken darum zu machen, machte sich Kai auf den Weg. Es war noch nicht zu Spät. Mit schnellen Schritten ging Kai wieder nach Hause.

Tyson und die anderen waren immer noch im Bett, als Kai ankam. Gut. Jetzt musste er nur noch in sein Zimmer. Dort angekommen setzte er sich an seinen Schreibtisch, holte Stift und Papier hervor und fing an zu schreiben. In schönster Schrift brachte er folgendes zu Papier:

 

[b][i] Liebster Ray,

es tut mir sehr Leid. Ich kann mich zwar nicht an das erinnern, was ich dir angetan habe, aber ich bereue es. Bitte verstehe, dass es mir schwer fällt und ich dich unbedingt zurückhaben will.

Ich liebe dich und das wird sich nie ändern.

Komm bitte wieder zurück. Ich bin so hilflos und unvollständig, wenn du nicht bei mir bist. Du bist meine zweite Hälfte. Mein anderes Ich. Mein besseres Ich.

Komm doch wieder zu mir zurück. Ich werde dir jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Ich werde dir nie wieder wehtun. Ich verspreche es dir. Du wirst nie wieder Leiden müssen.

Komm zu mir zurück und wir werden ein neues Leben beginnen. Versprochen.

In Liebe, dein Kai. [/i][/b]

 

Nachdem er diesen Brief geschrieben hatte, holte er einen Umschlag hervor und beschriftete diesen. Er schob den Brief hinein und klebte diesen zu. Er zeichnete noch eine kleine Rose auf die Rückseite und ging dann in die Küche. Dort holte er sich eine Briefmarke und klebte diese auf den Umschlag. Kurz nachdem er dies getan hatte, ging er wieder raus.

Genau in diesem Moment kam Max die Treppe runter. Kai konnte er nur ganz kurz sehen. So langsam machte er sich ernsthafte Sorgen um die beiden. Was war nur vorgefallen? Er hatte nicht bemerkt, dass sie sich gestritten hätten, oder so. Aber was war es dann?

 

Kapitel 17: Veränderungen

 

Zwei Tage später kam der Brief bei den „Destiny’s“ an. Mina öffnete den Briefkasten und sah sich die gekommene Post an. Darunter war Kais Brief, an Ray adressiert.

Mina ging ins Haus und dann zu Ray. Sie klopfte an und wurde herein gebeten. Ray saß an seinem Schreibtisch und dachte sich neue Kampfstrategien aus.

 

„Ray-kun. Du hast Post.“

„Ah. Und von wem?“

„Von Kai-kun.“

„...!“

 

Mina reichte ihm den Brief. Ray sah ihn sich lange an.

 

„Nimm ihn wieder mit.“

„Was? Aber wieso?“

„Ich will nicht.“

„Aber du kannst ihn doch wenigstens einmal durchlesen.“

„Ich weis, das du es gut meinst... Aber bitte, nimm ihn wieder mit...“

 

Traurig blickte Ray auf seine Notizen. Er konnte ihr nicht ins Gesicht sehen. Den Brief genauso wenig.

Er wollte nicht noch mehr verletzt werden. Wer weis, was da in dem Brief steht? Vielleicht wollte sich Kai ja von ihm trennen? Möglich wäre es... Nein. Das könnte er nicht, das wollte er nicht. Auch wenn er Kai immer noch liebte, aber das würde er nicht mehr verkraften...

Mina sah sich den Brief noch einmal an, ehe sie ihn auf seinen Schreibtisch legte und zur Tür ging.

 

„Ich lass ihn trotzdem hier. Vielleicht liest du ihn ja doch noch.“

„....“

 

Mina ging mit einem eher ernstem Blick aus dem Zimmer und lies Ray mit seinen Gedanken allein. Dieser starrte noch eine Weile auf den Brief, ehe er aus seinem Zimmer ging und sich zu Mina gesellte, die gerade fern sah.

 

„Ray-kun. Willst du mitgucken?“

„Ich wollte mit dir reden...“

„Oh. Moment.“

 

Sie griff sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ab.

 

„OK. Was ist los?“

Ray atmete tief ein und fing dann an. „Weist du, es gibt da noch etwas, das ich dir verschwiegen habe...“

„Oh... Und du willst es mir nun sagen?“

„...“ Ray nickte leicht.

„Gut. Ich höre dir zu. Aber ich schlage vor, dass wir in dein Zimmer gehen. Wir wollen ja nicht gestört werden.“

„...Ja...“

 

Zusammen gingen die beiden nun wieder in Rays Zimmer. Sie setzten sich nebeneinander auf sein Bett und schwiegen noch für ein paar Minuten.

 

„Schieß los. Was liegt dir auf dem Herzen?“

„Es...ist so...Kai...“

„...“

„Kai ist... Er ist Krank.“

„Und was hat er?“

„Das... Er... Er ist Schizophren...“

„Schizo...phren?“

„Ja... Aber er weis es nicht...“

„Wie?“

„Er kann sich nicht daran erinnern...“

„Ray-kun....“

„Es ist ja nicht Kai, der mir so wehgetan hat... Sondern ER.“

„ER?“

„Sein anderes Ich...“ Ray kamen die Tränen.

„Sein anderes....? Was... Was wirst du machen?“

„Ich... Ich weis es nicht... Ich kann es ihm doch nicht mehr sagen...“

„Ray-kun...“

„Er würde mir nicht glauben... Und selbst wenn... Ich...“

„Bitte...“

„Was soll ich nur machen?“ Ray kniff die Augen zu und lies seinen Tränen freien lauf.

 

Mina sah ihn mitfühlend an. Langsam drehte sie sich zu ihn und drückte seinen Kopf an ihre Brust. Tröstend strich sie ihm über den Rücken. Hoffte, das er sich wieder beruhigen würde.

Ray war so fertig, dass er schon sehr bald einschlief. Vorsichtig legte Mina ihn auf sein Bett. Leise schlich sie nach draußen und verharrte noch kurz vor seiner Tür.

 

„Kai-kun...“

 

Nachdenklich ging sie in die Küche und holte sich ein Glas Wasser. Dieses trank sie aus und setzte sich dann auf die Couch. Dort verbrachte sie den Rest des Nachmittags und wartete auf ihre Teamkollegen. ...

 

Am nächstem Morgen. Ray wurde gerade wach, da bemerkte er, dass es schon 8.54 Uhr war. Zeit um aufzustehen. Ray stand gerade, da fiel ihm Kais Brief auf, der noch immer auf dem Schreibtisch lag. Er hob diesen an und öffnete ihn. Doch den eigentlichen Brief zog er erst eine Minute später heraus.

Ray atmete noch einmal tief durch und las dann aufmerksam den Brief. Nachdem er ihn gelesen hatte, fielen ein paar einzelne Tränen auf das Papier.

 

„Kai... Ist... Ist das dein ernst? Du...?“

 

Ray warf noch einen letzten Blick auf das Stück Papier, legte dieses wieder auf den Schreibtisch und ging dann runter in die Küche.

Auf dem Weg nach unten wischte er sich die Tränen weg und atmete noch einmal tief durch.

 

„Guten Morgen.“

„Guten Morgen, Ray-kun. Gut geschlafen?“

„Ja. Danke.“

„Morgen, Ray.“

„Morgen Ken, Shin.“

 

Ken und Shin kamen gerade in die Küche. Shin setzte sich zu Mina und Ray, während sich Ken eine Tasse Tee holte. Er setzte sich gleich danach mit an den Tisch.

 

„Und? Was steht heute an, Boss?“ [Ken]

„Ihr sollt mich doch nicht so nennen.“

„Aber warum?“ [Ken]

„Lasst es einfach, OK? Ich bin nur euer Trainer. Mehr nicht...“

„Von mir aus. Aber du bleibst trotzdem der Chef dieses Teams!“

„Hah. Ja gut. Von mir aus. Heute werden wir an eurer Ausdauer arbeiten. Einverstanden?“

„Ja. Ich schon. Und ihr?“

„Ja.“

„Geht klar.“

„Gut. Dann frühstücken wir erst mal und dann geht’s raus in den Garten.“

„In den Garten? Was wollen wir denn da?“ [Ken]

„Trainieren.“

„Ha? Aber da haben wir doch keine Arena...“ [Shin]

„Jetzt seit mal nicht so kritisch! Ray-kun wird schon wissen, was er tut!“

„Ja.“

„Hihi. Super gemacht, Mina-chan. Du hast sie gut unter Kontrolle.“

„Muss ich ja wohl als einziges Mädchen...!“

„Ja. Stimmt. Genau wie Mariah...“

„Echt?“

„Ja. Sie ist auch so.“

 

Mit einem lächeln ging Ray rauf in sein Zimmer, während sich die anderen unterhielten und nebenbei frühstückten.

In seinem Zimmer angekommen, zog sich Ray seine Sachen an. Nachdem er dies getan hatte, ging er ins Badezimmer. Er stellte sich vor den Spiegel und sah sich sein Spiegelbild lange an. Nach einigen Minuten öffnete er sein Haarband.

Seine Haare waren nun schon so lang, dass er darüber stolpern könnte. Ray strich sich mit seinen Fingern durch die lange Haarpracht und dachte an seine Kindheit zurück. Noch nie hatte er seine Haare abgeschnitten. Er hatte immer nur etwas die Spitzen gekürzt, mehr nicht. Er liebte seine Haare.

Als kleines Kind hatte er sich nämlich etwas geschworen. >>„Sollte ich meiner großen Liebe begegnen und sie mich auch lieben, werde ich meine Haare noch mehr pflegen. Sollte sie mich jedoch nicht lieben, werde ich sie mir abschneiden!“<< Das hatte er sich geschworen. Und bis heute auch gehalten. Doch jetzt? Was sollte er nun machen? Er wusste nicht, ob Kai ihn wirklich noch liebte. ER liebte ihn sicher nicht. Also, wieso sollte Kai ihn noch lieben? ER und Kai waren doch eine Person...

Noch immer strich sich Ray durch sein Haar. Sein Entschluss stand nun fest. Er band sich seine Haare mit einem Haarband zusammen, ging auf den Arzneischrank zu, holte die Schere heraus und setzte sich dann auf den Badewannenrand. Ray schloss seine Augen, atmete tief ein und umfasste seine ganzen Haare. Er setzte die Schere am Haaransatz an. Ray kniff sich seine Augen zu und schnitt sich die Haare ab.

Nun war es geschehen. Seine ganzen Haare landeten in der Badewanne. Ray öffnete langsam seine Augen, stand auf und sah sich im Spiegel an. Seine Haarpracht war weg. Entgültig weg.

Er schnitt sich nun seine restlichen Haare zurecht und überlegte, wie er sie nun tragen sollte. Nun musste er seine Haare ja anders frisieren. Nur waren sie jetzt zu kurz, als das man sie zu einem Zopf binden könnte... Also griff sich Ray das Haargel und gab einen Klecks davon auf seine Handfläche. Er verrieb es kurz in seinen Händen und strich sich dann durch sein Haar.

Es dauerte nicht lange, da war Ray schon fertig. Er trug seinen Pony wie immer. Das war nun mal sein Markenzeichen. Die Haare, die er immer recht abstehend trug, hatte er ebenfalls so beibehalten. Doch etwas war anders. Dort, wo er sonst seinen Zopf hatte und nun die Haare lose herunterhingen, hatte er mit seinen anderen Haaren `verbunden´.

Nun war er an neuer Mensch. Jemand, der seiner großen Liebe nachtrauerte und hofft, dass diese irgendwann zurückkommt.

Nachdem er entgültig fertig war, ging Ray aus dem Bad und dann in den Garten, wo schon alle warteten.

Gleich nachdem Ray aus dem Haus kam, starrten ihn die drei Teamkollegen an.

 

„Was? Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?“ [Ken]

„Ich brauchte eine Veränderung. Aber das ist jetzt egal. Zeigt mir mal eure Blades.“

 

Obwohl die drei nicht verstanden, was Ray meinte, gehorchten sie und gaben ihm die Blades.

Ray sah sie sich genauer an und stellte folgendes fest:

 

„Hm... So wie ich das sehe, hat Ken einen Angriffsblade. Shin einen der auf Verteidigung basiert und Mina-chan einen Ausdauerblade. Liege ich da richtig?“

„Jepp. Ganz genau. Stimmt was nicht?“

„Nein, Nein. Ist alles OK. Ich habe da nur eine Idee.“

„Und welche?“ [Shin]

„Darf ich eure Blades denn umfunktionieren?“

„Öh... Ja. Wenn sie dadurch besser werden. Oder was meint ihr?“

„Nichts dagegen.“

„Ich auch nicht.“

„Gut. Dann wollen wir mal.“

 

Ray setzte sich auf die Veranda und nahm sich Kens Blade vor. Diesen zerlegte er in seine Einzelteile. Danach waren die von Shin und Mina dran. Ken, Mina und Shin sahen gespannt zu.

Ray war voll konzentriert. Vor ihm lagen etliche Einzelteile, die wieder zusammengebaut werden mussten. Ray sah sich die Teile an und überlegte kurz. Sogleich griff er sich Kens Powerring, Shins Verteidigungsring, sowie Shins Bladebasis und Minas Ausdauerring. Er bastelte etwas herum und nur kurze Zeit später war ein Blade fertig.

 

„So. Hier bitte Shin. Jetzt dürfte es für dich leichter sein, lange zu verteidigen.“

„Ah. Danke. Und was genau hast du da gemacht?“

„Folgendes: Du hattest eine gute Basis. Auch dein Defensivring war stark, aber du hattest einen zu starken Powerring. Dadurch hattest du mehr Kraft im Angriff, verstehst du? Und bei Ken ist es genau anders rum...“

„Aha.“

 

Nun griff sich Ray den Powerring von Mina, Kens Bladebasis und den Defensivring, sowie Shins Ausdauerring, setzte diese zusammen und hatte einen neuen Blade in der Hand.

 

„Bei Ken war es andersrum. Er hatte einen zu starken Defensivring, wenig stärke im Angriff. Ich habe ihn jetzt mit dem Powerring von Mina-chan kombiniert. Sie hatte den stärksten. Jetzt dürfte es keine Probleme mehr geben.“

„Danke.“

„Und nun der von Mina-chan.“

„Ja.“

 

Ray setzte nun die übrig gebliebenen Teile zusammen. Das waren der Powerring von Shin, der Ausdauerring von Ken. Der Defensivring sowie die Bladebasis waren von Mina.

 

„So. Jetzt hast du doppelt so viel Ausdauer. Ihr solltet beim nächsten mal darauf achten, welche Teile, welche Kräfte haben. Es ist dann leichter zu gewinnen. Und es macht viel Spaß herumzuexperimentieren.“

„Ja. Danke, Ray-kun.“

„Bitte. Jetzt müsst ihr nur noch die Bitchips anbringen und dann kann’s weitergehen.“

 

Kapitel 18: Schöne Erinnerung

 

Inzwischen bei Kai. Der Russe war, kurz nachdem er den Brief abgeschickt hatte, wieder heimgekommen. Max, der auf ihn wartete, erhoffte sich nun eine Erklärung von Kai.

 

„Du bist schon wach?“

„Ja. Und jetzt sag mir bitte, was zwischen euch vorgefallen ist!“

„...“

„Kai. So kann das doch nicht weitergehen. Inzwischen sieht es dir jeder an, das du nicht mehr derselbe bist! Willst du das? Willst du dich und Ray etwa bloßstellen?“

„Was soll das denn heißen? Niemand wird hier bloßgestellt, nur weil ein paar Leute meinen, das ich ein anderer bin!“

„Kai! Es geht doch hier nicht um deinen Stolz. Oder darum, dass du mal Stolz warst!“

„Ach?“

„Es geht doch auch um Ray. Er benimmt sich ja genauso seltsam. Wenn du nicht bald mal was unternimmst, bekommt ihr eine menge Schwierigkeiten! Und das weißt du selbst ganz genau!“ Max schrie ihn nun richtig an.

„Wie?“

„Mann Kai! Bist du so schwer von Begriff?! Eure Beziehung ist in Gefahr! Wollt ihr etwa, dass es auffliegt?! Wollt ihr, dass man euch abschätzig ansieht?! Wofür habt ihr euch dann so viel Mühe gegeben, es Geheim zu halten?! Wofür, wenn es euch doch egal ist?!“

„...!“

 

Kai wurden nun endlich die Augen geöffnet. Endlich hatte ihm mal jemand gesagt, wie falsch sein und Rays Verhalten war. Würde er so weitermachen, käme alles ans Licht. Dann wären sie erledigt. Dann könnten sie wahrscheinlich nicht mehr zusammen bleiben können. Was hatte er sich nur dabei gedacht?! Was?

 

„Hast du es nun endlich verstanden? Ich will euch doch nur helfen...“

„...“

 

Kai antwortete nicht darauf. Er wusste nicht, was er darauf hätte sagen sollen...

 

„Du hast ja recht, aber...“

„Kai. Ich will wirklich nur helfen. Aber dafür müsste ich wissen, was vorgefallen ist...“

„Tut mir leid. Aber das kann ich dir nicht sagen.“

„Und warum?“

„...“

„Kai?“

„Ich... Ich weis es doch selber nicht!“

„...“

„Ich weis nicht, was mit Ray los ist! Ich habe keine Ahnung. Er will es mir einfach nicht sagen!“ Schrie Kai verzweifelt.

„Verstehe... Aber es muss etwas gewesen sein... Vielleicht solltest du es einfach noch mal versuchen.“

„Was?“

„Rede doch noch einmal mit ihm. Vielleicht... sagt er es dir ja jetzt. Ich meine, bei der Weltmeisterschaft habt ihr doch auch schon miteinander geredet, oder?“

„Na ja... Da...“

„Weist du was? Geh doch einfach auf dein Zimmer und denk über alles nach. Sobald du dich wieder beruhigt hast, werden wir schon eine Lösung finden. Ich...“

„Guten Morgen!“

„Was?“

 

Max drehte sich um und entdeckte Tyson. Kurz seufzte dieser und drehte sich nun wieder zu Kai, doch dieser wandte ihnen den Rücken zu und ging nach oben.

 

„Kai...“

„Hey Max! Was ist denn hier los?“

„Nichts. Lass uns frühstücken, okay?“

„Okay.“

 

Tyson wunderte sich zwar, belies es jedoch dabei. Ihm war das Frühstück wichtiger.

In diesem Augenblick kam Kenny die Treppe herunter und traf dabei auf Kai, der mit gesenktem Kopf langsam die Treppe hinaufschritt.

 

„Morgen Kai.“

„...“

„Äh...“

 

Noch ehe Kenny weiter mit ihm reden konnte, war Kai oben angekommen und um die Ecke gebogen.

 

„Was hat er denn?“

 

Obwohl Kenny sehr neugierig war, dachte er sich, dass es wohl besser sei, ihn lieber nicht anzusprechen. Wer weis? Vielleicht hatte er ja Mordgedanken?

 

Währenddessen saß Kai auf seinem Bett, den Kopf auf seinen gefalteten Händen gebettet.

 

„Was soll ich nur machen? Bitte Ray. Antworte mir. Ich ertrage es nicht, von dir getrennt zu sein. Ich vermisse dich so. Komm bitte zurück. Bitte, komm zurück.“

 

Einzelne Tränen liefen an seiner Wange herunter. Tränen der Verzweiflung. Tief atmete Kai durch. Immer und immer wieder. Er wollte Ray verstehen. Sich in seine Lage versetzen. Doch er schaffte es nicht. Wie könnte er? Ohne zu wissen, weswegen Ray weggelaufen war?

Kai holte noch einmal tief Luft und ging dann zu seinem Kleiderschrank. Vor diesen kniete er sich hin und zog die unterste Schublade hervor. Er legte ein paar Sachen beiseite und holte dann einen großen Umschlag hervor. Nachdem er dies getan hatte, schob er die Schublade zu und setzte sich wieder auf sein Bett. Vorsichtig öffnete er den Umschlag und breitete den Inhalt vor sich aus.

Viele Fotos lagen nun vor ihm auf dem Bett. Es waren verschiedene Orte, verschiedene Menschen, immer andere Launen. Auf jedem der Bilder, waren entweder Kai oder Ray, die auf den Fotos posierten. Ein flüchtiges Lächeln huschte über Kais Lippen. Er und Ray haben schon viel erlebt. Und das, obwohl die beiden erst seit einem halben Jahr zusammen waren. Kai sah sich jedes der Fotos noch einmal genau an, bis er zu den

Pärchenbildern kam. Es waren nur fünf, aber es waren ganz besondere Bilder. Keine Menschenseele weit und breit. Nur Ray und Kai. Gemeinsam umarmten, küssten, neckten sie sich auf den Bildern. Kai nahm diese fünf Fotos in die Hand und begutachtete sie noch genauer.

 

„Ray...“

 

Wieder huschten ein paar Tränen über sein Gesicht, trafen dabei sein Lieblingsbild. Auf diesem waren er und Ray vor einem blühenden Kirschbaum, Arm in Arm, lachend. Ray hielt dabei Kais Arm und zwinkerte in die Kamera, während Kai das Victory-Zeichen zeigte und dabei grinste. Die Kirschblüten fielen dabei kreuz und quer durch das Bild.

Noch während Kai das Bild ansah, beschloss er, zu Ray zu gehen und mit ihm zu sprechen. Fest entschloss räumte er alle Bilder, bis auf das eine, wieder in den Umschlag und legte diesen in seine Schreibtischschublade. Danach ging er wieder zu seinem Kleiderschrank und holte ein paar Sachen heraus. Er würde wohl etwas länger unterwegs sein.

 

„Warte auf mich Ray. Ich komme zu dir.“

 

Kapitel 19: Schmerzhafte Lüge

 

Nachdem Kai seine sieben Sachen gepackt hatte, ging er nach unten. Dort begegnete er Tyson.

 

„Oh. Hallo Kai. Wo wollen wir denn hin?“

„... Geht dich doch nichts an!“

„Es geht mich also nichts an? Du bist unser Captain. Wir sollten schon wissen, wo du hinwillst!“

„...“

 

Kai sagte nichts weiter und ging einfach an Tyson vorbei. Er öffnete die Tür und trat hinaus.

 

„Schön! Wie du willst! Dann werden wir eben ohne dich weitermachen!! Ach ja. Und Ray darf von mir aus auch bleiben, wo der Pfeffer wächst!!“, brüllte Tyson ihm noch hinterher.

 

Kai schloss nun die Tür und Tyson drehte sich wütend um. Dabei bemerkte er, das Max und Kenny zugehört hatten. Kenny schüttelte nur seinen Kopf, während Max Kai nachsah und an Tysons Worte dachte.

 

„Aber was kann denn Ray dafür?“, flüsterte er, mehr zu sich selbst.

„Hast du was gesagt Max?“

„Wie? Nein. Du musst dich verhört haben.“ Max lächelte Tyson an.

„...“

 

Noch immer blickte Tyson wütend drein, belies es aber dabei und kümmerte sich nun nicht mehr darum, was Max gesagt haben könnte. Dieser seufzte innerlich und hoffte, das nun alles gut werden würde.

Kai war indessen schon am Bahnhof angelangt und fuhr mit der Bahn zu Ray und dessen Team.

 

In der Zwischenzeit. Ray war gerade dabei mit seinem Team zu trainieren. Die drei Destinys verbesserten sich stetig. Ken und Mina trainierten auch im Team, um für Teambattles gerüstet zu sein. Shin hingegen durfte gegen Ray antreten. Gewann jedoch nicht, lernte dafür, seinen Blade instinktiv zu führen.

Die Stunden vergingen. Die vier Blader waren so in das Training vertieft, das sie nicht bemerkten, wie ihnen jemand zusah. Ein Junge, so um die 18 Jahre alt, mit Blau-Grauen Haaren und einer finsteren Mine, stand etwas abseits und starrte Ray an. Als Ray den Jungen bemerkte, hielt er sofort inne. Shin schaffte es dadurch, Rays Drigger aus der Arena zu kicken.

 

„Ja! Geschafft! Ich hab gewonnen! Ich konnte Ray besiegen!“

 

Schlagartig drehten sich Mina und Ken zu Shin und Ray um. Die beiden kamen auf sie zu.

 

„Klasse Shin! Du wirst ja doch besser!“

„Was sollte das denn heißen!“

„Was sagst du, Mina-chan?“

„ ...... Kai?“

„Was?“

 

Mina hatte als erste bemerkt, das Ray nicht mehr zur Arena sah und drehte sich daraufhin in dieselbe Richtung um. Bemerkte dadurch, dass Kai gekommen war.

 

„Was...?“, flüsterte Ray geschockt.

„Ray... Bist du das?“

„...“, Ray schüttelte verneinend seinen Kopf.

Kai und Ray starrten sich an. Jedoch dachte jeder der beiden an etwas anderes.

 

„Was macht er hier? Wie hat er mich gefunden? Wir haben uns doch so gut versteckt... Und zurückgeschrieben hab ich doch auch nicht... Also... Wie hat er hierher gefunden? Und... Warum musste er hier auftauchen?“

„Ist das wirklich Ray? Mein Ray? Warum hat er sich nur die Haare abgeschnitten? Warum? Und... Was macht er hier? So abgelegen... Ich hatte echte Mühe, ihn zu finden... Aber...warum? Hat er sich versteckt? Etwa vor mir?“

 

Noch immer blickten sich die beiden Jungen an. Keiner sagte ein Wort, bis Kai die initiative ergriff und ein paar Schritte nach vorn wagte.

Ganz langsam bewegte er sich vorwärts. Einen Schritt nach dem anderen. Vorsichtig hob er dabei seine Arme, dabei bedacht, Ray nicht zu verschrecken.

 

„Ray... Komm zu mir, Ray...“

„...“ Wieder schüttelte Ray seinen Kopf. Wich dabei zurück.

„Komm her. Komm in meine Arme, ja?“ Behutsam redete Kai auf den Chinesen ein.

„...Nein...“ Nuschelte dieser.

„Komm zu mir Ray.“

„Lass Ray in Ruhe!“

„…!“

„Du sollst ihn in Ruhe lassen! Er will nichts mehr mit dir zu tun haben!“

„Ray? Weiß sie es etwa?“

„...“ Vorsichtig nickte Ray. Er war den Tränen nahe.

„Warum? Warum weiß sie von uns?!“ Schrie der Russe plötzlich.

„...“ Ray atmete tief durch. „Tja...“

„Warum? Sag es mir!“

„Kai. Es ist so viel passiert. Weist du... wir haben wirklich viele schöne Tage miteinander verbracht. Ich werde diese Zeit ganz sicher nicht vergessen....“

„Wovon redest du da? Was soll das heißen?“

„Mensch Kai. Du bist doch nicht dumm...“

„...“

„...“

 

Sowohl Mina als auch Kai waren gespannt. Keiner der beiden wusste, was Ray nun vorhatte.

Ken und Shin standen währenddessen abseits und betrachteten das Schauspiel. Mitreden konnten sie nicht. Sie hatten ja keine Ahnung, worum es ging...

 

„Ich verstehe dich nicht... Was willst du mir damit sagen Ray?“

„Ray-kun...?“, flüsterte Mina.

Ray atmete tief durch, schloss für wenige Sekunden die Augen und sagte dann folgende Worte: „Es ist aus...!“

„Was?“ Kai sah Ray geschockt an.

„Ray-kun...“

 

Mina sah zu Ray hinüber. Sie sah in seine Augen, die noch immer auf Kai gerichtet waren. Doch was sie in ihnen sah, beunruhigte sie. Die Entschlossenheit, die Ray in seinen Worten hervorbrachte, war in seinen Augen nicht zu sehen. Stattdessen waren da Angst und Trauer. Mina fragte sich, warum Ray log. Was wollte er damit bezwecken?

 

„Was hast du gesagt?“

„Kai... Ich liebe dich nicht mehr. Tut mir leid.“

„Wie...?“

„Du hast schon richtig gehört. Ich – liebe – dich – nicht – mehr...“ sagte Ray so langsam, sodass Kai es verstehen musste.

„A-Aber... Ray...?!“

„Lass es Kai. Und nun: verschwinde!“

„...“ Kai verharrte noch einen Augenblick, bis ihn Rays Stimme wieder zurückholte.

„Verschwinde endlich Kai!“ Schrie Ray.

 

Kai, der Ray nicht noch mehr verärgern wollte und dessen Worte er erst noch verdauen musste, ging mit gesenktem Kopf. Nachdem sich dieser umgedreht hatte und außer Sichtweite war, flossen ein paar Tränen an Rays Wange herunter.

 

„Es tut mir leid Kai... Aber....ich kann dir nicht so einfach verzeihen... Es tut mir leid...“, dachte sich Ray noch.

„Ray-kun? Ist alles in Ordnung?“

„... Tut mir leid. Ich... Ich gehe wohl besser.“

„Ray-kun...“

 

Während der Chinese in sein Zimmer ging, sah Mina ihm mitfühlend hinterher. Nun kamen Ken und Shin auf Mina zu.

 

„Du? Was war das denn eben?“ [Ken]

„....“

 

Mina war so in Gedanken versunken, dass sie Kens Zurufe nicht mitbekam. Stattdessen ging sie nun Ray hinterher. Leise klopfte sie an seiner Zimmertür an.

Das Haus, indem sie nun wohnten, war ein einfaches Holzhaus, das mitten in einem dicht bewachsenem Wald stand. Fernab von der Zivilisation... Jeder hatte sein eigenes Zimmer, dann gab es noch ein Bad, eine Küche und ein Wohnzimmer. Zu viert lebten sie in dieser ruhigen Gegend.

 

„Ray-kun? Darf ich reinkommen?“ Fragte Mina, während sie die Tür einen Spalt weit öffnete.

„...“ Ray nickte.

 

Mina trat ein und setzte sich nun zu Ray aufs Bett. Ray lag auf seinem Bauch, den Kopf in seinem Kissen vergraben, gleichzeitig umarmte er dieses. Mina sah ihn mitfühlend an, da fing Ray an, zu reden...

 

„Es ist besser so...“ man konnte hören, das er weinte.

„... Wie meinst du das?“ Fragte sie behutsam.

„Wenn wir getrennt leben...wird uns beiden...weniger Schmerz zugefügt...“

„Ach Ray-kun...“

 

Ray drehte sein Gesicht etwas und blickte nun zu Mina. Diese legte ihre linke Hand auf seine Schulter. Ray setzte sich daraufhin hin und sah Mina, mit tränendem Gesicht, an.

Mina war von diesem Anblick zu berührt, dass sie Ray in den Arm nahm und ebenfalls anfing zu weinen. Ray legte seine Arme um Mina und versuchte, alles zu vergessen. Kai zu vergessen...

 

„Was machen die beiden da?“ Dachte sich Ken.

 

Der Junge hatte sich Sorgen gemacht und war Mina gefolgt. Zehn Minuten, nachdem diese in sein Zimmer gegangen war, hatte er die Tür einen Spalt weit geöffnet. Er sah, wie sich die beiden in den Armen lagen. Doch Ken beschloss, die beiden in Ruhe zu lassen und ging ins Wohnzimmer, wo Shin schon auf ihn wartete.

Nach 20 Minuten kam Mina zu den Jungs ins Wohnzimmer. Diese blickten sie sofort fragend an.

 

„Er schläft jetzt.... Es hat ihn sehr mitgenommen...“

„Wer war das vorhin?“ [Shin]

„...“

„Wer war das bitte?“ [Ken]

„Kai...“

„Kai. Und was hat er mit Ray zu tun?“ [Ken]

„Er...“

„Ja?“, fragten beide gleichzeitig.

„Um nichts zu viel zu sagen...“

„...“

„Ihr müsst mir aber versprechen, dass ihr Ray-kun nicht erzählt, das ich es euch erzählt habe. OK?“

„Versprochen!“ [beide]

„Ja. ... Also... Ray und Kai sind... waren ein Paar...“

„Ha?“

„...“

„Oh... Jetzt wird mir einiges klar...“ [Ken]

„Ja... Mir auch...“

„Aber bitte... Ihr dürft nichts verraten.“

„Aber sicher. Wir werden nichts sagen. Oder Shin?“

„Nein. Warum sollten wir? Ist doch nicht unser Bier. Oder?“

„Genau. Mach dir also keine Sorgen mehr. Okay Mina-chan?“

„OK. Danke Jungs.“ Mina setzte ein lächeln auf und setzte sich nun zu den beiden aufs Sofa.

 

Kapitel 20: Aufmunterung

 

Kai ging noch immer mit gesenktem Kopf durch den dichten Wald. Dachte ausschließlich an Ray und dessen Worte.

 

[i] Du hast schon richtig gehört. Ich – liebe – dich – nicht – mehr [/i]

„Wieso Ray? Wieso sagst du so etwas? Meinst du das ernst? Liebst du mich wirklich nicht mehr? ... Ist es meine Schuld? Habe ich dich dazu gedrängt? Ich möchte doch nur in deiner Nähe sein. Dich berühren. Dich umarmen. Dich küssen. Dich nie wieder loslassen. ...“

 

Kai war so fertig, dass er sich auf ein paar Baumwurzeln setzte und tief durchatmete. Er zog seine Beine an und umklammerte diese. Kai legte sein tränenverschmiertes Gesicht auf seine Knie und blickte in die Ferne. Dachte darüber nach, wie er Ray zurückholen könnte.

Die Zeit verging und Kai war nach endlosen Gedankengängen eingeschlafen.

Der Russe wachte am nächstem Morgen erst sehr spät auf. Die Sonne stand schon hoch oben am Horizont.

 

„Wo...? Ach...ja. Ray...hat sich ja...“

 

Sofort hielt Kai inne. Er wollte nicht schon wieder daran denken. Sich nicht noch einmal daran erinnern. Zu schmerzlich war die Erinnerung.

Stunden später kam Kai am örtlichem Bahnhof an. Sein Ticket galt noch für diesen Tag. Doch wollte Kai wirklich schon wieder zurück? Wollte er Ray hier lassen?

Doch das einzige, woran Kai dachte war, wie er Ray zurückgewinnen könnte. Er wollt es nicht wahr haben. Es konnte nicht wahr sein. Nie im leben, würde Ray ihn nicht mehr lieben.

 

Mit diesen und ähnlichen Gedanken kam Kai zuhause an. Doch dort fand er niemanden. Das Haus war leer. Das einzige was er fand, war ein Zettel auf dem Küchentisch.

 

[i]Kai,

Wir, das heißt, Max, Kenny und ich, haben beschlossen, die Bladebreakers zu verlassen. Ich habe keine Lust, mich mit dir und Ray, wohin auch immer er gegangen sein mag, zu beschäftigen. Du wirst selbst bemerkt haben, das wir nicht mehr harmonieren. Also machte ich den Vorschlag, das Team aufzulösen. Kenny und Max waren dafür. Mir egal, ob du es für Unsinn hältst, aber so ist es doch besser. Nicht? Ach, noch was. Sag Ray, das wir es unmöglich fanden, so wie er sich benommen hat. Wir wünschen dir und Ray noch ein schönes Leben. Sollten wir uns mal wieder begegnen, ignoriere uns. Danke.

Sayonara. [/i]

 

Mit einer ignorierenden Bewegung legte Kai den Zettel wieder hin und ging auf sein Zimmer. Dort angekommen setzte er sich auf sein Bett und sah gen Boden.

Minutenlang verharrte der Russe auf dem Bett. Sagte nichts, bewegte sich nicht. Nur langsam drehte er seinen Kopf und sah auf sein Nachtkästchen. Auf diesem Stand ein Bilderrahmen. In diesem Rahmen war ein Bild von ihm und Ray. Sie hatten damals ein Date und sind an den Strand gefahren. Während Ray im Wasser war, saß Kai auf dem Steg, der ins Meer ragte. Lachend spritzte Ray ihn nass.

Kai nahm auf dem Bild eine Abwehrhaltung ein, während er nass gespritzte wurde. Ray lachte aus vollem Herzen. ...

 

„Ich verstehe es nicht Ray... Was hast du nur?“

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

 

Mit traurigem Blick stand Ray auf und ging wieder in die Küche. Dort machte er sich eine Portion Kaffee. Hoffte, das ihn das auf andere Gedanken bringen würde.

Wenige Minuten später war der Kaffee fertig. Also nahm sich Kai eine Tasse aus dem Hängeschrank und füllt e das dunkle Getränk in diese. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, fiel ihm auf, das er Rays Tasse erwischt hatte. Seine Lieblingstasse, die mit weißen Tigern bemalt war.

Sofort erinnerte sich Kai wieder an das geschehene. Schock stand in seinem Gesicht geschrieben. Seinen Blick noch immer auf die Tasse gerichtet, fühlte er plötzlich etwas in sich aufsteigen. Diese ‚Kraft’ übernahm die Oberhand über seine Gefühle und radierte Kais Bewusstsein förmlich aus.

Nun war ER wieder da. ER ergriff die Tasse mit wütendem Gesicht, ballte seine linke Hand zur Faust. Mit einem klirren stellte ER die Tasse auf die Arbeitsfläche und drehte sich um.

 

„Na warte, Ray! Das wirst du mir büßen!“

 

Wütend, wie er war, zog er sich wieder an und marschierte nach draußen. Machte sich erneut auf den Weg zu Ray.

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

 

„Uh...“

„Ah. Wieder wach?“ Fragte Mina, den gerade wach gewordenen, Ray.

„Ja... Wie lange habe ich geschlafen?“

„Drei Stunden. Aber du warst sehr erschöpft...“

„...“

 

Ray setzte sich auf. Mina blickte ihn besorgt an. So niedergeschlagen hatte er ihn bisher noch nicht gesehen. Gerade wollte sie etwas zu ihm sagen, da fing Ray an zu reden.

 

„Du wolltest sicher fragen, warum ich mich so verhalten habe...?“

„...“ Mina nickte nur. Ließ Ray weiterreden.

„Es ist wegen IHM...“

„IHM...?“

„Kais zweites Ich... Er...“

„...“ Besorgt sah sie in sein Gesicht. Er erwiderte den Blick.

„Er macht mir Angst...“

„Ray-kun... Komm her.“

 

Sie breitete ihre Arme aus, meinte damit, das er sich ruhig gehen lassen dürfe. Ray verstand die Geste, schloss seine Augen und ließ sich von ihr in den Arm nehmen.

Mina strich sanft über seinen Rücken. Redete dabei sanft auf ihn ein.

 

„Ich... Ich wollte es ja eigentlich nicht...“ Fing Ray wieder an. „...aber...aber...ich...liebe ihn nun mal...deshalb...“

„Ich weis. Ich weis, Ray-kun...“ Auch Mina schloss ihre Augen. Machte Ray damit klar, das sie es ernst meinte.

 

Die Minuten verstrichen und die zwei lagen sich noch immer in den Armen. DA löste Ray plötzlich die Umarmung, setzte sich wieder normal hin.

„Weist du... Kai-kun ist doch nur krank...“ Fing Mina an.

„Hm?“ Ray blickte auf.

Mit einem sanften Lächeln blickte Mina ihn an. „Vielleicht... Vielleicht kann man ihm ja helfen?

„Ich weis nicht...“

„Nicht so negativ denken. Du musst es positiv angehen, dann wird alles wieder gut.“

 

Mina stellte sich lächelnd vor den Chinesen. Doch Ray senkte wieder seinen Kopf. Er glaubte nicht daran, dass man Kai helfen konnte. Auch wenn er wollte. Dafür hatte er viel zu lange gewartet.

Ihm war schon früh aufgefallen, was Kai für Stimmungsschwankungen immer hatte. Doch konnte er es damals nicht zuordnen.

 

„Aber versuchen kann man es doch... Oder?“

„Hm.... Vielleicht...“ Meinte Ray, mit einem schiefen lächeln.

 

Mit einem Grinsen griff sich Mina seine Hände, zog ihn nach oben.

 

„Na komm. Es gibt bald Essen...“ Sie versuchte ihn auf andere Gedanken zu bringen.

„Schon so spät?“ Und es funktionierte.

„Ja. Ich bin heute mit Kochen dran. Ich dachte mir, das du mir vielleicht...“ Sie setzte einen Hundeblick auf. Sah Ray bettelnd an.

„Ich soll dir also helfen...?“

„Nur zeigen wie’s geht. Okay?“

„.... Okay. Ausnahmsweise.“

„Ja! Danke.“

 

Lachend ging Mina aus dem Zimmer, Ray folgte ihr.

Kurze Augenblicke später standen die beiden in der Küche. Mina lehnte über der Arbeitsfläche und kramte in dem Hängeschrank nach einem Kochbuch, während Ray schon den Kühlschrank geöffnet und seinen Kopf hineingesteckt hatte.

 

„Ah. Ich hab eins.“

 

Rief Mina, nachdem sie das Buch in den Händen hielt. Doch Ray bekam das nicht mit und stellte weiter die Zutaten auf den Tisch. Verwundert blickte sie ihn an.

 

„Ray-kun? Was wird das? Was hast du vor?“

„Kochen...“ Antwortete dieser kurz.

„Und wie willst du wissen, was wir brauchen, ohne das Rezept zu kennen?“

„Wieso? Ich kenne das Rezept doch...“ Gab er trocken wieder, machte dabei den Kühlschrank wieder zu.

„Ha?“

„Ich habe früher täglich kochen müssen. Weil die anderen dazu nicht imstande waren...“

„D-Du kannst kochen? Richtig kochen?“

„Ist das was schlimmes?“ Der Chinese drehte sich zu Mina um.

„Du bist aber doch ein Junge? Und... Wie alt? 17?“

„Und?“

„Und? Er fragt „Und“?“, dachte sie sich, ehe Ray die Zutaten ausbreitete. „Was wirst du machen?“

„Nachdem ihr nicht allzu viel eingekauft habt... werde ich zuerst eine Tomatencremesuppe, dann bunte Reisbällchen nach meiner Art und zum Nachtisch kandierte Pfirsiche machen. Einverstanden?“

„Ohm... Schon, wenn ich wüsste, was das ist

Ein Lächeln huschte über Rays Lippen. „Ich werde dir zeigen, wies geht. Danach kannst du es locker selber machen. Was ist eigentlich mit Ken und Shin?“

„Was mit denen ist?“

„Können die beiden kochen?“

„Was? Wenn nicht einmal ich richtig kochen kann, wie sollen es dann die beiden zustande bringen?“ Sagte sie lachend.

„Dann hol sie doch bitte mal her.“

„Herholen? Wieso?“

„Dann kann ich euch auch gleich ein paar Grundtechniken zeigen. Oder wollt ihr ewig von Fertigessen leben?“

„Das nicht. Okay. Ich hole sie. Warte nur eine Sekunde, ja?“

„Ja.“

 

Wenige Minuten später kam Mina mit den anderen Jungen zurück. Anfangs hatten die beiden keine Lust, Kochen zu lernen, doch nachdem sie bemerkt haben, wie spaßig es sein konnte, blieben sie sogar da.

Ray zeigte ihnen wie man die Tomaten blanchierte, schälte und richtig verarbeitete. Zudem zeigte er ihnen noch, wie man den Reis richtig zubereitete. Verriet ihnen dabei auch sein Geheimrezept, die „bunten Reisbällchen“.

 

„Die hatte Tyson immer am liebsten. Ich glaube, zwei bis dreimal die Woche durfte ich sie machen.“ Erzählte er so nebenbei.

„Tyson scheint buntes zu mögen...“

„Oh ja. Er war derjenige von uns, der am meisten verschlang...“

„Hm... Bei deiner Kochkunst ist das kein Wunder.“ Meinte Shin beiläufig.

Etwas von diesen Worten überrascht hielt Ray kurz inne. „Danke.“

„Bitte.“

 

Wieder schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des Chinesen. Die nächste Stunde verbrachte das Team ausschließlich in der Küche. Dabei bemerkte Mina, das Ray wieder gute Laune hatte.

 

„Ich glaube, das hat er gebraucht.“ Schlussfolgerte sie im Stillen.

„Hast du was gesagt?“ Fragte Ken das Mädchen.

„Nein. Hast dich sicher verhört.“

 

Die Vorbereitungen waren früh abgeschlossen. Während Ken und Shin auf die Reisbällchen acht gaben und Mina die Suppe im Auge behielt, deckte Ray den Tisch.

 

Kapitel 21: Erneutes Treffen

 

Beim Essen. Ken, Shin und Mina saßen eine Weile vor den Tellern und trauten sich nicht so recht, das selbstgekochte zu probieren.

 

„Was ist?“

„Ich weis nicht... Was, wenn es nicht schmeckt?“ Ein leichtes zittern konnte man Minas Stimme entnehmen.

„Ach Quatsch. Ich war doch dabei. Es wird euch sicher schmecken.“ Ray versuchte sie zu motivieren.

„...Okay...“ Gaben die drei im Chor wieder.

 

Zögernd nahmen sie einen Löffel der roten Brühe und kosteten diese, Ray tat es ihnen gleich. Sogleich konnte man einen gewissen Glanz in ihren Augen sehen.

 

„Köstlich!“

„Himmlisch!“

„Überirdisch!“

„Ich sagte ja, das es euch schmecken wird.“

„Du bist der größte!“

„Danke das du bei uns bist!“

„Das haben wir nur dir zu verdanken. Danke Ray-kun!“

„Zu viel der Ehre. Esst lieber auf.“

„JA!“ Waren die letzten Worte, ehe sie sich auf ihr Essen stürzten.

 

Nachdem das Team aufgegessen hatte, wurde abgestimmt, wer abwusch. Das Glück war auf der Seite Kens und Shins.

 

„Okay. Dann waschen Ray-kun und ich halt ab. Aber dafür seit ihr morgen dran!“

„Ja, Ja. Machen wir. Viel Spaß!“

„Werden wir haben.“

 

Meinte Mina neckisch und klammerte sich bei Ray ein. Sofort warf Ken ihm neidische Blicke zu, die den beiden nicht entgingen.

Der Chinese löste sich aus der Umarmung und krempelte sich die Ärmel hoch. Mina tat es ihm nach einem kurzem Blick gleich.

Gemeinsam wuschen sie die Teller, Töpfe und das Besteck ab. Nach nur 30 Minuten waren sie fertig. Mina trocknete sich gerade die Hände ab, da fiel ihr etwas kleines, glänzendes auf, das Abseits der Arbeitsfläche lag.

Sie hob das kleine runde etwas auf.

 

„Das ist ja ein hübscher Ring. Wo kommt der her?“ Fragte sie ins Nichts hinein.

Verwirrt drehte sich Ray zu ihr um. „Was hast du...?“

 

In demselben Moment fiel ihm auf, was sie in der Hand hielt. Er trat einen Schritt nach vorn und riss ihr den Ring aus der Hand. Geschockt blickte sie ihn an.

 

„Ray-kun? Gehört der dir?“

„ ... Ja...“ Er blickte dabei traurig auf das Schmuckstück.

„Und von wem ist der?“

„...Das...“

„...“

„Das...ist unser Eheversprechen...“

„Eh...? Dann ist der von...?“

Ray nickte nur leicht.

„Woher...? Ich meine... Wie...?“

„Er war in dem Brief...den er mir damals...“

„... Verstehe. Was... was schrieb er denn?“

„Ich...Ich solle zurückkommen... Das er ohne mich nicht leben könne...“

„Ray-kun...“

„Ich vermisse ihn ja auch... Aber...“

„.... Ruf ihn doch an...“ Sagte sie mehr zu sich selbst.

„Was?“

„Ja. Warum nicht. Ruf ihn an und klär es mit ihm. Vielleicht hilft es dir, dich davon zu befreien...?“

„...“

„Ich meine... Am Telefon kann er dir doch kaum wehtun... Versuch es doch einfach mal?“

„... Du hast Recht. Ich sollte es wenigstens versuchen.“

 

Mit einem Lächeln auf den Lippen, klopfte sie kurz auf seine Schulter und ging dann zu den beiden anderen Jungs ins Wohnzimmer.

Ray hingegen verschwand in sein Zimmer, schloss dieses ab. Kurz darauf setzte er sich auf einen Stuhl, starrte das Telefon an, das auf seinem Schreibtisch stand. Lange Zeit beobachtete er dieses.

Bisher hatte er es noch nicht benutzt. Fand keinen gebrauch dafür. Doch Mina und die anderen meinten, das er auch eines bräuchte, wie jeder von ihnen.

Ray stieß einen Seufzer aus, ehe er zum Telefon griff und die Tasten ansah. Er tippte die Nummer der Bladebreakers ein und wartete. Das Freizeichen kam. Er wartete noch immer. Auch nach einer Minute ging niemand an das Telefon. Ray legte auf. War zum einen erleichtert, zum anderen traurig darüber, dass niemand abnahm.

Ein erneuter Seufzer verlies seine Kehle. Der junge Chinese stand auf. Genau in diesem Moment klopfte jemand an seiner Fensterscheibe. Da Ray die Vorhänge noch zu hatte, musste er diese erst öffnen, um zu sehen, wer da geklopft hatte. Doch nachdem die Sicht frei war, stockte ihm der Atem.

 

„Kai...!“ Brachte Ray nur flüsternd hervor.

„...“ Kai sagte irgendetwas, doch verstehen konnte man ihn nicht.

 

Ray spürte, wie sich die Gänsehaut auf seinem Körper ausbreitete. Doch lies er sich davon nicht abhalten und öffnete langsam das Fenster. Trat danach einen Schritt zurück.

Kai stieg langsam durch das Fenster, stellte sich vor Ray auf, den Blick zum Boden gerichtet. Seine Augen wurden wegen seiner Haare verdeckt. Sodass man sie nicht sehen konnte.

 

„K-Kai... Ich...“

„...“ Kai reagierte nicht. Hörte zu, was Ray zu sagen hatte. Starrte noch immer auf den Boden.

„Kai! Ich hab dich so vermisst.“

 

Tränen bahnten sich ihren Weg an die frische Luft. Doch Ray wehrte sich nicht dagegen. Es waren Freudetränen, die allein Kai galten. Ein sanftes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, sah Kai ins Gesicht.

Kai reagierte noch immer nicht. Es sah aus, als würde er in Trance stehen.

Der Chinese trat einen Schritt nach vorn. Stand nur noch weniger Zentimeter von Kai entfernt. Doch dieser regte sich noch immer nicht.

 

„Kai? Was hast du?“ Fragte Ray behutsam.

„...“

 

Plötzlich hielt sich Kai die Hände an den Kopf und kniete sich hin. Schmerzverzerrte Züge zierte nun sein Gesicht.

 

 

„Kai?!“ Erschrocken kniete sich Ray zu Kai, fasste ihn an der Schulter an.

„Argh!“

„Kai!“

„...Geh...“ Brachte Kai unter Schmerzensschreien hervor.

„Was...?“

„Geh! ... Schnell!! Ah!“ Kai schrie immer lauter.

„Nein!“ Ray umarmte den Jungen vor sich.

„Argh... Hng...“

 

Kai schlug Ray von sich weg. Geschockt blickte der Chinese den Russen an. Fing an zu zittern. Kai, dessen anderes Ich wieder aufgetaucht war, packte Ray gewaltsam an seinen Armen, drückte ihn zum Boden.

Ein laszives Grinsen umgab die Lippen Kais.

Und obwohl Ray es mit der Angst zu tun bekam, rührte er sich nicht vom Fleck. Sah stattdessen entschlossen in das Gesicht seines Gegenübers. 

 

„Haha! Du willst dich wohl wehren?!“

„Du bist nicht Kai... Kai würde so etwas niemals tun...“ Erneut kamen Tränen zum Vorschein.

„Nein... Kai ist ein... Ah...“

 

Ein lächeln erhellte Rays trauriges Gesicht. Der Chinese lächelte den Russen freundlich an, flüsterte ein paar unverständliche Worte.

 

„...liebe Kai... von...ganzem...Herzen...“

„Halt...die...Klappe...!“

„...werde...ihn...für immer...lieben...“

„Ich sagte, du sollst aufhören!“ ER konnte sich das nicht mehr mit anhören und schlug Ray mit der Faust.

„...immer lieben...“ Brachte Ray unter Tränen und geschwollener Wange hervor.  Doch er gab nicht auf, redete weiter.

„...Hn! R-Ray...“

„…Kai?!“

„Du…musst…dich…in Sicherheit...bringen... Schnell...!“

„Nein Kai... Ich bleibe hier... Ich lasse dich nicht mehr allein...“

„A-Aber...“

„Kai... Du weißt doch...das ich dich liebe...“

„Ray...“

 

Kais Griff wurde lockerer, sodass sich Ray befreien und ihn umarmen konnte. Ray drückte den Körper in seinen Armen fest an den seinen, wollte so schnell nicht mehr loslassen.

„...Ah...Hng...“ Erneut wurde Kai von Schmerzen ergriffen, kauerte sich daraufhin zusammen.

 

Ray konnte dem nur zusehen. Wusste nicht, was er hätte tun sollen. Panisch blickte er auf den Russen, der sich vor Schmerzen krümmte. Doch plötzlich wurde es ruhig.

 

„K-Kai...?“

„...Ray...“ Konnte dieser nur noch flüsternd von sich geben, ehe er erschöpft zusammenbrach.

 

Ray hob den jungen Mann daraufhin an und platzierte seinen Kopf auf seinem Schoß. Mit einem glücklichem Lächeln strich Ray immer wieder durch das graublaue Haar.

 

„Kai... Ich liebe dich. Und werde es immer tun.“

Im Halbschlaf antwortete der Russe: „Ich...dich...auch. Bis...in alle...Ewigkeit...“

„Kai...“ Ein friedliches Lächeln umgab Rays Lippen.

 

Kapitel 22: Wieder vereint

 

Mit einem Lächeln wandte sich Mina vom Fenster ab. Sie hatte bemerkt, dass Kai zurückgekommen war und machte sich Sorgen, woraufhin sie ihm nachging.

 

„Hihi. Wusste ich’s doch. Er liebt ihn genauso. Wie süß die beiden doch sind.“

„Ah. Hey Mina-chan.“ Winkend ging Ken auf seine Kollegin zu. „Was ist los? Warum grinst du so?

„Jetzt wird alles wieder gut.“ Mit einem breiten Grinsen ging sie an Ken vorbei.

„Hä?“ Verwirrt drehte er sich um. „Was meinst du damit?“

„Das, was ich gesagt habe. ... Kommst du bitte mal mit?“ Sie drehte sich zu ihm um.

 

Mit den Armen hinterm Rücken und leicht gebückt, sah sie ihn mit einem treuen Hundeblick an. Ken wurde rot, versteckte sein Gesicht hinter seinen rotbraunen Ponysträhnen. Verlegen nickte er.

Sie lächelte, griff sich seine Hand und zog ihn mit sich mit.

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

 

Etwa eine Stunde später wachte Kai in Rays Bett auf. Dieser kam gerade zur Tür herein und setzte sich zu Kai aufs Bett, der sich aufgesetzt hatte.

Kai lies seinen Blick umherschweifen. Erkundete erst das Zimmer, dann den Jungen an der Bettkante. Gleich darauf fiel ihm auf, dass Rays Backe angeschwollen war.

 

„...Tut mir leid...“ Nuschelte er vor sich hin.

Ray drehte sich zu ihm um und schüttelte seinen Kopf. „Das warst nicht du...“

„Aber...!“

„Na, na. Wer wird denn?“

„...“

 

Ray lächelte ihn an und krabbelte kurz darauf zu Kai unter die Decke, umarmte diesen. Kai erwiderte die Geste mit einem Lächeln und gemeinsam schliefen sie nach einiger Zeit ein.

 

Mina hatte in der Zwischenzeit das Abendessen vorbereitet und war nun auf dem Weg zu Ray. Sie öffnete leise die Tür und lugte hinein. Sie schloss diese sofort wieder, drehte sich um und ging.

 

„Süß, die beiden.“ Meinte sie fröhlich lächelnd.

 

Zurück in der Küche, Ken saß schon auf seinem Platz, dieser sah sie fragend an.

 

„Sie schlafen noch.“ Sagte sie mit einem Lächeln, dass nicht viel verraten mochte.

„Sie?“ Wunderte sich Ken.

„Na, Ray-kun und Kai-kun.“

„Kai? Der, der...?“

„Ja.“

„Wo... Wo kommt der denn her?“

„Die Liebe hat ihn hergetrieben.“

„Hä?“ Ken verstand nicht, wovon Mina sprach.

„Vergiss es!“

„Hm?“

 

Gerade nachdem sie dieses Gespräch beendet hatten, kam Shin in die Küche. Ken hatte schon angefangen zu essen.

 

„Ist was?“

„Nein. Alles okay.“

„Na schön.“ Meinte der Junge und fing ebenfalls zu essen an.

 

Was die beiden nicht wussten, Shin hatte alles mitbekommen, da sie etwas lautere Stimmen hatten. Deshalb beschloss er, die beiden mal zu besuchen.

Nachdem er aufgegessen hatte, und Mina und Ken abspülten, schlich sich Shin zu Rays Zimmer. Langsam öffnete er die Tür, sah hinein. Doch niemand war zu sehen. Er öffnete die Holztür nun gänzlich, sah sich erneut um, doch es war keiner im Zimmer.

Da er nicht unbedingt warten wollte und auch zum Suchen zu faul war, begab er sich ins Wohnzimmer und sah zusammen mit den anderen beiden fern.

 

 

In der Zwischenzeit hatten es sich Kai und Ray an einem kleinen Bach, der nur wenige Meter des Hauses entfernt lag, gemütlich gemacht. Sie saßen dort Arm in Arm und betrachteten die Sterne, die wegen des Neumondes, gut zu sehen waren.

 

„Wann...hat es mit IHM angefangen?“

 

Kai unterbrach die Stille. Sein anderes ICH machte ihm zu viele Sorgen, als dass er es einfach abstempeln und vergessen könnte. Ray verstand seine Sichtweise.

 

„Ungefähr...ein paar Wochen nachdem wir zusammengekommen waren.“ Meinte Ray, gab dies jedoch nur leise zu verstehen.

„Verstehe... Und...du hast es die ganze Zeit ertragen?“

„... Anfangs war ER nur selten da. Doch... Irgendwann...Wurde ER immer aggressiver...“

„...Tut mir leid...“

„Du kannst doch nichts dafür...“

„Doch. Nur wegen mir musstest du leiden...“ Kai blickte Ray verzweifelt an.

Ray lächelte, schüttelte den Kopf. „Nein. Wenn, dann bin ich schuld. Ich hätte es dir sagen müssen...“

„Aber dafür kannst du doch nichts...!“

„Kai... Ich verstehe, wie du dich fühlen musst, doch... Hätte ich dir das alles gesagt, wäre es doch nie so weit gekommen!“ Ray sah nun in das Gesicht des Russen. „Das ist allein mein Fehler gewesen. Aber jetzt ist doch wieder alles okay. Wir werden zu einem Arzt gehen und dann sehen wir weiter. Okay?“

„...!“

 

Kai sah, dass es Ray noch immer wehtat, in seiner Nähe zu sein. Somit umarmte er den Jüngeren und streichelte ihm über den Rücken.

Leise Worte flüsterte er ihm zu, die Ray beruhigten. Kai und Ray lösten sich etwas voneinander, sahen sich tief in die Augen und küssten sich daraufhin.

 

Die Minuten und Stunden vergingen.

Fortsetzung Folgt...

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